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Das Transkript zur Folge 260 mit Prof. Dr. Thomas Deitmer:

Ein  Interview darüber, wie wir unangenehme Gefühle in der Nase und im Rachen bei Corona-Tests vermeiden mit...

Mein Name ist Professor Doktor Thomas Deitmer. Ich bin derzeit in der Verbandstätigkeit und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Also der wissenschaftlichen Fachgesellschaft.

Ich war zuvor 23 Jahre lang Chef der HNO-Klinik am Klinikum Dortmund. Also einer großen, deutschen HNO-Klinik. Und bin da auch praktisch viel tätig gewesen.

Wie kann man einen Corona-Test möglichst angenehm durchführen?

So eine Testhandlung ist natürlich trainierbar. Sowohl für professionelle als auch für den Eigentest. Wichtig ist, wenn man den "Nasofarings"-Test macht, hinten tief hinter der Nase genommen werden soll, dass der Winkel richtig ist.

Die meisten wählen einen Winkel, das sieht man oft, dass es entlang des Nasenrückens geht. Das ist falsch. Es muss senkrecht in die Nase reingehen Richtung Ohr, nicht Richtung Stirn.

Es gibt eine Studie darüber, dass fast die Hälfte der Videos, wo man sich bei YouTube solche Abstriche angucken kann, inkorrekt sind, die in die falsche Richtung gehen. Man sollte auch auf die Packungsbeilagen schauen. Ich habe das auch getan, die sind missverständlich.

Man spricht von einem "Vorderen-Nasentest", der geht ungefähr zwei, bis drei Zentimeter tief in die Nase. Also etwa so ein Stück. Lange nicht so tief, dass es bis hinten in den Nasofarings reicht.

Den Nasofarings-Test muss man wirklich sehr tief einführen. Etwa die Hälfte oder zwei Drittel der Strecke bis zum Ohr, das ist relativ tief im Kopf.

Und bei beiden Tests soll man etwas in der Endposition, die man auf jeden Fall bei Widerstand findet, soll man etwas verweilen. Man kann den Tupfer etwas rotieren, dann nimmt er mehr Sekret auf.

Man kann das beschränkt trainieren, man kann selbst auch Angst verlieren, man sollte vermeiden, dass Abwehrbewegungen gemacht werden. Wenn jemand mit dem Tupfer in der Nase auf einmal so macht, bricht das Stäbchen sonst durch.

Wie kann man seine Nase nach dem Corona-Test vor einem Wundgefühl schützen?

Der Abstrich sollte mit, wie ich gerne sage, abgespreiztem kleinen Finger gemacht werden. Also nicht mit Gewalt. Weil man die Nasenschleimhaut doch schädigen könnte.

Man kann da vielleicht ein bisschen vorsorgen, der Nase tut gut eine feucht-warme Inhalation. Nicht heiß, aber so, wie man das bei einer Erkältung macht. Dadurch kommt Feuchtigkeit auf die Nasenschleimhaut. Dann trocknet sie nicht aus, bildet keine Krusten.

Oder man nimmt eine dieser pflegenden Nasensalben. Keine mit Cortison, sondern eine pflegende Salbe ohne sonstige Medikamente drin. Das ist das, was man tun kann.

Was kann man gegen den Würgereflex beim Rachenabstrich tun?

Ja, das ist ein Problem, mit dem wir HNO-Ärzte leben. Wir müssen den Leuten immer in den Mund gucken. Um die Mandeln zu sehen, muss man die Zunge runterdrücken. Da hat der eine starken Würgereiz, der andere weniger. Es hat sicherlich was zu tun mit Angst, mit Psychologie.

Man ruhig auf den abzustreichenden Patienten zugehen. Man kann versuchen, ihn abzulenken. Manchmal macht man das als HNO-Arzt, indem man den Patienten bittet, wenn man ihm in den Mund guckt, dass er sich ganz fest die Nase zuhält. Das hat damit zu tun, dass sich der Patient auf das Zudrücken der Nase konzentriert. Und dann abgelenkt wird, dann geht es besser.

Prinzipiell sollten so Rachen- und Nasenabstriche möglichst ohne Husten, Prusten und Niesen ablaufen. Denn wir streichen von jemandem ab, von dem wir vermuten, er hat eine Corona-Infektion. Und beim Husten, Prusten und Niesen ist Aerosol fraglos ein Thema.

Bei welchen Beschwerden nach einem Corona-Test sollte man einen HNO-Arzt aufsuchen?

Natürlich kann man sich dabei verletzen. Wie ich zum Beispiel schon sagte, die teilweise auch in den Medien gezeigten Nasenabstriche, wenn die Leute hier so parallel zum Nasenrücken gehen, und weitergehen, sind sie irgendwann im Gehirn.

Das ist Quatsch, das muss im Grunde so hineinlaufen. Richtung Ohr. Und es ist so, die Nase wird nach oben zu immer enger. Und unten ist sie schön weit. Da geht der meiste Luftstrom durch. Darum ist es wichtig, nach unten abzustreichen. Dadurch wird man weniger Verletzungen haben.

Die in den Medien oder in der Literatur berichteten Komplikationen sind am häufigsten die abgebrochenen Stäbchen. Wie gesagt, die Stäbchen sind sehr zart. Man sollte sie vorsichtig anfassen, keine Gewalt anwenden.

Wenn solche Stäbchen abbrechen und man denkt, der Rest ist noch in der Nase drin, dann muss man natürlich zum HNO-Arzt. Der muss reingucken oder endoskopieren, und kann die dann gut rausholen.

Was auch passieren kann ist Nasenbluten. Weil vorne in der Nase gibt es eine Stelle, wo es bluten kann, weil die Gefäße unter der Schleimhaut sehr knapp sind. Man kann so ein Bluten aber beherrschen, indem man die Nase zuhält und zudrückt, sage ich mal, vier, fünf Minuten. Dann steht das Nasenbluten von diesem Prädilektionsort meist.

Vorsichtig muss man bei Leuten sein, die Blutverdünnung nehmen. Patienten tun das häufig. Da muss man vorsichtig sein. Und insgesamt... keine Gewalt.

Man sollte, wenn man bei so einem Nasenabstrich Probleme spürt, gucken, ob man einen HNO-Arzt mal reinschauen lässt. Es gibt Leute, die haben eine stark verbogene Nasenscheidewand. Dann kommt man meinetwegen auf der rechten Seite gar nicht rein. Da sollte man das auch nicht versuchen, da die Nasenscheidewand mit einem Wattestäbchen geradezumachen. Das ist Quatsch, da sollte man eine Diagnose stellen lassen. Dann kann man da einen Tipp bekommen.

Bei Kindern ist es ein Problem der Kooperation. Man denkt auch, dass in Schulen zu machen, im Eigentest. Man sollte den Kindern die Angst nehmen, man sollte so einen Abstrich gegenüber einem Kind nicht dramatisieren. Vielleicht kann man sagen, das ist so, wie in der Nase bohren.

Denn die Kinderteste dürfte man nicht bis in den Nasen-Rachen schaffen. Das, denke ich, wird kein Kind tolerieren. Dann ist auch die Gefahr, dass das Kind plötzlich den Kopf wendet, da macht man wirklich viel kaputt.

Bei Kindern würde ich es auch so machen,  den ersten Abstrich wirklich nicht sehr tief. Dann merkt das Kind,  dass alles nicht ganz so schlimm ist. Und dann vielleicht auf einen Abstand von zwei Zentimeter kommen.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

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