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Betroffen ist jede dritte Frau nach den Wechseljahren. Doch weniger als die Hälfte von ihnen spricht mit einem Experten über ihre Scheidentrockenheit, wie eine Studie der North American Menopause Society ergab. Die Folge: Trotz wirksamer Therapien lassen sich weniger als vier Prozent der Patientinnen behandeln. Lesen Sie, welche Ursachen und Lösungen es gibt.

Übertriebene Intimhygiene

In puncto Sauberkeit machen Frauen oft zu viel: Alkalische Seifen, Parfüms oder Spülungen verändern den sauren pH-Wert des Scheidenmilieus und bringen die Keimbesiedelung aus dem Gleichgewicht. "Die Vagina ist ein sich selbst reinigendes Organ", erklärt Hiltrud von der Gathen, Apothekerin aus Recklinghausen. In der Regel genüge es, die Intimregion ein- bis zweimal täglich mit lauwarmem Wasser zu reinigen. Während der Menstruation besser Binden als Tampons verwenden.

Bei Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Sex empfiehlt die Apothekerin hormonfreie Gele, Cremes oder Vaginalzäpfchen zum Befeuchten. Sie enthalten Hyaluronsäure oder Glycerol, manche Produkte zusätzlich Fette. "Diese dürfen nicht mit Kondomen und Pessaren verwendet werden, weil sie das Material beschädigen", betont von der Gathen. Nach einer Behandlung mit Antibiotika könne es zudem sinnvoll sein, die Scheidenflora mit einem milchsäurehaltigen Präparat aufzubauen.

Wird durch Feuchtcremes keine Besserung erzielt, ist das Problem meist hormonell bedingt. "Dann kann der Arzt gegebenenfalls ein östrogenhaltiges Medikament verordnen", sagt die Apothekerin.

Östrogenmangel

Hormonelle Schwankungen können auch bei jüngeren Frauen zu Scheidentrockenheit führen, etwa in der Schwangerschaft und Stillzeit. Meist sind jedoch Frauen in und nach den Wechseljahren betroffen. "Der Östrogenspiegel sinkt bereits einige Jahre vor der letzten
Regelblutung", sagt die Kieler Frauenärztin Dr. Dorothee Struck. Die Vaginalschleimhaut werde dünner, sei schlechter durchblutet und produziere weniger Feuchtigkeit. Das führe nicht selten zu Schmerzen beim Sex.

Wenn fett- und feuchtigkeitsspendende Präparate nicht ausreichen, empfiehlt die Gynäkologin eine lokale Hormontherapie mit Estriol. "Dieses Oberflächen-Östrogen macht die Schleimhaut robust und dehnfähig, wird aber kaum über die Haut ins Blut aufgenommen." Folglich haben die Präparate nicht die Nebenwirkungen einer Hormontherapie mit Tabletten, die nur bei sehr starken Beschwerden angezeigt sei.
Jedoch dauert es einige Wochen, bis eine Besserung eintritt. "Hat sich die Vaginalschleimhaut nach dieser Zeit wieder aufgebaut, genügt es, die Hormonpräparate ein- bis zweimal wöchentlich einzusetzen", so Struck.

Medikamente/ Verhütungsmittel

Auch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel kann zu Problemen führen, vor allem bei kombinierten Pillen mit niedrigem Östrogengehalt. Viele Frauen wenden diese Mikropillen zur Langzeitverhütung an. Sie unterdrücken den Eisprung. Da sie aber selbst wenig Östrogen enthalten, wird die Vaginalhaut bei manchen Frauen nicht ausreichend befeuchtet und aufgebaut. "Betroffene Frauen sollten mit ihrem Gynäkologen über einen Pillenwechsel oder örtlich befeuchtende Präparate sprechen", rät Hiltrud von der Gathen.

Medikamente gegen Brustkrebs führen bei jeder fünften Patientin zu Scheiden­trockenheit. Frauen, die noch vor der Menopause an Brustkrebs erkranken, müssen zudem damit rechnen, durch eine ­antihormonelle Therapie vorzeitig in die Wechseljahre zu kommen: Je nach Wirkstoff wird entweder die Östrogenbildung verhindert oder die Wirkung der Hormone unterdrückt.

Auch andere Arzneimittel trocknen die Schleimhäute aus, etwa Mittel gegen Inkontinenz, bestimmte Psychopharmaka oder der regel­mäßige Gebrauch von Schlafmitteln, die Antihistaminika enthalten. Genussmittel wie Alkohol, Nikotin und Kaffee verengen wiederum die Gefäße und behindern so die Durchblutung der Vaginalschleimhaut.

Krankheiten

Eine trockene Scheide kann als Begleitsymptom bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Diabetes mellitus, Multiple Sklerose sowie Endome­triose, die mit gutartigen Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut einhergeht. Beim Sjögren-Syndrom, einer Autoimmunerkrankung, sind die Schleimhäute am ganzen Körper betroffen. "In all diesen Fällen muss neben der Therapie der Grunderkrankung die Scheidentrockenheit lokal mitbehandelt werden", sagt Apothekerin von der Gathen.

Auch Beziehungsprobleme, Stress und psychische Erkrankungen wie Depressionen können die Durchblutung der Vagina und somit deren Feuchtigkeit beeinträchtigen. Dann hilft gegebenenfalls eine Psycho- oder Paartherapie.

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