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Die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, die Grenzwerte für zwölf Luftschadstoffe zu verschärfen. Dazu zählen zum Beispiel Stickstoffdioxid, Feinstaub und Schwefeldioxid. Der EU-Entwurf vom November 2022 sieht vor, die zulässigen Obergrenzen für einige Schadstoffe massiv abzusenken. Der Vorschlag ist längst überfällig und wird nun hoffentlich bald in geltendes Recht umgesetzt.

Strengere Regeln für Feinstaub

Schon lange rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu strengeren Regeln für Luftschadstoffe. Bereits 2021 hat die Behörde ihre Leitlinie aktualisiert und noch niedrigere zulässige Grenzen als in ihrer vorigen Version vorgeschlagen. Ausschlaggebend waren neue Erkenntnisse zu den Gesundheitsgefahren, die von verschmutzter Luft ausgehen – selbst wenn die aktuell gültigen EU-Grenzwerte eingehalten werden.

Besonders gefährlich sind Feinstaubpartikel, die eine Größe von unter 2,5 Mikrometern haben (kurz PM2.5). Die winzigen Teilchen dringen tief in die Lunge ein und verteilen sich dann über das Blut im Körper. Auf diese Weise erhöhen sie die Risiken für Atemwegsinfektionen, Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Schlaganfälle. Allein die Belastung mit PM2.5 verursachte im Jahr 2020 rund 238 000 vorzeitige Todesfälle in der Europäischen Union – davon 28 000 in Deutschland. Diese und weitere Zahlen hat die EU-Umweltagentur veröffentlicht.

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Tod durch verschmutzte Luft

Eine große europäische Studie zeigt: Auch eine verhältnismäßig niedrige Verunreinigung der Atemluft erhöht das Risiko für einen frühzeitigen Tod zum Artikel

Es ist also folgerichtig, dass die EU-Kommission nun teils deutlich niedrigere Grenzwerte als bislang vorgeben will. Sie schlägt zum Beispiel vor, den Jahresmittelwert für PM2.5 von aktuell höchstens 25 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) Luft auf 10 µg/m³ abzusenken. Bis zum Jahr 2030 soll diese Vorgabe für alle EU-Staaten verbindlich sein.

WHO-Empfehlung geht weiter

Weitsichtiger wäre es jedoch, der WHO-Empfehlung von maximal 5 µg/m³ für PM2.5 zu folgen. Gelänge es, diese Verschärfung durchzusetzen, würde das weltweit noch viel mehr Menschen vor dem vorzeitigen Tod durch verschmutzte Luft bewahren als prognostiziert. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Kanada, einem Land mit einer insgesamt guten Luftqualität. Forscherinnen und Forscher verglichen dort die gesundheitlichen Effekte zwischen ländlichen und städtischen Regionen.

Der Straßenverkehr ist eine der Hauptquellen für Feinstaub (und auch für Stickstoffoxide). Elektrofahrzeuge werden die Luftqualität in Städten verbessern, weil sie keine Abgase mehr ausstoßen. Doch sie verursachen sogar noch etwas mehr Feinstaub als Autos mit Verbrennungsmotoren. Der Grund: Sie haben mehr Gewicht. Damit erhöht sich der Abrieb von Bremsbelägen und Reifen und die Abnutzung der Straßenoberfläche. Es wird also wohl nötig sein, die Anzahl der Kraftfahrzeuge in unseren Städten deutlich zu reduzieren.

Wer dort selbst etwas zu sauberer Luft beitragen will, fährt am besten möglichst viel Fahrrad anstatt Auto.


Quellen:

  • Weltgesundheitsorganisation: Globale Luftgüteleitlinien der WHO Zusammenfassung Feinstaubpartikel (PM2,5 und PM10), Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid, Feinstaubpartikel (PM2,5 und PM10), Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid. https://apps.who.int/... (Abgerufen am 27.03.2023)
  • European Environment Agency: Air quality in Europe 2022. https://www.eea.europa.eu/... (Abgerufen am 27.03.2023)
  • Weichenthal S, Pinault L, Christidis T et al. : How low can you go? Air pollution affects mortality at very low levels. In: Sci Adv.: 28.10.2022, https://doi.org/...