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Ginkgo – kurz erklärt

Ginkgo (Ginkgo biloba) soll das Gedächtnis positiv beeinflussen und die Fließeigenschaften des Blutes verbessern. Wenn überhaupt, haben nur hoch dosierte Pflanzenauszüge (Extrakte) nach längerfristiger Einnahme einen milden Effekt. Ginkgo kann auch Nebenwirkungen auslösen und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln eingehen.

Welche Inhaltsstoffe kommen in Ginkgo vor?

Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Ginkgoblättern. Sie enthalten Diterpene, die vorwiegend aus den Ginkgoliden A, B und C bestehen. Daneben kommen Sesquiterpene vor, darunter vor allem die Substanz Bilobalid. Darüber hinaus stecken in den Blättern Flavonoide, zu denen die Stoffe Kämpferol und Quercetin gehören, sowie Ginkgolsäuren.

Gegen was soll Ginkgo helfen?

  • Gedächtnisprobleme und Tinnitus

Für die Wirkungen von Ginkgo ist wohl das Zusammenwirken von Flavonoiden, Ginkgoliden und Terpenen verantwortlich. Dieses Substanzgemisch weist zumindest in Laborversuchen zahlreiche Effekte auf: Es schützt Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen und unterstützt die Funktion bestimmter Botenstoffe im Gehirn, die Gedächtnis und Lernen beeinflussen. Zudem greifen die Stoffe hemmend in die Blutgerinnung ein, verbessern die Fließeigenschaften des Blutes und fangen freie Radikale ab.

Aus diesen Gründen vermuten Forscher, dass Ginkgo hilft, wenn die geistige Fitness nachlässt, wenn man sich schlecht konzentrieren kann oder das Lernen schwerfällt. Auch Krankheiten, bei denen Durchblutungsstörungen eine Rolle spielen, könnte Ginkgo positiv beeinflussen – zum Beispiel Schwindel, Ohrensausen (Tinnitus) und die Schaufensterkrankheit (PAVK).

Da Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, lässt sich derzeit nicht sicher sagen, ob Ginkgo tatsächlich das Gedächtnis beeinflusst. In manchen Untersuchungen kam heraus, dass Zubereitungen aus den Blättern eine Alzheimer-Demenz verlangsamen können.  Laut Leitlinie kann Ginkgo-Spezialextrakt Menschen mit Demenz helfen, den Alltag aktiver zu bewältigen.

Andere Studien kommen zu dem Schluss, dass die Gedächtnisleistung nicht verbessert wird – zumindest nicht bei Gesunden. Auch ob Ginkgo bei Tinnitus oder Schwindel helfen kann, ist noch nicht sicher bewiesen, da sich die Studien ebenfalls widersprechen.

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Was ist bei der Anwendung zu beachten?

Aus einem Ginkgoblätter-Tee werden die wirksamen Stoffe nur unzureichend herausgelöst. Um eine Wirkung zu erzielen, müssen die aktiven Substanzen in Extrakten (Auszug aus der Pflanze) aufkonzentriert werden. Außerdem können im Tee sogenannte Ginkgolsäuren vorkommen, die als bedenklich gelten.

Ginkgopräparate wirken, wenn überhaupt, nicht sofort, sondern erst nach mehrwöchiger Einnahme.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Manche Menschen bekommen Magen-Darm-Beschwerden oder Kopfschmerzen auf das pflanzliche Mittel. In Ginkgoblätter-Tees können Ginkgolsäuren enthalten sein, und zwar in sehr unterschiedlichen Mengen. Diese Säuren können wohl Allergien auslösen und möglicherweise das Erbgut verändern. In pharmazeutischen Zubereitungen wird der zulässige Gehalt an Ginkgolsäuren deshalb beschränkt.

Wer gerinnungshemmende Medikamente einnimmt, sollte Ginkgo nur in Absprache mit dem Arzt anwenden. Denn die Heilpflanze kann den Effekt der Blutgerinnungshemmer verstärken. Auch wer operiert werden muss, sollte Ginkgo vorher absetzen.

Schwangere sollten auf Ginkgo verzichten.

Wichtig: Lassen Sie sich zu Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten der Heilpflanze in der Apotheke beraten.

Quellen:

Wichtl M: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2016