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Das Transkript zur Folge 252 mit Dr. Markus Schulenberg:

Ein Interview über impfende Hausärzte mit...

Mein Name ist Markus Schulenberg, ich bin hausärztlicher Internist in Osnabrück und seit 14 Jahren in meiner Praxis tätig.

Wie verlief das Pilotprojekt impfende Hausärzte?

Anfang März hat das Gesundheitsministerium in Hannover mit unserer zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Kontakt aufgenommen, um schon mal im Vorfeld zu probieren, wie kann das Impfen in der Häuslichkeit durch die Hausärzte und später dann auch durch die Fachärzte erfolgen. Hierzu hat dann die KV mit einigen Niedergelassenen in Niedersachsen Kontakt aufgenommen.

Wir sind mittlerweile neun Praxen, die in der Häuslichkeit, beziehungsweise in der Praxis impfen durften. Es war so, dass fünf Praxen in Hannover, in der Wesermarsch, AstraZeneca-Impfstoffe bekommen haben und diesen in der Praxis verimpft haben. Praktisch als verlängerter Arm des Impfzentrums.

Und wir waren vier Hausarztpraxen in Osnabrück. Wir hatten einen etwas anderen Auftrag. Wir haben Biontech-Impfstoff bekommen und sollten den an immobile Patienten und betreuende Angehörige in der Häuslichkeit verimpfen. Und das konnten wir auch in den letzten drei Wochen ausprobieren.

Welche Reaktionen bekamen Sie auf Ihre Impftätigkeit?

Es war zum Teil schon sehr ergreifend, was die Patienten uns dann... ja, entgegengebracht haben. Dass wirklich Menschen,  die im Rollstuhl sitzen, die zum Teil im Bett liegen und dadurch nicht wirklich ins Impfzentrum konnten, dabei aber auch durch die mobilen Teams etwas... durch die Maschen gefallen sind, wenn wir dahinkamen und wirklich impfen konnten.

Die sich befreit fühlten. Die einfach die Last und die Angst von dem Virus ein wenig von sich lassen konnten. Und auch die Angehörigen, die dann sagten, wir können viel freier wieder zu unseren älteren Angehörigen gehen. Und haben eben nicht so die Angst, dass wir der Infektionsherd sind für Mutter, Vater, Oma, Opa.

Wie wird die Impfstoffvergabe nun im Normalbetrieb geregelt?

Das ist etwas diffus noch angegeben. Wir haben die Möglichkeit, 18 bis 50  Impfungen pro Woche zu bestellen.  Das heißt aber nicht, dass wir so viel Impfstoff, wie wir bestellen,  geliefert bekommen.

Es sieht jetzt so aus, dass wir am Dienstag vor Ostern unsere Bestellung bis 12 Uhr getätigt haben müssen. Und dass wir Mittwoch vor Ostern dann... eine Information bekommen werden, wie viel Impfstoff wir in der darauffolgenden Woche verimpfen dürfen pro Praxis.

Es wird so sein, dass wir rein nur Covid-19-Impfstoff bestellen. Mit einer Anzahl an gewünschten Dosen. Und wir dann gucken dürfen,   was wir bekommen. Für die ersten 14 Tage ist es festgelegt, dass es Biontech/Pfizer sein wird. Im Anschluss wissen wir nicht, wie es weitergehen wird.

Inwieweit müssen Sie die Impfreihenfolge beachten?

Wir sollen uns in der Niederlassung weiterhin an die Impfpriorisierung der Bundesregierung halten. Haben aber einen gewissen Spielraum. Das heißt, wir als betreuende Ärzte, Hausärzte, auch Fachärzte, wissen natürlich, welche Patienten sind besonders gefährdet, wenn sie an einer Erkrankung leiden sollten.

Das heißt, wir haben auch die Möglichkeit, den 35-jährigen, schwerstkranken Lungenpatienten vor dem 75-jährigen, rüstigen... Patienten, der lediglich an einem leichten Hypertonus, an einer leichter Bluthochdruckerkrankung leidet, zu impfen.

Wie viele Menschen können Sie kapazitär in der Praxis impfen?

Anfänglich werden wir wahrscheinlich mit relativ wenig Impfstoff beliefert werden. Frau Merkel sprach von 20 Impfungen pro Woche pro Praxis. Mit ein bisschen Glück kriegen wir etwas mehr. Aber 20 Impfungen, auch wenn es 50 in der Woche wären, sind natürlich keine wesentliche,  logistische Herausforderung.

Wenn man überlegt, dass wir in der Herbst-Winter-Saison die Grippeimpfungen mit circa 50, 60, zum Teil auch 100 Impfungen pro Tag eigentlich neben der normalen Sprechstundentätigkeit erledigen können.

In diesem Fall,  bei einer relativ neuen Impfung, werden wir vermutlich etwas mehr Aufklärungsbedarf leisten müssen. Aber eine großartige Umstellung innerhalb der Praxis wird es nicht werden. Wir haben ja auch in der Vergangenheit die Infektionssprechstunden gut meistern können. Wir werden jetzt aus der Infektionssprechstunde  höchstwahrscheinlich  eine Impfsprechstunde machen.

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