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Nachgefragt! Folge 241 mit Prof. Dr. Karl Forchhammer

Das Transkript zur Folge 241 mit Professor Karl Forchhammer:

Ein Interview über einen alternativen Antigentest mit...

Mein Name ist Karl Forchhammer. Ich leite den Lehrstuhl für Mikrobiologie am Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin der Universität Tübingen.

Wie funktioniert der neu entwickelte Antigentest?

In unserer modernen Labordiagnostik werden eben Antikörper im Blut mit der sogenannten "ELISA-Technik" detektiert. Dabei wird eben das Serum in einer Art Mikrorobotik in Plastikschälchen übertragen. Da wird eben festgestellt, ob das... ob die Antikörper, die in dem Serum vorhanden sind, mit entsprechenden Antigenen, die man auf diese Plastikschälchen aufgebracht hat, ob die damit binden können und wechselwirken.

Dann spült man das Ganze, wäscht das Ganze aus, überträgt Farbreaktionen dazu, und kriegt dann am Ende sozusagen eine Farbreaktion, wenn Antikörper vorhanden sind. Und das Ganze funktioniert aber nur, wenn das Ganze in... oder funktioniert nur dann zuverlässig, wenn das mit einer Robotik gemacht wird. Und das Ganze wird dann über relativ teure Apparaturen, über diese ELISA-Maschinen dann durchgeführt, dieses Verfahren.

Und dieses Verfahren vom Kollegen Huergo, das wir dann in Tübingen evaluiert haben, das beruht nun auf einer Methode, die man sozusagen händisch durchführen kann. Da wird eben über... Mit Nanopartikeln werden diese entsprechenden Antigene draufgebracht, und diese Nanopartikel werden dann mit diesen Seren, die man testen möchte, vermischt, in kleinen Schälchen, in vielen Parallelen. Also man kann da auf einen Schlag zwanzig Proben nebeneinander bearbeiten.

Und dann wird eben, wenn im entsprechenden Serum Antikörper vorhanden ist, bindet dieser Antikörper an die magnetischen Nanopartikel, an die man vorher die Antigene aufgebracht hat. Und dann wird das Ganze mit so kleinen magnetischen Nadeln, die man dann... wie eine Art Kamm schaut das aus, steckt man das dann in die Röhrchen rein, zieht man praktisch die... die Probe raus, überträgt sie in ein neues Schälchen in Waschflüssigkeit und am Ende in eine Färbelösung und erhält dann auf diese Weise eine sehr gute... oder ein sehr... sehr wenig Hintergrund.

Also das ist extrem sensitiv. Und es geht wesentlich schneller als beim klassischen ELISA, weil durch diese Nanopartikel sich das auf einer sehr kleinen Oberfläche befindet und diese... je kleiner das ist, umso schneller geht die Reaktion. Eine große Oberfläche, aber ein extrem kleines Partikelchen. Das heißt, wir haben ein sehr großes Oberflächenverhältnis zur Partikelgröße. Deswegen können die Antikörper da ganz schnell anbinden, und man kann innerhalb von zehn Minuten den gesamten Prozess durchführen.

Wir haben also nach zehn Minuten bereits eine Antwort, ob hier Antikörper vorhanden sind. Beim klassischen ELISA dauert das Ganze mindestens ein bis zwei Stunden. Und es ist eben wesentlich kostengünstiger, weil man eben hier diese teuren Apparate nicht braucht. Man kann das Personal, das das macht, relativ schnell einlernen. Und das kann dann eben auch von Technikern durchgeführt werden, in Laboren, die sich eben nicht so eine teure ELISA leisten können.

Für wen eignet sich dieses Verfahren besonders?

Der ist also deswegen besonders gut für eben solche Regionen geeignet, wo eben so eine teure ELISA-Technik nicht vorhanden ist, in erster Linie. Beispielsweise kann man auf die Weise die Durchseuchung feststellen in Dritte-Welt-Ländern. In Afrika, in Südamerika und so weiter, wo eben die entsprechende teure ELISA... diese... das Geld nicht vorhanden wäre, um überhaupt diese Diagnostik zu machen.

Und es ist, denke ich, wichtig, dass wir auch mit Hilfe dieses Antigen... Antikörper-Testes können wir eben feststellen, ob schon Antikörper in der Bevölkerung vorhanden sind. Das heißt, ob bereits eine Infektion stattgefunden hat. Wir blicken sozusagen zurück auf das Infektionsgeschehen, das bereits stattgefunden hat.

Man darf deswegen diesen Test nicht verwechseln mit den Antigen-Tests, bei denen eine akute Infektion feststellt. Beim Antigen-Test stellt man fest, ob Virus vorhanden ist. Beim Antikörper-Test stellt man fest, ob Antikörper gegen den Virus vorhanden sind. Das heißt, wir blicken zurück in die Geschichte.

Wir können deswegen sagen, ob zum Beispiel bei der Immunisierung, bei der Impfkampagne, ob das angesprochen hat, ob bereits vielleicht schon mal eine latente Infektion stattgefunden hat und kann gut prognostizieren, wir sich zum Beispiel neue Infektionswellen auswirken werden. Das ist der große Vorteil dieser Technologie.

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