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Da kommt etwas auf uns zu. Zahllose Urlauber kehren wieder nach Deutschland zurück – und einige von ihnen bringen sicher nicht nur Souvenirs aus fernen Ländern mit, sondern auch das Coronavirus SARS-CoV-2. Parallel nähert sich der Herbst und mit ihm die nächste Erkältungssaison.

Doch wie kann ich eigentlich feststellen, ob sich nur ein normaler Schupfen anbahnt oder ich mich mit SARS-CoV-2-Virus infiziert habe? Gerade Eltern werden häufiger in dieser Zwickmühle stecken. Denn während Erwachsene etwa zwei bis vier Mal pro Jahr erkältet sind, kann es Kinder schon acht bis zwölf Mal jährlich treffen.

Unklare Beschwerden erschweren die Diagnose

"Zu Anfang gar nicht", sagt Professor Dr. Bernd Salzberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie e.V. "Für Laien ist es in den ersten Tagen nicht möglich, zu unterscheiden, ob sie an Covid-19 oder einer Erkältung erkrankt sind.“ Das liegt zum Teil an den unspezifischen Symptomen, aber auch an Ähnlichkeiten zwischen den Erkrankungen. Beide gehen zum Beispiel mit Husten und Halsschmerzen einher.

Der Verlust vom Geschmacks- und/oder Geruchssinn gilt als typisches Corona-Symptom. Bei der Omikron-Variante treten diese jedoch seltener auf, hier stehen oft eher Halsschmerzen im Vordergrund. Etwas schlechter schmecken oder riechen kann man außerdem auch bei einer Erkältung, wenn die Nase verstopft ist. „Sicherheit bringt letztlich nur ein Corona-Test", erklärt Infektiologe Salzberger, der am Universitätsklinikum Regensburg auch den Bereich Infektiologie leitet.

Viele Symptom-Kombinationen sind möglich

Gibt es denn zumindest Häufungen von Beschwerden oder charakteristische Verläufe, die eine Unterscheidung zwischen Corona, einer Erkältung und einer echten Grippe vereinfachen? Auch hier verneint Salzberger.

"Als einigermaßen sicheren Hinweis für eine Grippe würde ich das schlagartige Krankheitsgefühl nennen, das Betroffene regelrecht überfällt. Sie fühlen sich wie von einem Baum erschlagen, können nicht mehr aufstehen und fühlen sich von einer Minute auf die andere schwerkrank. Bei Corona oder einer Erkältung berichten Erkrankte tendenziell von einem langsameren Verlauf mit einer steigenden Intensität der Beschwerden."

Auch typische Symptom-Kombinationen gibt es nicht: Alles sei möglich, so der Infektiologe. "Der eine fiebert schnell und hat Gliederschmerzen, den nächsten quälen lediglich Kopfschmerzen. Tendenziell stehen aber bei Corona und Grippe hohes Fieber und starker, trockener Husten im Vordergrund. Eine Erkältung und Grippe führen häufig zu Gliederschmerzen."

Auch die Dauer unterscheide sich. "Ein grippaler Infekt ist nach einigen Tagen ausgestanden, eine Grippe fesselt Kranke auch mal eine ganze Woche ans Bett. Anschließend brauchen sie noch eine längere Zeit, um sich vollständig zu erholen", sagt Salzberger. Dies kann jedoch bei Covid-19 ebenfalls der Fall sein.

Die häufigsten Corona-Symptome

Auch wenn die Beschwerden oft vielfältig und unspezifisch sind, am häufigsten wurden im deutschen Meldesystem laut dem Robert Koch-Institut folgende Symptome bei Covid-19 erfasst:

  • Husten bei 42 Prozent
  • Fieber bei 26 Prozent
  • Schnupfen bei 31 Prozent
  • Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns bei 19 Prozent

„Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall zählten außerdem zu den genannten Problemen", sagt Internist Salzberger.

Bei Heuschnupfen herrscht etwas mehr Klarheit

Bei Allergien, zum Beispiel gegen Pollen, Hausstaub oder Tierhaare, gibt es deutlichere Unterscheidungsmerkmale zu SARS-CoV-2. "Im Gegensatz zu den Viruserkrankungen leiden Allergiker in der Regel nicht unter Fieber oder Gliederschmerzen. Dafür unter Augenjucken und Niesreiz, der aber auch bei einer normalen Erkältung üblich ist.", sagt Prof. Dr. Ludger Klimek, Präsident vom Ärzteverband Deutscher Allergologen e.V.

"Eine Allergie gegen Pollen verändert sich über die Saison. Neben permanentem Augenjucken und gereizten Schleimhäuten, ist die Nase anfänglich geschwollen und verstopft, dann beginnt sie wässrig zu laufen. Mit der Zeit wird der Schleim zäher. Nicht selten kommen noch Kopfschmerzen, trockener Husten und sogar Atemnot hinzu."

Diese schweren Beschwerden sind aber nicht der einzige Grund, Allergien ernst zunehmen und sich in Behandlung zu begeben. Allergologe Klimek: "Wir wissen heute, dass medikamentös gut eingestellte Allergiker kein erhöhtes Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken. Im Umkehrschluss machen Menschen, die ihre Allergien nicht behandeln, es Viren leichter - im schlimmsten Fall auch SARS-CoV-2. Denn die allergiebedingten Entzündungsprozesse schädigen die Schleimhäute und machen sie anfälliger für eine Virusinfektion."

Doppelt auf Nummer sicher gehen

Beide Experten und das Robert Koch-Institut raten bei Unsicherheit schnell aktiv zu werden und bei Symptomen wie Husten, Fieber, Verlust des Geruchs- und/oder Geschmackssinns und Halsschmerzen freiwillig zu Hause zu bleiben. Außerdem sollten Sie direkte Kontakte zu anderen zu meiden.

Klimek: "Rufen Sie Ihren Hausarzt an oder schreiben Sie per Mail, um was es geht. Bitte gehen Sie nicht unangemeldet in eine Praxis, um andere Menschen nicht zu gefährden. Dann teilt man Ihnen die nächsten Schritte mit", rät Klimek.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst (116117) beantwortet ebenfalls telefonisch Fragen. Salzberger ergänzt: "Kurzatmigkeit oder sogar Atemnot sind dagegen grundsätzlich ein Notfall. Rufen Sie sofort einen Notarzt." Telefonnummer hierfür ist in ganz Europa die 112. Weisen Sie auch hier darauf hin, wenn Sie sich möglicherweise mit SARS-CoV-2 infiziert haben könnten.

Fazit: Zwischen Covid--19 und einer Erkältung oder Grippe anhand der Symptome zu unterscheiden ist nahezu nicht möglich. Hier kann nur ein Test auf SARS-CoV-2 weiterhelfen. Bei einer Allergie treten normalerweise kein Fieber und keine Gliederschmerzen auf. Bei den Symptomen stehen eher Augenjucken und Fließschnupfen im Vordergrund. Aber auch hier gilt: Im Zweifel lieber erst einmal isolieren und zumindest einen Schnelltest machen.