Nachgefragt! bei der Mediendidaktin
Das Transkript zur Folge 222 mit Professorin Kerstin Mayrberger:
Ein Interview über digitales Lernen mit...
Kerstin Mayrberger, ich bin Professorin an der Universität Hamburg. Mit dem Schwerpunkt Mediendidaktik. Das heißt, ich beschäftige mich mit der Theorie und der Praxis vom Lehren und Lernen. Vor allem mit digitalen Medien in Online-Lernumgebung. Aber ich forsche auch zu Digitalen Transformation der Hochschulbildung. Das heißt, ich schaue auch auf die Rahmenbedingungen, auf Politik, Bildungspolitik und Gesellschaft. Wie sie mit Digitalisierung umgehen und was Digitalität gerade für uns bedeutet.
Was ist digitales Lernen?
Digitales Lernen ist ein Schlagwort, was gerne benutzt wird. Was wahrscheinlich auch bei jedem Ideen auslöst. Aber im Grunde ist Lernen nicht wirklich digital. Genauer wäre es, wenn wir sagen, Lernen unter den Bedingungen der Digitalität und der Digitalisierung. Das heißt, wir lernen mithilfe der Infrastruktur und Technologie digitaler Medien. Und weil wir das tun, verändert sich auch unsere Kommunikation. Wie wir miteinander umgehen. Und wir sind dabei, das neu zu definieren und miteinander auszuhandeln.
Denken sie zum Beispiel an den Umgang... oder daran, dass wir vielmehr mit WhatsApp, Telegram, oder Signal, also Messangersystemen arbeiten. Und es Teil unserer selbstverständlichen Alltagskommunikation geworden ist. Das ist auch ein Teil von Digitalität. Und so was passiert auch im Zusammenhang mit Lernen. Im Rahmen dieser digitalen Umgebung.
Wie kann digitales Lernen gut gelingen?
Digitales Lernen oder Lernen setzt ja bei uns als Person an. Wir sind alle Lernende. Und das kann man aus zwei Perspektiven sehen. Einmal ich als Lernende, die außerhalb von Institutionen interessiert auf Themen schaut. Zum Beispiel, was ist eigentlich künstliche Intelligenz?
Da gibt es für Bürgerinnen und Bürger ein Online-Lernangebot. Und da ist es sinnvoll, wenn es so gut ist, dass ich mich dort ohne weitere Hilfe durcharbeiten kann. Dass die Struktur gut ist, dass es interessant aufbereitet ist. Und dass ich Anknüpfungen an meinen Alltag habe.
Und dann gibt es das andere Lernen. Das, wo ich sagen würde, da kommt es auf die Lehrenden an. Auf diejenigen, die mir die Umgebung gestalten. Und welche Kompetenzen sie mitbringen und wie gut sie es gestalten können.
Und ich finde, für Digitales Lernen, das jetzt viel online passiert, so leben wir ja auch gerade unter Corona-Bedingungen, ist es besonders wichtig, dass die Lehrenden nicht nur Medienkompetenz haben, sondern auch eine hohe Kompetenz, mit diesen Veränderungen umzugehen. Eine Beziehung aufzubauen. Eben auch die sozialen Bedürfnisse zu befriedigen, die wir nicht haben, weil wir uns nicht im Raum treffen können. Oder auf einem Flur, vor einem Lernangebot zum Beispiel. In einer Volkshochschule oder einer Weiterbildung. Ich denke nicht nur an Schule, Hochschule und berufliche Bildung.
Welche Kompetenzen brauchen Lehrende?
Kompetenzen, die Lehrende heute mitbringen sollten, die sind auf zwei Ebenen zu sehen.
Einmal brauche ich eine ganz persönliche Medienkompetenz. Die brauchen die Lernenden auch, nur dann kann man gut zusammenarbeiten. Aber Personen, die im pädagogischen Kontext tätig sind, brauchen darüber hinaus noch etwas wie eine Meta-Medienkompetenz. Eine medienpädagogische Kompetenz.
Oder... wir haben ja viel mit Daten zu tun, so was wie eine Bildungsdatenkompetenz. Also im Grunde ein Wissen darüber, wie ich andere in Medienkompetenz fördern kann. Das ist das, was ich im Medienbereich wissen muss. Natürlich meine Fachkompetenz. Aber mittlerweile ist es zunehmend wichtiger, sich auch mit einem stetigen Wandel zu beschäftigen.
Also ich forsche zum Beispiel gerade dazu, wie man im Wandel oder in der Veränderung, wie wir es gerade in Corona erleben, viel stärker schrittweise vorgehen kann. In agilen Schritten. Und wie sich die eigene Haltung, die Lehrhaltung dazu verändern kann, dass ich nicht immer das Gefühl habe, alles kontrollieren zu müssen. Was natürlich im Moment schwierig und gar nicht wirklich machbar ist.
Und auch diese Souveränität und dieser Mut, sich immer weiterzuentwickeln, auch im Zuge dessen, dass wir immer wieder neue Technologien haben, ist ein ganz wesentliches Merkmal für Lehrende. Und dass sie entsprechend erfolgreiche Lernumgebungen machen können. Damit wir Lernende auch Spaß dran haben. Neben dem Fachinhalt.
Welche Kompetenzen brauchen Lernende?
Für uns als Lernende ist es ganz wichtig, dass wir über eine persönliche Medienkompetenz verfügen. Und auch bereit sind, immer wieder dazuzulernen. Gerade das Auswählen von Inhalten, vor allem das kritische Beurteilen von Inhalten, die mir angeboten werden, aber auch das Erstellen können von Videos oder Textnachrichten, was wir mit dem Handy dauerhaft machen, das sind Teile, das sind Kompetenzen, die brauchen wir unser Leben lang.
Die hat man nicht einmal erworben und fertig, die entwickeln sich weiter. Unter den Bedingungen der Digitalität. Und das ist wesentlich, diese Bereitschaft, sich immer wieder auf diese neuen Entwicklungen einzulassen. Und sich beibringen zu lassen, was ist gerade neu.
Wie kann ich das in mein Leben integrieren. Beispielsweise haben wir in der Corona-Pandemie ganz viele oder vielmehr Online-Angebote als vorher erhalten. Wir können Online-Kochkurse machen, wir können uns in einer Online-Akademie einen Sprachkurs online zumuten. Oder wir nehmen ein Geschichtsthema, das lange interessiert hat.
Aber auch ganz Praktisches. Wie bastele ich oder präpariere ich Dinge, für die ich nie Zeit habe? Und da ist es wichtig, auswählen zu können. Und auch entscheiden und beurteilen zu können, was sind gute Inhalte. Und sie eben auch anwenden zu können. Oder was auch ganz wichtig ist, wenn man eine Video-Konferenz machen möchte in der Familie, zu wissen, welche Software nehme ich, welche App nehme ich? Wie ist der Datenschutz da?
In solchen Bereichen ist einfach noch viel Alltagswissen da. Und da ist es wichtig, dass wir als Lernende uns immer stärker auf das Thema Daten, Datensicherheit informierend einlassen. Ich selbst habe dazu in meinen privaten Institut für Digitalbildung auch einen Anbieter beraten zum Thema Datenschutz. Und wie man das gut aufbereiten kann. Dass jeder das auch besser lernen kann. Und das sind wichtige Themen, auch wenn es unbeliebte Themen sind. Sie werden zukünftig immer wichtiger.
Ein anderes Stichwort, was man häufig hört, künstliche Intelligenz. Da geht es ganz viel darum, wo sind Daten, wie bewerte ich Daten? Was heißt es, wenn ich Empfehlungen bekomme? Wie schätze ich Empfehlungen ein, beim Einkaufen? Wenn ich die zehn besten Dinge erhalte, die andere auch gekauft haben. Dieses Wissen wird immer wichtiger werden. In den nächsten Jahren. Deswegen macht es Sinn, sich permanent drauf einzustellen, dazuzulernen und dazulernen zu wollen. Und ganz wichtig, immer mehr zu wissen, wo kann ich mein Wissen erweitern, wer kann mir helfen?
Darum geht es in „Nachgefragt!“
„Nachgefragt!“ ist ein Videopodcast und befasst sich mit allen Aspekten rund um die Corona-Pandemie: Wir sprechen mit Expert:innen aus Medizin, Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch mit Menschen, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind. Dabei kommt ein breites Spektrum von Menschen in den unterschiedlichsten Positionen zu Wort, von der Soziologin bis zum Labormediziner, vom Hautarzt bis zur pflegenden Angehörigen.
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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast
In unserem Video-Podcast „Nachgefragt!“ haben wir uns mit Menschen unterhalten, die uns von den täglichen Herausforderungen während der Corona-Pandemie berichteten. zum Artikel