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Eigentlich müsste ich mich bei Ihnen bedanken. Ich habe gestern alle meine Schubladen durchsucht – und dabei endlich mal wieder Ordnung gemacht.

Und, sind Sie fündig geworden?

Nach vollen zwei Stunden. Ich konnte mich einfach nicht erinnern, wo mein Impfpass steckt.

Da sind Sie nicht alleine. Mehr als die Hälfte der Deutschen weiß das nicht. Zumindest war das vor zwei Jahren so. Ich hoffe, dass viele sich inzwischen auf die Suche gemacht haben. Denn trotz digitalem Corona-Zertifikat und Impf-Apps: Es geht doch nichts darüber, seine Impfdaten schwarz auf gelb in Händen zu haben.

Mein Impfpass ist noch aus der Kindheit. Sehen Sie: Das sind
Notizen von meinem Kinderarzt. Er hatte es nicht immer leicht mit mir. Einmal bin ich ihm in der Praxis davongelaufen – aus Angst vor der Impfspritze.

Ich hoffe, Sie haben sich damals keine Spritzenphobie zugezogen. Obwohl die feinen Nadeln von Impfspritzen heute kaum zu spüren sind, hält manche Menschen weniger die Sorge vor Nebenwirkungen ab, sich den Schutz zu holen, als die Angst vor der Spritze.

Nein, nein. Mein Kinderarzt war sehr nett. Als Medizinjournalistin weiß ich außerdem, wie wichtig Impfungen sind. Leider ist heute nicht jeder davon überzeugt.

Eine uralte Geschichte. Kritik an der Impfung gibt es schon seit ihrer ­Geburt. Anfangs fürchtete man etwa, mit der Impfung könnte „viehisches Wesen“ eingeimpft werden. Eine berühmte Zeichnung zeigt, wie Menschen nach der Impfung überall am Körper Kuhköpfe herauswachsen.

Wie kam man auf so einen Unsinn?

Sie müssen wissen, dass die allererste Impfung tatsächlich nur mithilfe von Kühen möglich war. Man hatte entdeckt, dass Menschen gegen Pocken immun wurden, wenn man sie mit Kuhpocken infizierte. Dass das wirklich klappt, hat der englische Arzt ­Edward Jenner erstmals nachgewiesen – im Jahr 1796.

Ich wusste nicht, dass Impfen schon so alt ist.

Fast genauso alt ist auch die Dis­kussion, ob es überhaupt wirkt – oder mehr schadet als nützt. Dabei spricht der Erfolg für sich. Die Pocken konnten mithilfe der Impfung sogar ausgerottet werden. Auch der Gedanke, ob man zum Schutz der Allgemeinheit die Menschen zur Impfung zwingen sollte, wurde sehr früh geboren. Wussten Sie, dass Bayern weltweit der erste Staat war, der eine Impfpflicht einführte? Das war 1807.

So früh? Erstaunlich. Was halten Sie denn von solchen Maßnahmen?

Ach wissen Sie: Pflicht oder sogar Zwang – viele Menschen bringt das erst recht gegen das Impfen auf. Insgesamt setze ich lieber auf Aufklärung. Hinzu kommt, dass viele, die ungenügend geschützt sind, Impfen gar nicht ablehnen. Oft verschludern sie es einfach. Deshalb bin ich so wichtig. Lassen Sie doch mal Ihren Impfpass checken.

Okay, da haben Sie mein ­komplettes Impfleben.

Also, Ihr Kinderarzt war fleißig. Vier Mal Corona – auch das ist vernünftig. Aber hier sehe ich eine Lücke: Sie sollten sich dringend noch mal gegen Masern impfen lassen, da Sie nach 1970 geboren sind. Auch die Zeckenimpfung gegen FSME ist längst wieder fällig. Machen Sie am besten ­einen Termin bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt – und nehmen Sie Ihren Impfpass unbedingt mit. Jetzt wissen Sie ja, wo er steckt.

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Quellen:

  • Robert Koch-Institut: Impfkalender. Online: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 12.05.2023)
  • Wikipedia: Karikatur zu Impfgegnern, die befürchteten, durch die Pockenimpfung zu Kühen zu werden (1802). Online: https://de.wikipedia.org/... (Abgerufen am 12.05.2023)