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Das Transkript zur Folge 228 mit Professor Andreas Schwiertz:

Ein Interview über die Überprüfung von Antigen-Schnelltests mit...

Mein Name ist Andreas Schwiertz. Ich bin Leiter der Molekular- und Mikrobiologie-Abteilung in einem Fachlabor in Herborn. Wir beschäftigen uns im Großen und Ganzen mit der Mikrobiologie des Menschen und weisen derzeit natürlich auch SARS-CoV-2 Viren nach. Von Haus aus bin ich Mikrobiologe und lehre noch an der Universität in Gießen zum Thema "Mensch-Mikroben-Interaktion".

Wie werden Antigen-Schnelltests derzeit überprüft?

Ein positiver Antigentest muss immer durch eine PCR bestätigt werden. Das bedeutet, wenn jemand positiv mit dem Antigentest bestätigt worden ist, dann muss er sich entweder beim Gesundheitsamt melden, oder er geht selber zu einem Abstrich-Zentrum und sagt, dass er positiv im Antigentest getestet worden ist, und im Abstrich-Zentrum wird noch mal ein Abstrich genommen und dann mit PCR bestätigt.

Was ist mit Ihrer neuen Methodik nun dabei anders?

Was wir in Zusammenarbeit mit einem Schnelltest-Zentrum entwickelt, oder sagen wir sogar ausprobiert haben, ist, ob man aus der Abstrichprobe, die man genommen hat, nicht auch eine PCR machen kann. Das heißt, das Abstrichröhrchen, was ja benutzt worden ist, kommt dann ja in eine spezielle Lösung, und diese Lösung wird dann auf diesen Antigen-Teststreifen aufgetropft.

In dieser Lösung ist das Virus ja noch vorhanden. Und wir haben ausprobiert, ob man aus dieser Lösung noch eine PCR machen kann und konnten bestätigen, dass wenn diese Lösung innerhalb von 24 Stunden bei uns im Labor eintrifft, dann können wir tatsächlich daraus noch eine Bestätigungs-PCR machen.

Welche Vorteile bietet dieses Vorgehen?

Das sind an sich zwei Sachen. Das eine ist die Schnelligkeit. Sie können natürlich einen positiven Antigentest... wenn Sie den zum Beispiel per Post oder Kurier ins Labor schicken, innerhalb von 24 Stunden bestätigen. Sie müssen dann eben nicht extra noch einen Termin machen, damit Sie beim Abstrich-Zentrum abgestrichen werden.

Und das ist natürlich auch, das Zweite ist eine Form der Bequemlichkeit. Das heißt, ich kann, wenn ich zum Beispiel in der Apotheke oder zu Hause positiv getestet bin, kann ich diesen Test einfach versenden und warte einfach auf mein Ergebnis und muss nicht noch auf einen Termin warten in einem Abstrich-Zentrum, der vielleicht in 2-3 Tagen ist. Das heißt, es ist für alle bequemer und an sich auch sicherer.

Wie genau ist dieses Vorgehen?

Bei der PCR-Methode, die wir verwenden, und das ist bei den meisten anderen Laboren auch so, haben wir eine interne Kontrolle, und diese interne Kontrolle schaut auf ein sogenanntes "Housekeeping Gene", also Housekeeping Gen des Menschen. Das heißt, wenn der Abstrich korrekt entnommen worden ist, dann kann ich dieses Gen dieses Housekeeping Gen nachweisen. Wenn der Abstrich nicht korrekt entnommen worden ist, dann finde ich dieses Gen nicht.

Das ist eine Sicherheit, dass wirklich genügend Material abgenommen worden ist, weil bei jeder Abnahme nehmen Sie immer auch ein bisschen humanes Material mit. Und damit können Sie überprüfen, dass Sie tatsächlich diese Abnahme korrekt gemacht haben. Wenn dieses, wie man so schön sagt, Housekeeping Gen nicht da ist, dann wissen Sie, dass die Abnahme nicht korrekt gemacht wurde.

Was man vielleicht auch noch sagen kann, wir haben natürlich auch überprüft, wie ist es mit negativen Proben? Also jemand, der negativ im Antigentest getestet worden ist, bestätigt sich das in der PCR?

Es ist tatsächlich so, dass bei negativen Proben über 90% oder sogar 95% der Leute tatsächlich negativ waren. Aber nichtsdestotrotz weisen wir teilweise auch noch positive Probanden auf. Und das deutet, so wie wir das sehen, darauf hin, dass sie entweder am Beginn einer Infektion sind, das heißt der Antigentest hat noch gar nicht genügend Material, um ein Virus nachzuweisen, oder am Ende einer Infektion sind. Das heißt, jedem muss klar sein, ein Antigentest gibt keine hundertprozentige Sicherheit.

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