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Das Transkript zur Folge 207 mit Dr. Valentina Puntmann:

Ein Interview über die Auswirkungen von Covid-19  auf das Herz mit...

Mein Name ist Valentina Puntmann.  Ich bin Kardiologin, Wissenschaftlerin und Innovatorin. Ich arbeite an der Goethe-Universität Frankfurt und auch am Universitätsklinikum Frankfurt.

Wie wirkt sich eine  Covid-19-Infektion auf  das Herz aus?

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das Herz im Verlauf der Covid-Infektion beeinträchtigt werden kann. Zum einen während der akuten Erkrankung die bei Patienten mit einer bestehenden Herzerkrankung oft schwerer verläuft.  

Bei diesen Patienten leidet das Herz unter der Belastung der fiebrigen Erkrankung, weil es viel mehr arbeiten muss.  Außerdem mangelt es dem Patienten durch die Covid-19-Pneumonie auch an Sauerstoff, was dem Herzen ebenfalls nicht hilft. Patienten, bei denen bereits Herzerkrankungen wie Hypertonie oder Herzinsuffizienz bekannt sind, werden häufiger auf der Intensivstation betreut und haben öfter auch einen schlechten Ausgang.

Die zweite Art von der Herzbeteiligung beginnt ein paar Wochen nach der Genesung. Das ist auf eine überschießende Entzündungsreaktion zurückzuführen, die aus dem Gleichgewicht geraten zu sein scheint. Derzeit verstehen wir den ganzen Prozess nur sehr schlecht. Aber sehr grob kommt es dazu, dass der Körper zunächst das Virus abwehrt und dabei Auto-Antiköper bildet.

Diese Auto-Antikörper richten sich dann gegen die eigenen Organe. Die dann, nachdem das Virus bereits beseitigt ist, angegriffen werden. Dies kann den Herzmuskel betreffen, hier spricht man von Myokarditis. Oder auch den Herzbeutel,  das wird auch oft mitbeteiligt. Dann spricht man von Perikarditis.

Als Konsequent fühlen sich viele Patienten allgemein erschöpft, müde und sind in der Tat belastungsintolerant.  Wenn sie vorher sehr fit waren, haben sie Mühe, das gleiche Niveau an Fitness zu erreichen. Die Patienten berichten auch von Konzentrationsstörungen. Vergesslichkeit. Kribbeln in Fingern und Armen. Eine weitere Besonderheit des sogenannten "long Covid" oder Post-Covid-Syndroms. ist auch die Fluktuation der Beschwerden. Das bedeutet, es ist mit guten und schlechten Tagen zu rechnen.

Inwieweit  spielt  dabei das Alter eine Rolle?

Das Alter spielt bei akuten Erkrankungen eine große Rolle. Dass natürlich ältere Menschen meistens mehr Vorerkrankungen haben und somit ein erhöhtes Risiko, dass der Verlauf nicht besonders günstig wird.

Bei einer chronischen Manifestation wie zum Beispiel "long Covid", die ich gerade nannte stellen wir jedoch fest, dass relative junge Patienten, zum Beispiel zwischen 35 und 45 Jahren ohne irgendwelche Vorerkrankungen am meisten betroffen sind.

Wie können diese Erkenntnisse bei  der Behandlung von Covid-19 helfen?

Die kardiale MRT hilft, die Herzbeteiligung ein bisschen besser zu klären. Die meisten Patienten sind durch ein besseres Verständnis  ihrer Symptome auch erleichtert. Auch wenn die Diagnose ein bisschen beängstigend klingt. Das liegt am traditionellen Verständnis von Myokarditis. Insbesondere bei Kardiologen, das durch sehr kranke Patienten geprägt wird, die akut kurz vor der Herzinsuffizienz stehen. Und invasive Eingriffe wie endmyokardiale Biopsien erfordern.

Im Gegensatz dazu kann die kardiale MRT empfindliche Messungen und auch das Erkennen von kleinen, milden Veränderungen unterstützen. Das bedeutet, dass wir auch Patienten mit milden Formen der Myokarditis diagnostizieren werden. Das ist wichtig, denn wir wollen die Patienten darauf hinweisen, sich zu schonen und dem Herzmuskel zu erlauben, sich zu erholen.

Wir können auch nachverfolgen und feststellen, ob die Heilung vollständig war. Bei Patienten mit frühen Anzeichen einer Herzschädigung oder sogar einer Herzinsuffizienz werden wir eine sogenannte "anti remodeling"-Herzinsuffizienztherapie sofort einleiten.  Die oft auch zu einer Veränderung der Rückbildung führt.

Die kardiale MRT kann auch eine Herzbeutelentzündung erkennen, die Schmerzen in der Brust und im Rücken verursacht. Die bei Wechselpositionen wandern. Wir nennen sie auch atypische Beschwerden. Auch das lässt sich sehr gut behandeln.

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