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Das Transkript zur Folge 267 mit Armin Beck:

Ein Interview über das Impfen in Hausarztpraxen mit...

Mein Name ist Armin Beck, ich bin Hausarzt in Hofheim am Taunus. Habe eine Praxis mit zwei Kollegen zusammen. Und neben der Tätigkeit als Hausarzt bin ich erster Vorsitzender des Hessischen Hausärzteverbandes und Mitglied im Bundesvorstand.

Wie laufen die Impfungen in Hausarztpraxen ab?

In der kleinen Struktur der Praxis ist es so, dass wir unsere Impfdosen bestellt haben. Die werden üblicherweise eine Woche vorher, Donnerstag, Freitag, bestellt. Dann kriegen wir eine Rückmeldung, wie viel am Ende kommen. Eines der Probleme ist gerade, dass zu wenig kommen.

Abhängig von der Impfmenge, die tatsächlich dann geliefert wird, meistens an einem Montag, planen wir dann die Einladung für die Patienten, weil wir noch in den Prioritätsstrukturen drinstecken.

Wenn Sie das Bundesweit sehen und die Impfzahlen sehen, wissen Sie genau, wann die Hausärzte angefangen haben, zu impfen. Und betrachtet man die letzten zwei Wochen ist es so, dass Montag nichts passiert, weil der Impfstoff entsprechend vorbereitet wird. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag gehen die Peaks schlagartig nach oben. Und Freitag nichts passiert, weil es keinen Impfstoff mehr gibt. Damit ist klar, wo unser Problem liegt. Wir brauchen mehr Impfstoff.

Wie entscheiden Sie wer geimpft wird?

Wir in Hessen haben noch das Problem, dass eine erquickliche Zahl an Prio-1-Menschen oder Prio-2-Menschen gibt, die immobil oder durch Krankheit so weit gehandicapt sind, dass sie direkt angesprochen werden könnten durch die Impfzentren. Wir haben bei uns relativ viele Herrschaften über 80, die allein lebend oder in der Partnerschaft leben immobil sind. Die müssen wir als Prio-1 derzeit abarbeiten, abimpfen. Das findet noch statt.

Die zweite Gruppe, die schwierig ist, sind Menschen, die aufgrund ihrer Grunderkrankung nicht einplanbar sind. Als Beispiel die Chemotherapiepatienten. Wir können sie nicht einfach einladen und impfen, es geht nicht. Sie müssen die zwischen den Zyklen impfen. Das kriegt ein Impfzentrum niemals hin.

Hier sind sehr viele individuelle Absprachen zu führen. Mit den Kollegen, die die Chemos durchführen. Wann darf ich den Patienten impfen? Das ist eine zweite große Gruppe, die uns derzeit ein bisschen Aufmerksamkeit und Arbeit kostet.

Und dann alle die, die in der Prio-2 sind, die noch nicht in den Impfzentren dran sind, die dankbar sind, dass sie zu uns kommen können.

Wie informiere ich meinen Hausarzt über  meine  Impfbereitschaft?

Das machen ja alle Praxen ein bisschen in Eigenregie. So wie sie es selbst durchführen.

Bei uns ist es so, dass wir Menschen, die... keine Ahnung... hypothetisch ganz viel später erst drankommen, 25-Jährige, die in den Prioritäten nicht so weit oben sind, aber einfach geimpft werden möchten, dass wir die anrufen, sobald da Impfstoff dabei ist. Das machen alle Praxen so, wie sie es wollen.

Am besten Sie sprechen mit Ihrem Arzt, in welcher Form er oder sie das so organisieren, dass Sie an Ihre möglicherweise frühere Impfung kommen und nicht Impfstoff wegnehmen.

Sie wissen, technisch ist es so, der Impfstoff wird angesetzt, und hat eine gewisse Phase, wo er verimpft werden muss. Einige Stunden, danach wird er weggeschmissen. Und eine Impfdosis wegschmeißen, kommt nicht infrage.

Das sind Punkte, wo man Leute früher einbestellen kann. Reden Sie mit Ihrem Arzt, der sagt Ihnen, wie er es macht.

Vorausgesetzt es gibt genug Impfstoff, wie viele Patienten können Sie dann impfen?

Wir sind ja total frei in der Planung unserer Zeit. Das macht es sehr einfach für uns.

Für uns, also für den Praxisinhaber ist es so, dass er seine Akutpatienten prioritär, also von morgens um halb acht bis um 11 Uhr behandelt. Und dann mit einer Pause für das Team zwei Stunden Impfung einplant. Das kann jeder machen, wie er will.

Wenn tatsächlich sehr, sehr viele Impfdosen bereit wären, wir also mehrere hundert in einer Woche bekämen. Und der Impfstoff muss binnen einer Wochenfrist weg, dann würden wir tatsächlich anders planen.

Sie müssen große Zeiträume einplanen, um die Impfungen durchzuführen. Wir brauchen eine gewisse Zeit für die Vorbereitung. Der Impfstoff bedarf einer technischen Vorbereitung. Es ist nicht riesig aufwändig, aber auch nicht vollständig trivial. Sind ja keine Einzeldosen, die wir bekommen.

Und Sie müssen die Patienten aufklären und nachbeobachten. Unter Corona-Bedingungen nicht so ganz einfach. Hängt ein bisschen von der Praxisgröße ab. Wie viel Menschen Sie in Ihrem Wartezimmer sitzen lassen können. Oder in anderen Örtlichkeiten. Davon abhängig können Sie planen.

Aber jeder so, wie er will und wie er kann. Bei großen Praxen ist es einfacher. Sollten die Schulungsräume haben, wo sie Patienten warten lassen können, wäre es wieder einfacher. Es ist individuell, aber für uns kein Problem, auch in der Größenordnung 100 Impfdosen in einer Woche loswerden zu können oder auch mehr, weil wir es planen können.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

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