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Was ist eine Fettleber?

Von einer Fettleber (Steatosis hepatis) spricht man, wenn sich eine vermehrte Fetteinlagerung in den Leberzellen (Hepatozyten) findet. Experten nehmen an, dass circa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung der westlichen Industriestaaten unter einer nicht-alkoholbedingten Fettlebererkrankung leiden. Die Häufigkeit der ausschließlich durch vermehrten Alkoholkonsum bedingten Fettlebererkrankung ist schwierig zu definieren, da sich die Leberzellen  bei der alkoholischen wie auch bei der nicht-alkoholischen Fettleber zunächst ähnlich verändern. Man geht aber davon aus, dass mehr als 90 Prozent der Alkoholiker an einer   Fettlebererkrankung leiden. Eine verfettete Leber wird oft als harmlose Begleiterscheinung angesehen – doch so einfach ist das nicht. Auch eine nicht-alkoholisch bedingte Fettleber kann gefährliche Folgen wie eine Leberentzündung (Steatohepatistis) bis hin zu einer Zirrhose und Leberkrebs haben.

Ursachen: Was kann zu einer Fettleber führen?

Es gibt zwei Gruppen von Fettlebererkrankungen. Dies ist zum einen die alkoholische Fettlebererkrankung (AFLD, alcoholic fatty liver disease), welche durch einen übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst wird. Dabei gilt bereits eine Menge von 24 bis 30g reinem Alkohol (entspricht 300 ml Wein oder 0.75 l Bier) pro Tag bei Männern als leberschädigend. Bei Frauen kann bereits die halbe Menge schädigend sein.

Bei den meisten Menschen beruht eine Fettleber allerdings nicht auf einem vermehrten Alkoholkonsum. Daher spricht man in diesen Fällen auch von der nicht-alkoholinduzierten Fettlebererkrankung (NAFLD, non-alcoholic fatty liver disease). Hauptursache mit 70 bis 90 Prozent sind Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) sowie der Diabetes-mellitus Typ 2. Besonders die zentrale Fettansammlung, auch bekannt unter der "Apfelform", scheint die Entwicklung einer Fettleber zu begünstigen.

Bei etwa sechs Prozent der Normalgewichtigen Erwachsenen findet sich ebenfalls eine Fettleber und auch bei Kindern kann sich bereits eine Fettleber entwickeln. Experten gehen von drei bis elf Prozent betroffener Kinder aus und nennen als Ursache Übergewicht und Adipositas. Hier spielt insbesondere der Konsum von Softdrinks wie Limonade eine wichtige Rolle.

Aber auch andere Faktoren wie bestimmte Medikamente, spezielle Leberkrankheiten wie Morbus Wilson oder chronische Darmerkrankungen wie zum Beispiel der Morbus Crohn, ausgedehnte Dünndarmresektionen, Mangelernährung, eine Chemotherapie oder eine Virusinfektion (Hepatitis-C) können zur Leberverfettung führen. Ebenfalls scheint eine genetische Veranlagung zu bestehen.

Symptome: Welche Beschwerden treten auf?

Meistens verfettet die Leber, ohne das der Betreffende etwas davon bemerkt, das heißt es treten keine Beschwerden auf. Erst wenn sich das Organ vergrößert und schwerer wird, kann es zu ziemlich unspezifischen Anzeichen kommen: Der Patient hat weniger Appetit, er fühlt sich müde und schlapp, er kann zu Blähungen und Völlegefühl neigen. Manchmal kommen Übelkeit und ein Druckgefühl im rechten Oberbauch hinzu. Selbst bei einer Fettleberentzündung (Steatohepatitis) zeigen sich lediglich bei der Hälfte der Betroffenen unspezifische Symptome.

Diagnose: Wie erkennt der Arzt eine Fettleber?

Häufig entdeckt der Arzt eine Fettleber zufällig, wenn er aus anderen Gründen einen Bauch-Ultraschall vornimmt. Dabei  zeigt sich die Leber oft vergrößert, zum Teil findet sich aufgrund der Fetteinlagerung eine "hellere" Leber. Auch Blutentnahmen - zum Beispiel bei einer Vorsorgeuntersuchung - können auffällige Werte aufweisen. Bei einer Fettleber findet sich oft eine erhöhte Gamma-GT, bei einer Fettleberhepatitis können zusätzlich die Transaminasen erhöht sein. Die Konzentration dieser Leberenzyme kann im Blut ansteigen, wenn die Leber erkrankt ist. Die Werte geben allerdings keine Auskunft darüber, welche Erkrankung im Einzelnen vorliegt. Zur genaueren Differenzierung werden spezifische Blutuntersuchungen durchgeführt.

Die beste Nachweismethode der Fettlebererkrankung, die auch das Ausmaß der Leberschädigung anzeigt, ist eine Biopsie. Dabei entnimmt ein Arzt eine winzige Gewebeprobe. Unter dem Mikroskop lassen sich die Fetteinlagerungen in den Leberzellen gut erkennen und meist kann man auch auf die Krankheitsursache schließen. Zunehmend setzen Ärzte aber auch sogenannte nicht-invasive Verfahren wie die Kernspintomografie (MRT) ein. Seit einigen Jahren gibt es auch spezielle Ultraschalluntersuchungen (transiente Elastographie), welche die Steifigkeit des Lebergewebes  messen, um den Leberfettgehalt und den Bindegewebsgehalt genau zu  bestimmen.

Folgen: Wie gefährlich ist eine Leberverfettung?

Auch wenn eine Fettleber teilweise als harmlose Begleiterscheinung von Übergewicht gilt: Die Leberkrankheit kann ernste Folgen haben. Bei bis zu einem Drittel der Patienten mit einer Fettleber entzündet sich das Organ, es entsteht eine Fettleber-Hepatitis. Wird diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann die Entzündung in eine Leberzirrhose münden. Dabei gehen die Zellen des Stoffwechselorgans zugrunde, die Leber vernarbt und schrumpft. Schließlich kann sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Zugleich erhöht eine Zirrhose das Risiko für Leberkrebs.

Nicht nur der Leber selbst schadet die Verfettung. Durch eine Fettleber steigt die Gefahr, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, deutlich an. Auch Herz-Kreislauf-Krankheiten – bis hin zum Herzinfarkt – entwickeln sich häufiger.

Therapie: Lebensstil und Ernährung ändern

Ist die vermehrte Fetteinlagerung durch zu hohen Alkoholkonsum bedingt, liegt hierauf das Augenmerk. Alkohol sollte ab sofort absolut gemieden werden. Nur durch einen kompletten Verzicht kann die Leber wieder genesen. Wer nicht selbst vom Wein, Bier oder Schnaps los kommt oder sogar abhängig ist, sollte unbedingt Hilfe in Anspruch nehmen.

Mehr dazu können Sie in unseren Ratgeber nachlesen:

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Handelt es sich um die nicht-alkoholische Leberverfettung richtet sich die Therapie nach den Ursachen. Krankheiten wie Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen, die eine Fettleber begünstigen, lassen sich relativ gut mit Arzneimitteln therapieren. Hat Übergewicht zu einer Fettleber geführt, hilft die richtige Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. Wer durch diese beiden Faktoren abnimmt, dessen Leber speckt sozusagen auch ab. Ziel ist eine Gewichtsnormalisierung, wobei eine Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 kg pro Woche angestrebt wird. Also keine Hungerkuren oder Nulldiäten machen, um schnell Gewicht zu verlieren, sondern lieber den langfristigen Erfolg im Auge haben. Hinsichtlich der Nahrungszusammensetzung ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit einer Reduktion von schnell-wirkenden Kohlenhydraten (z.B. enthalten in Weissmehlprodukten und Kartoffeln) und Reduktion von Fruchtzucker sinnvoll. Treiben Sie regelmäßig Sport, wenigstens dreimal pro Woche und bewegen Sie sich im Alltag mehr.

Das Gute ist: Unternimmt der Betreffende rechtzeitig etwas gegen die Leberverfettung, kann sich das Organ oft  wieder vollständig erholen.

Tipps zur richtigen Ernährung und Hilfe beim Abnehmen finden sie auf unserer Seite:

- Gesunde Ernährung: Zehn wichtige Regeln

- Tagespläne, um vier Wochen gesund abzunehmen

Professor Dr. Norbert Stefan

Professor Dr. Norbert Stefan

Unser Experte:

Professor Dr. Norbert Stefan, Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinik Tübingen

Quellen:

  • Deutsche Leberstiftung, Faltblatt Leber und Alkohol, Online: http://www.deutsche-leberstiftung.de/hilfe/informationsmaterialien/faltblatt__leber-und-alkohol_april-2016_web_geschuetzt/view?searchterm=alkoholische (abgerufen am 22. Februar 2018)
  • Leitlinie der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V., Version 01/2015, Online: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-025l_S25_NASH_Nicht_alkoholische_Fettlebererkrankung_2015-01.pdf (abgerufen am 22. Februar 2018)
  • Sunil G. Sheth, MD; Sanjiv Chopra, MD, MACP. Epidemiology, clinical features and diagnosis of nonalcoholic fatty liver disease in adults, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen am 23. Februar 2018)
  • Herold und Mitarbeiter, Innere Medizin, Auflage 2017, S. 538-541

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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