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Was, wenn schon die Erektion schmerzhaft ist?

Schmerzt ein steifer Penis schon vor dem Sex, kann eine Penisverkrümmung der Grund sein. „Ein Penis muss nicht kerzengerade sein“, sagt Volker Wittkamp, Urologe aus Köln. „Doch wenn die Erektion plötzlich unangenehm, die Verkrümmung stärker geworden ist oder kleine Verhärtungen am Schwellkörper tastbar sind, sollte Mann das untersuchen lassen.“

Spannt im erigierten Zustand die Vorhaut, liegt womöglich eine Verengung (Phimose) vor. Ein Urologe oder eine Urologin kann beurteilen, ob eventuell eine OP unter örtlicher Betäubung sinnvoll ist.

Und wenn der Penis beim Sex schmerzt?

Brennt beim Geschlechtsverkehr die Eichel und zeigt rote Flecken? Das kann eine Pilzinfektion sein. Dagegen helfen spezielle verschreibungspflichtige Cremes. Brennende Schmerzen und Juckreiz treten auch bei einer Kondomallergie auf.

Brennt es beim Orgasmus, sind möglicherweise Harnröhre, Prostata oder Samenblase entzündet. Auch ein Herpes genitalis verursacht brennende Schmerzen. Von einem „Penisbruch“ ist die Rede, wenn ein Schwellkörper einreißt. Das ist ein medizinischer Notfall und gehört ins Krankenhaus, sagt Urologe Wittkamp. „Der Penis schwillt dann extrem an, wird blau und muss operiert werden.“ Harmlos sei dagegen der sogenannte Kavaliersschmerz. „Zögert ein Mann die Ejakulation hinaus, verkrampfen manchmal die Muskeln der Samenwege. Die Schmerzen strahlen bis in die Hoden aus, verschwinden aber mit dem Orgasmus.“

Was, wenn Frauen Unterleibsschmerzen haben?

Endometriose kann eine Ursache dafür sein, wenn Sex schmerzhaft bis unerträglich wird. Dabei wächst Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, im Bauchraum. Die ­Folge sind starke Menstruationsblutungen und -beschwerden, aber auch Probleme und Schmerzen beim Sex. Sprechen Sie über diese Beschwerden unbedingt mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt.

Ein Vorfall der Gebärmutter kann Geschlechtsverkehr ebenfalls ­erschweren, erklärt Fachärztin Wunderlich: „Schiebt der Penis die abgesenkte Gebärmutter beim Sex zurück, entstehen Schmerzen.“ Physiotherapie, Beckenbodentraining, Pessare oder Würfel zum Einlegen helfen, manchmal muss ein Vorfall operiert werden. „Egal, was der Grund für die Bauchschmerzen ist: Eine genaue Diagnose ist wichtig“, sagt Wunderlich.

Was, wenn Sex wehtut, weil die Scheide nicht feucht genug ist?

Haben Frauen Schmerzen beim Sex, liegt das oft an mangelnder Feuchtigkeit. „Mit Beginn der Menopause sinkt der Spiegel des Sexualhormons Östrogen. Eine Rückbildung der Scheiden-Schleimhaut, eine sogenannte Atrophie, und Scheidentrockenheit sind die Folge, was brennende Schmerzen beim Sex verursachen kann“, erklärt Dr. Daniela Wunderlich, Gynäkologin und Sexualmedizinerin aus Wiesbaden. Ähnlich sei es in der Stillzeit, wenn die Eier­stöcke im Pausenmodus sind und weniger Östrogen produzieren.

Manchmal leiden auch Frauen unter Scheidentrockenheit, die schon lange mit der Pille verhüten. „Das Östrogen aus der Pille reicht dann nicht mehr, um die Scheide feucht zu halten“, so Wunderlich. Gleitgel schafft Abhilfe. Frauen in den Wechseljahren können hormonhaltige Cremes, Zäpfchen und Gels in die Scheide geben. „Es gibt auch hormonfreie Varianten“, ergänzt Wunderlich.

Juckreiz, Brennen und Schmerzen können noch andere Ursachen haben: die chronische Hauterkrankung Lichen sclerosus beispiels­weise, chronische Entzündungen an Klitoris, Schamlippen und Scheideneingang (Vulvodynie) oder Infektionen mit Pilzen, Bakterien oder Herpes genitalis. „Letztere sind akute Beschwerden, bei denen man schnell Abhilfe schaffen kann – mit einem Besuch bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt“, so Gynäkologin Wunderlich.

Und wenn das Eindringen wehtut?

Bei manchen Frauen verkrampft die Scheide, bevor der Penis eindringen kann – selbst gynäkologische Untersuchungen sind bei „Vaginismus“ fast unmöglich. „Die Erkrankung hat einen hohen psychosomatischen Anteil und viel mit Loslassen und Selbstkontrolle zu tun“, erklärt Gynäkologin Wunderlich. Eine Verhaltenstherapie kann helfen.

Auch ein schlecht verheilter Dammschnitt nach einer Geburt kann das Eindringen erschweren und Schmerzen bereiten. „Hilft es nicht, das Narbenareal mit Öl und Dammmassagen weich zu halten und zu dehnen, ist manchmal eine Korrektur-OP die sinnvollste Lösung“, so die Frauenärztin.

Was, wenn mir ein Arztbesuch peinlich ist?

„Ich verstehe, dass die Hemmschwelle groß sein kann“, sagt Urologe Wittkamp. „Doch wenn ein Schmerz häufiger auftritt oder etwas stört, dann sollte man sich untersuchen lassen.“ Viele Probleme seien einfach zu lösen. Und: Die meisten Beschwerden habe jede Urologin und jeder Uro­loge schon oft behandelt.

Vielen ihrer Patientinnen falle es schwer, ihre Schmerzen genau zu benennen, so Gynäkologin Wunderlich: „Ihnen fehlen regelrecht die Worte.“ Vor allem der älteren Generation falle es schwer, über Sex und Geschlechtsorgane zu sprechen. Wunderlich nimmt häufig ein anatomisches Modell zur Hand und bietet für die verschiedenen Körperteile Begriffe an, die die Frauen benutzen können. „Das macht das Gespräch oft entspannter.“

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Was, wenn ich Probleme habe, es meinem Partner oder meiner Partnerin zu sagen?

Einer US-amerikanischen Studie zufolge hatten rund 30 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer schon einmal Schmerzen bei vaginalem Verkehr. Die meisten sagen ihrer Partnerin oder ihrem Partner allerdings nichts davon. Manche halten die Schmerzen aus, um sie oder ihn nicht zu verletzen. „Das macht vieles kaputt“, sagt Wunderlich. Das Schweigen führt häufig zu Scham. „Wenn die Beteiligten über die Situation sprechen können, besteht jedoch eine Chance, sogar daran zu wachsen.“

Die Probleme nicht persönlich zu nehmen sei eine Herausforderung, aber wichtig. „Sonst kann es zu Spannungen, Streit, Verletzungen, vielleicht sogar zur Trennung kommen“, sagt die Sexualmedizinerin. Wer innerhalb der Partnerschaft nicht reden will, dem rät die Ärztin, sich an eine vertraute Person, den Hausarzt, die Frauenärztin oder eine Beratungsstelle zu wenden: „Auf jeden Fall sollte man Rat suchen, sonst verfestigen sich die Probleme.“ Wer den Verdacht hat, die Sexualpartnerin oder der ­Sexualpartner hätte Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, sage das aber nicht, sollte das Thema offen ansprechen, zum Beispiel so: „Ich habe das Gefühl, du fühlst dich nicht wohl, wenn wir miteinander schlafen.“

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Quellen:

  • Herbenick, D et al: Pain Experienced During Vaginal and Anal Intercourse with Other‐Sex Partners: Findings from a Nationally Representative Probability Study in the United States. In: Online: 01.04.2015, https://doi.org/...
  • Pro Familia: Beratung bei Problemen mit Sex. Online: https://www.profamilia.de/... (Abgerufen am 16.09.2022)