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Was ist ein myofasziales Schmerzsyndrom?

Insgesamt sind diese Schmerzbilder noch nicht  ausreichend verstanden. Es ist nicht ganz klar, was genau den Ausschlag für die Schmerzen gibt, die typischerweise, aber nicht nur, das Kreuz heimsuchen. Durchblutungsstörungen, Bindegewebsverhärtungen und erhöhte Anspannung bestimmter Muskelpartien durch Überreizung sind aber wohl mitverantwortlich.

Verspannte, schmerzende Muskeln haben zunächst einmal viel mit ungünstigen Körperhaltungen und eingefahrenen Bewegungen  im Alltag zu tun. Davon sind viele Menschen betroffen, Sitz- wie  Stehberufler, Büroangestellte genauso wie Operateure, Sportler (zum  Beispiel Fußballspieler), Friseure, Musiker, Fließbandarbeiter und  Lastenträger.

Allerdings darf man nicht außer Acht lassen, dass auch  Krankheiten, Fehlbildungen oder Verschleiß des Skeletts Muskeln  einseitig belasten können.

Strapazierte Muskeln sind ständig angespannt, auch in Ruhe. Mögliche   Folgen: eine Störung der Energiebalance, verschlechterte   Durchblutung, Schwellungen und Verhärtungen.  Überreizungssignale lösen  Schmerzen aus und halten sie aufrecht. Die Schmerzen können in benachbarte Muskeln und Faszien ausstrahlen. Gleichzeitig laufen auf den einzelnen Ebenen des Rückenmarks Nervenimpulse aus verschiedenen Quellen zusammen und erreichen das Gehirn, das diese nicht einzeln zuordnen kann (übertragener Schmerz). So kann das Gehirn zum Beispiel Nieren- oder Harnleiterschmerzen auch als Kreuzschmerzen interpretieren. Umso wichtiger ist hier die genaue ärztliche Untersuchung (siehe unten), um einen Organbefund oder eine Erkrankung am Skelett auszuschließen.

Rein   myofasziale Schmerzen vergehen mitunter von selbst. Andererseits geraten   nicht wenige Betroffene über kurz oder lang in einen Teufelskreis aus   Anspannung und Schmerz. Wer aktiv gegensteuert, kann jedoch dazu beitragen,   dass die Schmerzen sich verselbstständigen und chronisch werden.

Symptome: Verspannte Muskeln und ziehende, bohrende, machmal auch stechende Schmerzen im Hüftbereich, Gesäß, Bein oder Kreuz auf einer Körperseite. Manche Patienten spüren auch Missempfindungen wie Kribbeln oder ein Schwellungsgefühl. Die Beweglichkeit kann eingeschränkt sein. In den   jeweils strapazierten Muskeln bilden sich eventuell tastbare   Verhärtungen, sogenannte Kontraktionsknoten (Myogelosen).

Diagnose: Neben  der Kennntis der  Krankengeschichte ist eine gründliche orthopädische  Untersuchung notwendig, um das Beschwerdebild richtig  einzuordnen. Dazu gehört  auch die Suche nach Triggerpunkten. Weiteres im Kapitel "Schmerzen im Gesäß/Kreuz: Diagnose" in diesem Ratgeber.

Piriformis-Syndrom: Der andere Ischias

Ischiasbeschwerden zum Zweiten – so könnte man dieses  Beschwerdebild auch beschreiben. Es entsteht, wenn der birnenförmige  Piriformis-Muskel, ein innerer Hüftmuskel, den Ischiasnerv oder einen  seiner Äste beim Übertritt vom Becken zum Oberschenkel einengt.

Der  Muskel bewirkt das Abspreizen, Strecken und die Außendrehung des  Oberschenkels. Bei Fehlbeanspruchung kann er sich verkürzen und  verdicken. Den kleinen Gesäßmuskel, den Glutaeus minimus, der unterhalb  des großen Gesäßmuskels liegt, kann es aber genauso treffen.

Ursachen  sind einseitige Überbelastung, wozu manche Menschen neigen, die aus  einer Grätschstellung heraus ständig schwer heben müssen, dann solche,  die vorwiegend eine sitzende Körperhaltung einnehmen oder sich viel (und  falsch) bücken. Außerdem kann der Muskel durch ständigen Druck gereizt  werden.

Eine mögliche Ursache in dieser Hinsicht ist die Angewohnheit,  die Geldbörse in der Hosentasche über dem Gesäß zu verstauen, was Männer  gerne und häufig tun.

Nach Sturzverletzungen im Gesäßbereich kann es  ebenfalls zum Piriformis-Syndrom kommen. Allerdings können auch  Schmerzen bei Schleimbeutelentzündungen an der Hüfte manchmal bis ins  Gesäß ausstrahlen. Mehr darüber im Ratgeber "Hüftschmerzen".

Hüftknochen

Hüftschmerzen

Hüftschmerzen werden oft mit Hüftarthrose gleichgesetzt. Die Ursachen liegen jedoch meist im Bereich der Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel und Nerven zum Artikel

Hüftknochen

Hüftschmerzen

Hüftschmerzen werden oft mit Hüftarthrose gleichgesetzt. Die Ursachen liegen jedoch meist im Bereich der Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel und Nerven zum Artikel

Symptome: Schmerzen tief im Gesäß auf einer Körperseite, möglicherweise mit Ausstrahlung bis in den Oberschenkel, in die Hüfte oder das Kreuz. Beingrätschen oder Treppensteigen, auch Liegen auf der entsprechenden Körperseite ist schmerzhaft. Bei längerem Sitzen – etwa vor dem Bildschirm, im Auto – verstärken sich die Schmerzen.

Diagnose:Die Schilderung der Beschwerden und ihrer Umstände sowie eine körperliche Untersuchung, bei der sich möglicherweise auch Triggerpunkte im kleinen Gesäßmuskel finden lassen, führen meist zur Diagnose.

Weitere technische Verfahren wie Röntgen oder Blutuntersuchungen sind nur erforderlich, wenn der Arzt zusätzlich eine Erkrankung am Bewegungsapparat oder eine andere organische Störung vermutet, die das Bewegungssystem mit beeinflusst.

Wie ein Hexenschuss: Blockiertes Kreuzbein-Darmbein-Gelenk

Im Bereich der Gelenke zwischen Kreuz und Becken (Iliosakralgelenke, ISG) kann das Zusammenspiel der stark beanspruchten Bänder und Muskeln empfindlich gestört werden. Dadurch entstehen  Muskelverspannungen, bei plötzlicher zusätzlicher Belastung auch akute  Blockierungen. Mit anderen Worten: ein Hexenschuss.

Als Ursachen kommen  zahlreiche, mit Fehl- und Überbelastung verbundene mechanische Faktoren  infrage. Sie reichen von Haltungsproblemen bis zu sportlicher  Überbelastung. Auch Schwachpunkte wie eine Beinverkürzung auf einer  Seite, die dazu führt, dass das Becken schief steht, sodann die  verstärkte Krümmung der Lendenwirbelsäule nach vorne (Hohlkreuz, auch  Lordose), Bänderschwäche und abnutzungsbedingte Veränderungen hier oder  am Hüftgelenk können ISG-Blockierungen begünstigen.

Symptome: Die  Blockierung des Kreuz-Darmbein-Gelenks ist eine häufige Ursache von  akuten Gesäß- und/oder Kreuzschmerzen bis hin zum Hexenschuss. Die  Schmerzen können ins Bein ausstrahlen und den Betroffenen vorübergehend so gut wie lahmlegen. Nach längerem Sitzen sind sie verstärkt spürbar,  ebenso beim Anheben des Beins auf der betroffenen Seite oder Aufrichten  aus gebückter Haltung. In der Regel spielen sich die Beschwerden mehr auf  einer Körperseite ab.
Diagnose: Sie ergibt sich für den  Arzt vor allem aus der Art der Beschwerden, der Krankengeschichte, den  Begleitumständen und der körperlichen Untersuchung (siehe wiederum im Kapitel  "Schmerzen im Gesäß/Kreuz: Diagnose" und Abschnitte oben) nebst verschiedener  Bewegungstests. Wenn zum Beispiel auch das Heranführen (Adduktion) des  Oberschenkels beziehungsweise der Hüfte in gebeugter Stellung  schmerzhaft ist, kann das auf eine Störung des  Iliosakralgelenks hinweisen.

Anzeichen für eine Ischiasschädigung  schließt der Arzt zunächst anhand der Befunde aus. Bildgebende  Untersuchungen wie zum Beispiel Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomografie (Kernspintomografie, MRT) sind bei speziellen Verdachtsmomenten hinsichtlich einer Störung an der Wirbelsäule wie ein Bandscheibenvorfall, eine Osteoporose oder eine Bechterew-Erkrankung (der widmet sich das Kapitel "Bechterew-Krankheit & Co" in diesem Ratgeber) notwendig, im Einzelfall außerdem gezielte Labortests.

Mehr Informationen finden Sie auch in weiteren Ratgebern auf diesem Gesundheitsportal wie "Hexenschuss" und "Osteoporose".

Frau hat Nackenschmerzen

Nackenschmerzen, steifer Hals

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Therapie bei allen drei Problemen

Nach Ausschluss einer speziellen Krankheitsursache rät der Arzt eventuell, kurzfristig ein schmerzstillendes  Medikament einzunehmen. Infrage kommt ein Arzneistoff wie  Paracetamol (laut einer Studie aus dem Jahr 2014 gab es bei akuten  Kreuzschmerzen mit und ohne das Medikament keinen maßgeblichen Unterschied bis zum Erreichen der Schmerzfreiheit)  oder ein traditioneller Entzündungshemmer (NSAR; NSAR steht für nicht steriodales Antirheumatikum).

Auch chiropraktische beziehungsweise manualtherapeutische Maßnahmen sind bei Kreuzschmerzen  mögliche Behandlungsverfahren,  wenn ein anderweitiger krankhafter Organbefund  ausgeschlossen werden konnte. Falls der Arzt Triggerpunkte findet, kann  er sie mit entsprechenden manuellen Techniken angehen.

Manchmal wenden  Ärzte auch Injektionen mit einem örtlich betäubenden Mittel an. Diese  perkutane Therapie (durch die Haut, als invasivere Form auch mit  Injektionen an die Wirbelsäule heran) wird bei nicht spezifischen  Kreuzschmerzen in den Leitlinien jedoch nicht empfohlen.

Wenn  sich psychische Faktoren als Schrittmacher der Beschwerden  herausstellen, ist möglicherweise eine Psychotherapie der richtige Weg.  Anhaltende Beschwerden wird der Arzt intensiver abklären.

Nur bei Bedarf  verordnet er eine Physiotherapie (früher: Krankengymnastik), bei akuten Kreuzschmerzen eher nicht, bei  länger anhaltenden Kreuzschmerzen dagegen schon. Hier können auch  Massagen eingesetzt werden.