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Warum laufen Menschen auf und ab, wenn sie unruhig sind? Und warum haben sie oft eine positivere Einstellung zum Leben, wenn sie viel Sport treiben? Die Studie eines US-amerikanischen Forschungsteams scheint einen möglichen Erklärungsansatz dafür zu liefern. Sie zeigt: Die Verbindung von Körper und Geist ist mehr als nur ein Dauerthema in der Philosophie. Offenbar ist sie direkt ins Gehirn eingebaut.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ein bisher unbekanntes System in dem Bereich der Hirnrinde entdeckt, der für die Steuerung von Bewegungen zuständig ist. Es befindet sich zwischen einzelnen Bereichen, von denen schon lange bekannt ist, dass sie die Bewegungen unserer Hände, unserer Füße und unseres Gesichts steuern. Dieses neu entdeckte System wird zum Beispiel dann aktiv, wenn wir an Bewegungen denken. Darüber hinaus steht es in Verbindung mit einem Netzwerk, das an zahlreichen anderen Prozessen beteiligt ist: am Denken und Planen, am Schmerzempfinden, an der Kontrolle von inneren Organen und an Funktionen wie Blutdruck und Puls. Die Entdeckung könnte also eine Erklärung dafür liefern, warum unser Puls steigt, wenn wir nur an eine schwierige Aufgabe denken. Oder warum bestimmte Atemübungen helfen, nicht nur den Körper, sondern auch den Geist zu beruhigen.

Die Forschenden gaben ihrer Entdeckung den Namen SCAN: Somato (Körper) -Cognitive (Geist) Action Network. „Da dieses System, das SCAN, abstrakte Pläne, Gedanken und Motivation mit tatsächlichen Bewegungen und unserer Physiologie zu verbinden scheint, liefert es eine weitere Erklärung dafür, warum ‚der Körper‘ und ‚der Geist‘ nicht getrennt beziehungsweise nicht trennbar sind“, sagt einer der beteiligten Forscher, Nico Dosenbach vom Mallinckrodt Institut für Radiologie an der Washington University School of Medicine in St. Louis, Missouri.

Ziel der Studie war eigentlich, eine Karte der motorischen Regionen im Gehirn, die der Neurochirurg Dr. Wilder Penfield in den 1930er-Jahren angefertigt hatte, mit moderneren Methoden zu reproduzieren. Dazu untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sieben gesunde Erwachsene über Stunden mittels funktioneller Magnetresonanztomograhie (fMRT), während diese verschiedene Aufgaben erledigten. Aus den gewonnen Daten erstellten sie für jeden Studienteilnehmer und jede Studienteilnehmerin individuelle Gehirnkarten. Dabei entdeckten sie, dass Penfields Karte nicht ganz korrekt war und sich zwischen den Bereichen für die Steuerung von Händen, Füßen und Gesicht noch andere Bereiche befanden: das SCAN.

„Penfield war brilliant. Seine Vorstellungen waren 90 Jahren lang vorherrschend und das hat für einen blinden Fleck auf diesem Gebiet gesorgt“, sagt Dosenbach. „Als wir anfingen zu suchen, fanden wir zahlreiche veröffentlichte Daten, die nicht ganz mit Penfields Vorstellungen übereinstimmten, und alternative Interpretationen, die ignoriert wurden. Wir haben viele verschiedene Daten mit unseren eigenen Beobachtungen verbunden und entwickelten so eine neue Vorstellung davon, wie Körper und Geist miteinander verknüpft sind.“

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Quellen:

  • Gordon EM, Chauvin RJ, Van AN et al. : A somato-cognitive action network alternates with effector regions in motor cortex. In: Nature: 19.04.2023, https://doi.org/...
  • Dunham, W: Scientists identify mind-body nexus in human brain. Online: https://www.reuters.com/... (Abgerufen am 24.04.2023)
  • Bahndari T: Mind-body connection is built into brain, study suggests. Online: https://medicine.wustl.edu/... (Abgerufen am 24.04.2023)