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Nachgefragt! Folge 250 mit Prof. Dr. Klaus Rabe

Das Transkript zur Folge 250 mit Professor Klaus Rabe von der Universität in Kiel:

Ein Interview über das Post-Covid-Syndrom mit...

Mein Name ist Klaus Rabe, ich bin Lungenarzt. Ich habe die Funktion des ärztlichen Direktors der Lungenklinik in Großhansdorf, das ist außerhalb Hamburgs. Und bin der Professor für Innere Medizin der Universität in Kiel und vertrete dort das Fach der Lungenheilkunde, der Pneumonie.

Covid ist in aller Munde. Das brauche ich sozusagen nicht weiter erwähnen. Aber es gibt natürlich Formen der Erkrankung, die für uns als Ärzte sehr wichtig sind.

Was versteht man unter dem Post-Covid-Syndrom?

Wie der Name sagt, es ist eine Erkrankungsform, die wir kennen nach durchgemachter Coronavirus-Infektion. Zum Teil nach schweren Verläufen. Aber eben auch zunehmend, darum sollten wir darüber reden, bei Patienten, die einen relativ milden Verlauf gehabt haben. Akut, aber dennoch länger anhaltende Symptome haben. Und wenn jemand so etwas hat, sprechen wir von Long-Covid oder Post-Covid-Syndrom.

Wer ist vom Post-Covid-Syndrom betroffen?

Ja, die Frage ist, kann man bei jemandem sehen, dass jemand so eine langwierige Erkrankung haben wird? Das ist gar nicht so einfach. Es ist so, dass, wie Sie sich vorstellen können, ein Patient, der schwersterkrankt war, auf der Intensivstation war, beatmet werden musste über eine lange Zeit, der hat natürlich einen langwierigen Verlauf. Wobei es für uns nicht einfach ist, zu unterscheiden, geht die Langwierigkeit der Symptome primär a conto Beatmung. Weil das ist natürlich was sehr Eingreifendes.

Das ist bei diesen Patienten manchmal nicht ganz einfach. Die haben natürlich auch sehr lange Verläufe. Post-Covid ist aber eigentlich kreiert für eine ganz andere Form. Für die Tatsache, dass jemand zwar krank ist, in der akuten Phase. Aber dennoch manchmal mit einer Latenzphase, wo es einem zwischendurch besser geht. Nach Tagen oder Wochen Symptome entwickelt, die eigentlich schlecht vorhersehbar sind.

Wo man manchmal überrascht ist: Wie kommt es, dass bei einer Person im jüngeren Alter, der es akut gut abgemacht hat, doch so langwierig Probleme entstehen? Das ist, was man klassischerweise als Post-Covid bezeichnet.

Und ehrlich gesagt... Ich habe eine Sprechstunde. Ich sehe Patienten ambulant. Und in den letzten Wochen und Monaten ist ein nicht geringer Anteil von Patienten, die ich sehe... Patienten, die diffuse Beschwerden haben. Zum Teil sich auf die Lunge beziehende Beschwerden haben, aber nicht nur.

Da gehören sogenannte Fatigue-Symptome dazu. Das Gefühl der Erschöpfbarkeit. Das Gefühl der fehlenden Leistungsfähigkeit. Das Problem, bestimme körperliche Belastungen nicht ertragen zu können. Zum Teil sehr diffuse und auch zum Teil sehr beeinträchtigende neurologische Störungen. Das ist ein buntes Bild. Es ist eigentlich ein Einzelfall, vor allem bei Menschen mit einem initial eher milden Verlauf. Nicht gut vorhersehbar, wer an einer solchen Erkrankung leiden wird. Und das ist zurzeit Gegenstand von Untersuchungen und klinischer Forschung.

Wie behandelt man das Post-Covid-Syndrom?

Also eines muss man wissen. Dass wir sicherlich gelernt haben, initial natürlich, um die schweren Verläufe, aber auch zunehmend durch die milderen Verläufe, dass rehabilitative Maßnahmen für Patienten ausgesprochen wichtig sind. Wir wissen, dass wir uns um diese Patienten kümmern müssen. Wir müssen sozusagen wahrnehmen, dass auch ein erklecklicher Anteil an Patient:innen längerfristig Symptome hat und Rehabilitation ein wichtiger Faktor ist.

Der zweite Faktor ist... Das hört sich vielleicht banal an. Aber das ernst zu nehmen, das ist ein ganz wesentlicher Faktor. Wenn Sie mich angucken, ich habe einen weißen Kittel an. Ich sitze auf der anderen Seite des Schreibtisches. Und ich nehme das ernst, weil ich tatsächlich glaube, dass ich das zu häufig sehe, als dass ich das in einer Art Befindlichkeitsstörung verorten würde. Patienten leiden darunter.

Ich kenne viele, jüngere Menschen, vollkommen fitte Leute, beruflich aktiv und erfolgreich, die wirklich eine schwere Kerbe erst mal davontragen. Und die zum Teil über Wochen bis Monate brauchen. Es gibt Untersuchungen, jetzt zunehmend struktureller Art, Es gibt in Schleswig-Holstein eine längere Untersuchung, die wird vom UKSH maßgeblich veranstaltet. Hier für den Norden. Wo wir systematisch Patienten aus Schleswig-Holstein nachuntersuchen. Von daher wissen wir halt, dass doch die Krankschreibezeit, Arbeitsausfälle von Patienten recht lang sind. Wir wissen, es gibt vielfältige Beschwerden: Kopfschmerzen, neurologische Probleme, Luftnot, fehlende Belastbarkeit, Druck über der Brust. Und tatsächlich auch so eine Antriebsarmut, die uns Sorgen macht.

Haben wir eine spezifische Behandlung dafür? Gibt es die Pille gegen Post-Covid?

Nein, die gibt es nicht. Aber ich glaube tatsächlich, dass wir davon ausgehen, dass diese Verläufe langwieriger sind, als wir dachten. Abschließend kann ich noch nicht sagen, wie viele unserer Patienten tatsächlich eine vollständige Heilung erfahren. Und weil die Erkrankung eben noch so jung ist, kann ich Ihnen keine abschließenden Daten dazu sagen.

Wie lange dauert eigentlich Post-Covid, bis man es überstanden hat? Was unsere Hörer gerne wissen möchten.

Die Antwort muss ich Ihnen (noch) schuldig bleiben.

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