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Dreieinhalb Kilo wiegt ein Baby im Schnitt bei der Geburt. Und wenn es nur das wäre, was in der Schwangerschaft so an Gewicht dazukommt – geschenkt. Auf der Waage macht sich aber deutlich mehr bemerkbar: etwa die wachsende Gebärmutter (gegen Ende 1,3 Kilogramm), die Plazenta (etwa 650 Gramm), das Fruchtwasser (1 Kilo), das steigende Blutvolumen (1,2 Kilo), Wassereinlagerungen, die größeren Brüste nicht zu vergessen. Auch reine Fettreserven von durchschnittlich zwei Kilo sind bei einer Gewichtszunahme von 14 Kilogramm dabei.

„Wie viel Schwangere letztlich zunehmen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der Ernährung, der Bewegung, dem Lebensstil und genetischen Faktoren“, sagt Prof. Dr. Markus Schmidt, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Sana in Duisburg. Der Gynäkologe beobachtet jedoch, dass Schwangere häufig eher zu viel zunehmen. Und viele starten bereits mit Übergewicht. Gut zu wissen, worauf es dann ankommt.

Wie viel darf ich in der Schwangerschaft zunehmen?

„Die empfohlene Gewichtszunahme hängt davon ab, wie das Gewicht vor der Schwangerschaft war“, erklärt Andrea Kornblum vom Netzwerk Gesund ins Leben in Bonn. „Bei Frauen mit Normalgewicht sind es 10 bis 16 Kilogramm mehr in der Schwangerschaft. Frauen mit Übergewicht oder Adipositas, also einem Body-Mass-Index über 30, sollten nicht mehr als zehn Kilogramm zunehmen“, sagt die Expertin.

Muss ich mich in der Schwangerschaft täglich wiegen?

Manche werdende Mutter könnte meinen, dass sie jeden Tag auf die Waage steigen und die Gewichtszunahme prüfen sollte. Aber: „Das ist weder notwendig noch sinnvoll“, sagt Expertin Kornblum. Im Gegenteil: Das setzt nur unter Druck. Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird das Gewicht sowieso kontrolliert. Tauchen Fragen dazu oder zur Ernährung auf, bespricht man diese am besten direkt mit der Ärztin oder dem Arzt.

Aufgepasst: „Wenn das Gewicht im letzten Schwangerschaftsdrittel stark steigt, sollte man das ärztlich abklären lassen“, erklärt Mediziner Markus Schmidt. Dies könne auf eine Präeklampsie hinweisen, also eine schwere Komplikation in der Schwangerschaft. Dabei kann sich die Plazenta ablösen und das Kind zu früh zur Welt kommen.

Sollte ich in der Schwangerschaft mehr essen?

Unseren Müttern und Omas wurde noch gesagt: Schwangere müssen für zwei essen. „Das stimmt so nicht. Der Kalorienbedarf ist nur geringfügig erhöht“, sagt Frauenarzt Schmidt. So steigt er in den letzten Monaten der Schwangerschaft nur um circa zehn Prozent an – das sind etwa 250 Kalorien mehr pro Tag. Dafür reicht etwa ein Becher Naturjoghurt mit einer Handvoll Obst und drei Esslöffeln Müsli oder eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse und einer Tomate zusätzlich. „Es kommt aber nicht darauf an, mehr zu essen, sondern vor allem, besser zu essen“, erklärt Andrea Kornblum. Der Körper brauche mehr Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

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Schwangerschaft: Was darf ich essen?

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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt werdenden Müttern: kalorienfreie Getränke und viel pflanzliche Lebensmittel, darunter drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag sowie Hül­senfrüchte und Vollkornprodukte. Tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Milchprodukte und Fisch in Maßen; Zuckerhaltiges sowie gesättigte Fettsäuren (zum Beispiel in Schmalz, Palmfett) möglichst wenig. Im Idealfall ernähren sich schon Frauen mit Kinderwunsch gesund und starten mit Normalgewicht in die Schwangerschaft.

Wie wirkt sich Übergewicht auf die Schwangerschaft aus?

Ist eine Frau bereits zu Beginn der Schwangerschaft übergewichtig, kann sich das auf ihre Gesundheit auswirken: „Es erhöht das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und für eine Frühgeburt“, erklärt Schmidt, der die medizinische Leitlinie zum Thema Adipositas und Schwangerschaft koordiniert hat.

Auch für das Kind bringe eine übermäßige Gewichtszunahme Nachteile: Es wächst bereits im Mutterleib überdurchschnittlich viel. Damit steigt das Risiko für Komplikationen während der Geburt und Anpassungsstörungen beim Baby, zum Beispiel Fütterstörungen oder Schlafprobleme. Das Mehrgewicht der Mutter beeinflusst auch den Stoffwechsel des Kindes: Es hat selbst ein erhöhtes Risiko, später übergewichtig zu werden.

Kann Untergewicht Einfluss auf die Schwangerschaft haben?

Untergewicht kann sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirken. „Es kann zu Wachstumsverzögerungen und Komplikationen in der Schwangerschaft kommen“, sagt Frauenarzt Markus Schmidt. Studien zeigen: Untergewichtige Schwangere erleben häufiger Fehl- und Frühgeburten. Wichtig sei daher, dass diese Frauen ausreichend zunehmen und so viele Nährstoffe bekommen, wie der eigene Körper und das Baby brauchen. Unsicher? Dann kann eine eine Ernährungsberatung sonnvoll sein.


Quellen: