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Kann ein Paar keine Kinder bekommen, gibt es verschiedene Wege nachzuhelfen. Einer davon ist die Eizellspende. Eine Frau wird nicht mit ihren eigenen Eizellen schwanger, sondern mit denen einer anderen – einer Eizellspenderin. In den meisten europäischen Ländern ist diese künstliche Befruchtung möglich. Das deutsche Embryonenschutzgesetz verbietet sie. Jedoch schadet diese Regelung derzeit mehr, als sie nutzt.

Ungleiche Möglichkeiten für Männer und Frauen

Zum Beispiel verstärkt das Verbot Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern: Unfruchtbare Männer können auf eine Samenspende ausweichen. Was den körperlichen Einsatz und die Risiken angeht, lassen sich Samen- und Eizellspende zwar nicht gleichsetzen. Das rechtfertigt allerdings nicht, unfruchtbaren Frauen diese Möglichkeit grundsätzlich zu verwehren. Geschätzt könnten 1000 bis 3000 Patientinnen in Deutschland pro Jahr aus medizinischen Gründen vor Erreichen der Wechseljahre Interesse an einer Eizellspende haben.

Behandlung im europäischen Ausland

Viele kinderlose Paare, die es sich leisten können, bezahlen die Behandlung privat und reisen dafür etwa nach Spanien oder Tschechien. Wie viele ins Ausland gehen, ist unbekannt – wahrscheinlich aber werden es immer mehr. Online-Informationsportale auf Deutsch erleichtern den Vergleich zwischen Ländern und informieren zum Beispiel über die Kosten. In einigen Staaten erfolgt die Spende der Eizellen anonym. Für das Kind wird es dann schwierig, irgendwann herauszufinden, von wem es genetisch abstammt. Bei Spenden in Deutschland könnten Regelungen analog zur Samenspende helfen, das Recht der Kinder auf Kenntnis der eigenen Abstammung zu sichern.

Autorin Jessica Roth

Autorin Jessica Roth

Berechtigte Kritik

Kritikerinnen und Kritiker der Eizellspende führen eine mögliche Ausbeutung der Spenderinnen ins Feld. Denn diese müssen eine Therapie mit Hormonen durchlaufen und eine OP, bei der die Eizellen aus den Eierstöcken entnommen werden. Nicht alle geben ihre Eizellen aus dem Wunsch heraus ab, anderen zu helfen: Für eine Studie wurden etwas mehr als 1400 Spenderinnen aus elf verschiedenen europäischen Ländern befragt. Einige spendeten zusätzlich oder ausschließlich aus finanziellen Gründen. Welchen Betrag sie erhielten, variierte je Land.

Wie es weitergehen könnte

Deutschland könnte sich bei der Ausgestaltung der Eizellspende aber an Ländern orientieren, in denen wenige Frauen finanziell motiviert spenden. Dadurch könnte man die Gefahr der Ausbeutung klein halten. Gleichzeitig würden weniger Frauen mangels Alternativen im eigenen Land zur Nachfrage nach Eizellen in Staaten beitragen, wo finanzielle Aspekte eine größere Rolle spielen.

Immerhin hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen, die Legalisierung der Eizellspende zu prüfen. Wann die dafür geplante Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung jedoch eingesetzt wird, steht noch nicht fest. Eine Diskussion ist überfällig, um die Interessen von Kindern, Spenderinnen und Empfängerinnen ehrlich abzuwägen.

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Quellen:

  • Wyns C, De Geyter C, Calhaz-Jorge C et al.: ART in Europe, 2018: results generated from European registries by ESHRE. In: Human Reproduction Open: 05.07.2022, https://doi.org/...
  • Fertility Europe: European Atlas of Fertility Treatment Policies. https://fertilityeurope.eu/... (Abgerufen am 22.12.2022)
  • Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina: Fortpflanzungsmedizin in Deutschland – für eine zeitgemäße Gesetzgebung. https://www.leopoldina.org/... (Abgerufen am 22.12.2022)
  • Bundesministerium für Gesundheit: Samenspenderregister. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abgerufen am 22.12.2022)
  • American Society for Reproductive Medicine: Third-party Reproduction: Sperm, Egg, and Embryo Donation and Surrogacy. https://www.reproductivefacts.org/... (Abgerufen am 22.12.2022)
  • Bundesminister der Justiz: Gesetz zum Schutz von Embryonen. https://www.gesetze-im-internet.de/... (Abgerufen am 22.12.2022)
  • Thorn P: Aktuelle Bestandsaufnahme der psychosozialen Kinderwunschberatung in Deutschland. In: Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie 01.01.2020, 17-6: 266-271
  • Pennings G, de Mouzon J, Shenfield F et al.: Socio-demographic and fertility-related characteristics and motivations of oocyte donors in eleven European countries. In: Human Reproduction: 05.05.2014, https://doi.org/...