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Nachgefragt! Folge 247 mit Jutta Hiebel

Das Transkript zur Folge 247 mit Jutta Hiebel:

Ein Interview über Schnelltests in Apotheken mit...

Mein Name ist Jutta Hiebel. Ich bin pharmazeutisch-technische Assistentin, Heilpraktikerin, Mutter von zwei kräftigen Söhnen, verheiratet mit Peter Hiebel, dem Herrn Apotheker, dem die Marien-Apotheke in Ebersberg untersteht. Und bin 57 Jahre alt.

Wie haben Sie die Teststrategie umgesetzt?

Ich habe, nachdem der Startschuss gefallen war und Apotheken in das Testkonzept mit eingebunden wurden, im Internet gesurft, so. Und über die Apotheke in Südtirol ein Format gefunden, das ich eins zu eins nachgebildet habe. Die beiden Jungs in Südtirol sind sehr, sehr fit, ich verfolge sie seit Längerem.

Die Indoor-Variante war für mich nicht gangbar, weil die Apotheke in Ebersberg sehr begrenzt ist, räumlich. Daher kam eine Outdoor-Variante für mich infrage. Ja, die Tatsache, dass Apotheken mit eingebunden wurden oder endlich an die Front gehen und testen durften, ist für mich total bestechend gewesen. Denn was gibt es Besseres, um sich gegen Internet-Apotheken abzugrenzen? Sich vor Ort zu profilieren. Den Bürgerinnen und Bürgern der Region ein Angebot machen zu können.

Wie haben Sie sich dafür organisiert?

Ich bin zu einem Zeltanbieter gegangen und habe gefragt, ob er mir ein Zelt verkauft. Mit einer Indoor-Kabine, also mit einer einen mal ein Meter großen... hermetisch abgeriegelten Testkabine. In der ich einen Tisch platzieren kann, eine Heizung, damit es auf Raumtemperatur aufgeheizt werden kann. Und vorne einen geschützten Bereich gibt, für die Testkandidaten, die mich dort hoffentlich besuchen werden.

Dann hat er eine geniale Lösung mit einer durchsichtigen... Zeltplane, in die Handmanschetten, Armmanschetten eingearbeitet sind. Man greift durch diese Armmanschetten hindurch mit den behandschuhten Händen. Und kann im Outdoorbereich, obwohl man Indoor geschützt steht, wunderbar am Menschen arbeiten. Eine geniale Lösung.

Wie stemmen Sie diese Zusatzaufgabe personell?

Meine Mitarbeiter sind zu Beginn zu Eissäulen erstarrt, als ich mit der Idee um die Ecke kam. Und ganz ehrlich, am Anfang steht das Konzept im Raum, sie können das nicht sofort im Apothekenalltag umsetzen. Sie müssen es rausholen, sich als Inhaber Gedanken machen: wie kann ich das außerhalb meines Teams auch stemmen? Wie komme ich zu externer Manpower? Wie kann ich das Angebot überhaupt konzipieren?

Das traf mich zu einer Zeit, in der ich tatsächlich ein paar Wochen nichts zu tun hatte. Und ich habe mir überlegt: Mensch, wie kommst du an Studenten? Wie kommst du an Mitarbeiter? Wer kann so was überhaupt machen? Und was motiviert die Leute, so etwas zu tun? Das ist wie immer, die größte Motivation kommt erst mal über das eigene Portemonnaie.

Und wenn ich sehe, der Staat gibt 15 Euro pro Test, in Bayern wurden die Apotheker den Ärzten gleichgestellt. Da wurden noch mal drei Euro draufgelegt. Und diese drei Euro pro Test stelle ich zur Verfügung. Für meine Leute. Das habe ich einmal im Umkreis gestreut.

Und innerhalb weniger Tage hatte ich meine Corona-Taskforce stehen. Hochmotiviert, völlig paralysiert, dass man so was überhaupt auf die Beine stellt. Und wir haben einen Riesenspaß.

Wie viele Tests können Sie durchführen?

Ich habe pro Teststation eine... Fünf-Minuten-Taktung pro Kandidat. Das heißt, in einer Stunde können maximal 12 Kandidaten getestet werden. In einem Drei-Stunden-Block entsprechend mehr. Dann eine Stunde Mittag, und am Nachmittag noch mal drei Stunden. Ich könnte auch noch weiter in den Abend hineingehen.

Wir sehen, wie sich das im regionalen Umfeld aufbaut. Aber erst im Sommer, sonst müsste ich auch für Beleuchtung sorgen. Das ist zu viel Elektro-Management in dem Zelt. Die Testkapazität liegt pro Woche pro Teststation bei 402 Tests. Plus einem mobilen Standort, der für die Öffentlichkeit nicht sichtbar ist. Den ich individuell Firmen, Ämtern, Institutionen zur Verfügung stelle. Wir streichen das Amtsgericht in Ebersberg ab.

Die Mitarbeiter kommen, bevor sie zum Dienst kommen, kurz ans Zelt. Werden in Reihentestung abgestrichen. Bekommen später ihr Ergebnis per E-Mail geschickt. Und gehen dann guten Gewissens an den Arbeitsplatz zurück. Also wir liegen zwischen... 400 und 450, na, 460 Tests pro Zelt. Und kommen so auf 900 bis 1000 Tests pro Woche in zwei Zelten.

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