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Dass zu hoher Puls ungesund ist, dürfte den allermeisten von uns bekannt sein. Doch auch ein zu niedriger kann schlecht sein für Herz und Körper. Schlägt das Herz eines älteren Erwachsenen weniger als 40 Mal pro Minute, spricht man von einer Bradykardie oder bradykarden Herzrhythmusstörung. Die altersübliche Herzfrequenz ist dann unterschritten.

Was heißt ein zu niedriger Puls?

Leistungssportler haben oft trainingsbedingt einen sehr langsamen Herzschlag. Bei einer krankhaften Bradykardie hingegen ist entweder der Sinusknoten im Herz gestört, der elektrische Impulse in die Herzkammern sendet. Oder diese Impulse können nicht richtig weitergeleitet werden. Das Resultat ist dasselbe: Zu wenig Blut und damit auch zu wenig Sauerstoff gelangen in den Blutkreislauf. Als Folge können Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Manche Betroffene werden zudem häufig plötzlich bewusstlos.

Viele unterschiedliche Faktoren können den Puls krankhaft verlangsamen. Zum Beispiel Durchblutungsstörungen im Herzen, bestimmt Medikamente oder auch eine Schilddrüsenerkrankung. Können die Ursachen nicht behoben werden, sorgt ein Herzschrittmacher dafür, dass der Puls eine bestimmte Frequenz nicht unterschreitet. Denn unbehandelt kann die Herzschwäche auch andere Organe schädigen. Wann ­dieser Eingriff notwendig wird und warum ein niedriger Puls nichts grundsätzlich Schlechtes ist: Dazu haben wir einen Experten befragt.

Ungefähr 100 000 Mal schlägt das Herz pro Tag. Sein Muskel wird durch elektrische Impulse gesteuert:
Im Sinusknoten (1) entsteht ein elektrischer Impuls, der zum AV-Knoten (2) gelangt. Dieser leitet ihn zum His-Bündel (3), das sich in einen rechten und einen linken Kammerschenkel (Tawara-Schenkel) aufteilt. Die beiden Schenkel ziehen sich entlang beider Seiten der Kammerscheidewand (4). An deren Ende teilen sie sich in die Purkinje-fasern (5) auf. Die Fasern leiten den Impuls direkt weiter in die Muskulatur der Herzkammern.

Ungefähr 100 000 Mal schlägt das Herz pro Tag. Sein Muskel wird durch elektrische Impulse gesteuert: Im Sinusknoten (1) entsteht ein elektrischer Impuls, der zum AV-Knoten (2) gelangt. Dieser leitet ihn zum His-Bündel (3), das sich in einen rechten und einen linken Kammerschenkel (Tawara-Schenkel) aufteilt. Die beiden Schenkel ziehen sich entlang beider Seiten der Kammerscheidewand (4). An deren Ende teilen sie sich in die Purkinje-fasern (5) auf. Die Fasern leiten den Impuls direkt weiter in die Muskulatur der Herzkammern.

Wie geht man mit einem krankhaft niedrigen Puls um?

Die Ursache der Bradykardie kann darin liegen, dass der Sinusknoten als Impulsgeber gestört ist (Sinusknotenbradykardie). Störungen können aber auch bei der Weiterleitung der Erregung über den AV-Knoten zu den Herzkammern auftreten (AV-Blockierung). In der Akutphase werden Patienten mit krankhaft zu niedrigem Puls mit Medikamenten behandelt. Diese eignen sich aber nur für eine kurzfristige Therapie.

Kann man die Ursachen der Herzschwäche nicht beheben, hilft dauerhaft nur ein Schrittmacher. Er hält das Tempo des Herzschlags und stellt sicher, dass das Herz auch bei Anstrengung schneller schlägt. Über eine oder mehrere Sonden ist das Gerät mit dem rechten Herzvorhof und mit einer der -kammern verbunden. Je nachdem, welche Bradykardie vorliegt, stimuliert der Schrittmacher automatisch den betroffenen Teil des Herzens.

Ein Interview mit Dr. Ralph Bosch, Regionalvorsitzender Baden- Württemberg beim Bundesverband niedergelassener Kardiologen

Herr Dr. Bosch, wer entwickelt ein „Sportlerherz“?

Nur, wer intensiven Ausdauersport betreibt, etwa Rad­sportlerinnen und -sportler mit langen, hochintensiven Einheiten. Deren Herz hat ein höheres Schlagvolumen, pumpt ­also mehr Blut pro Einheit. Der Puls ist aber nur bei Ruhe langsam. Bei Anstrengung steigt er normal an. Krankhaft langsamer Puls bleibt auch dann niedrig.

Niedriger Puls ist also nicht grundsätzlich ungesund.

Nein. Sehr gute Studien zeigen sogar, dass Menschen im Schnitt länger leben, je langsamer ihr Herz schlägt. Das ist ­übrigens auch bei vielen Tieren so: Mäuse leben mit ihrer sehr ­hohen Herzfrequenz recht kurz, Elefanten mit einem Puls von 30 Schlägen pro Minute sehr lange. Entscheidend ist nicht die absolute Zahl der Schläge, sondern ob man Beschwerden hat.

Wann sollte niedriger Puls behandelt werden?

Wenn er Beschwerden macht. Typisch ist etwa Schwindel: Betroffenen wird immer wieder schwummrig, manche kippen gleich ganz um. Zudem sind sie oft nicht sehr ­belastbar und geraten schnell in Atemnot.

Fazit

Wer einen niedrigen Puls hat und keinerlei Beschwerden, muss sich meist keine Sorgen machen. Erst bei Beschwerden, die auf eine Mangelversorgung von Herz und Gehirn mit Sauerstoff hindeuten, wirkt sich ein sehr niedriger Puls krankhaft aus. Bei Symptomen wie Schwindel und Atemnot sollte deshalb unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

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