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Das Transkript zur Folge 229 mit Perihan Ülkü:

Ein Interview über physische Folgen des Home-Office mit...

Ich bin Perihan Ülkü, Marketingmanagerin für gesunde und ergonomische Arbeitsplatzlösungen und zertifizierter Ergonomie-Coach bei der Firma Fellowes.

Wer wurde im Rahmen Ihrer Studie befragt?

Bei der Studie zur Kampagne "The New Way of Working" handelt es sich um eine Umfrage, die von uns in Auftrag gegeben worden ist. Dabei wurden deutschlandweit tausend Büroangestellte befragt, die mindestens vier Monate aufgrund der Pandemie von zu Hause aus arbeiten.

Die Studie gibt Einblicke in die Erfahrungen von Arbeitnehmern mit erzwungener Heimarbeit, die physische und psychische Gesundheit von Arbeitnehmern, die Unterstützung durch Arbeitgeber sowie die Einstellungen und Erfahrungen, die sich durch die Arbeit von zu Hause entwickelt haben. Die Studie wurde im November 2020 in sieben Ländern durchgeführt und zu Beginn dieses Jahres gelauncht.

Wie bewerten die Befragten das Home-Office?

Trotz der weitverbreiteten Ansicht, dass Homeoffice eine bessere Work-Life-Balance bedeutet, arbeitet fast die Hälfte, das heißt 46%, zu Hause länger als im Büro, wobei mehr als jeder Vierte nicht in der Lage ist, sein Privatleben von seiner Arbeit zu trennen. Jeder Fünfte fühlt sich schuldig, wenn er eine Pause einlegt.

Obwohl die Arbeit von zu Hause eine physische Belastung darstellt und sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt, möchten dennoch wirklich 90% von zu Hause arbeiten und genießen doch lieber die größere Flexibilität.

Das heißt aber nicht, dass die Befragten fünf Tage im Homeoffice arbeiten möchten. Sie wünschen sich doch lieber den hybriden Arbeitsansatz. Die Studienergebnisse zeigen, dass 70% sich jedoch motivierter und produktiver fühlen, wenn sie eine bessere Arbeitsumgebung zu Hause hätten.

Über welche physischen Folgen klagen die Befragten?

Klar, ganz oben Volksleiden Nummer eins die Rückenschmerzen mit 39%. Beim Arbeiten am Küchentisch oder am Esstisch oder auf dem Sofa, ist das natürlich kein Wunder. Es ist daher keine Überraschung, dass fast die Hälfte, 48% der zu Hause Arbeitenden auch eine höhere körperliche Belastung erfahren als im Büro.

Im Büro hat man den höhenverstellbaren Arbeitsplatz, bestimmte Bewegungsmöglichkeiten, Prozesse. Und da sind BGM-Maßnahmen entsprechend schon eingeführt und viele Unternehmen arbeiten... und achten darauf, dass ihre Mitarbeiter gesund arbeiten. Im Homeoffice ist das anders. Nach den Rückenschmerzen folgen natürlich auch Kopfschmerzen, überanstrengte Augen.

Das wichtigste Gut eines Unternehmens sind immer noch seine Mitarbeiter. Wenn Mitarbeiter aber an schlecht ausgestatteten Arbeitsplätzen acht Stunden täglich arbeiten, ist es keine Überraschung, dass solche Beschwerden auftreten. Mangelnde Bewegung und eine schlechte Sitzhaltung führen zu erheblichen Beschwerden. Es ist daher unerlässlich, seinen Arbeitsplatz in einen dynamischen Arbeitsplatz zu verwandeln. Und das ist eigentlich gar nicht schwer.

Was ist ein dynamischer Arbeitsplatz?

Also, ein dynamischer Arbeitsplatz, das bedeutet... den Arbeitsplatz... Es heißt nicht unbedingt höhenverstellbare Schreibtische, um zwischen Sitzen und Stehen zu arbeiten. Im Büro steht ein Drucker in der Nähe oder auf dem Flur, der Papierkorb ist in der Nähe, sodass man eigentlich immer die Möglichkeit hat, sich zu bewegen. Zu Hause ist das natürlich nicht unbedingt so.

Zu Hause arbeitet man entweder am Küchen- oder am Esstisch, und da hilft eigentlich... eine sehr einfache Regel, die 40-15-5-Regel. Hier kann man Eigeninitiative zeigen und Bewegungsmangel verringern. Es direkt umzusetzen bedeutet, jede Stunde wird in drei Einheiten zerlegt. 40 Minuten Sitzen, 15 Minuten Stehen und 5 Minuten Bewegen. Das bedeutet, man sitzt gleich ein Drittel weniger und verbringt 160 Minuten täglich weniger im Sitzen als gewohnt, und man muss sich dafür nicht einmal anstrengen.

Wie können Arbeitgeber das Home-Office verbessern?

Es ist so, dass 59% der Befragten vom Arbeitgeber für das Homeoffice die Hardware ausgestattet bekommen haben. Das ist logisch, ohne Laptop oder Desktop kann nicht gearbeitet werden, das heißt, die befragten Arbeitnehmer haben ihre Produkte, ihre Ausstattung vom Büro mit ins Homeoffice genommen. Das ist der größte Teil gewesen.

Dennoch muss der Arbeitgeber darüber nachdenken, welche Unterstützung die Mitarbeiter benötigen, die vorübergehend zu Hause arbeiten, und ab wann eine vorübergehende Vereinbarung zu einer dauerhaften Arbeitsweise wird.

Um die Arbeitnehmer zu unterstützen, sollten Arbeitgeber klare Richtlinien für Arbeitsmittel und Technologien haben, damit auch entsprechend festgelegt und überprüft wird, was die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeiter sind. Arbeitgeber müssen Verantwortung übernehmen und innerhalb ihrer Organisation zusammenarbeiten, um die Arbeitspraktiken kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen und die Gesundheit ihrer Belegschaft zukunftssicher zu machen.

Wichtig ist, die Mitarbeiter auf eine Risikobewertung ihres Arbeitsplatzes hinzuweisen, um etwaige Probleme mit ihrer Heimarbeitseinrichtung zu identifizieren. Die regelmäßige Einbindung der Mitarbeiter hilft bei der Identifizierung unter ständig anderen Risiken für die physische Sicherheit, aber auch die Gesundheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

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