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Warmes Wasser zur Entspannung:

Schon in der Schwangerschaft tut ein warmes Bad gut. Auch die medizinische Leitlinie für „Die vaginale Geburt am Termin“ führt warmes Wasser als Mittel zur Schmerzerleichterung gegen Wehenschmerz an. Das Wasser sollte aber nicht heißer als 37,5 Grad Celsius sein und Körper- sowie Wassertemperatur stündlich überprüft werden.

Das sagt die Hebamme: Durch das warme Wasser weiten sich die Blutgefäße, die Durchblutung wird gesteigert und verkrampfte Muskeln können sich besser entspannen, erklärt Hebamme Claudia Löser. Sie unterrichtet an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig angehende Hebammen. „Den Schmerz kann ich damit nicht ausschalten“, betont sie. „Es geht darum, dass die Schwangere im Wasser den Schmerz besser bewältigen kann.“ Wichtig: Schon bei der Anmeldung zur Geburt sollte angesprochen werden, ob die Frau eine Wassergeburt wünscht oder sie sich die Wanne nur zur Entspannung vorstellen kann – denn nicht jede Entbindungsstation bietet auch Wassergeburten an.

Geburt: Atmen für mehr Kraft und Ruhe

Kaum eine Film- oder Fernsehgeburt funktioniert ohne überspitzt gespieltes, hektisches Hecheln. In der Realität ist es aber eher das ruhige, rhythmische Atmen, das die Geburt erleichtern kann. Haben wir Angst oder sind sehr aufgeregt, atmen wir flach und kurz ein und aus. Unser Gehirn bekommt das Signal, dass es in Alarmbereitschaft sein muss: Der Sympathikus, ein Nerv des vegetativen Nervensystems, übernimmt die Steuerung, schüttet Adrenalin aus und setzt uns in den Kämpfen-oder-Fliehen-Modus. Dann ist generell die (Muskel-)Spannung im Körper erhöht, was wiederum die Geburt verzögern kann. Kommen die Wehen regelmäßig, fällt es der Frau schwer, in den Wehenpausen Kraft zu schöpfen. Durch achtsames, langes Ausatmen kann aber jede Einfluss auf das eigene vegetative Nervensystem nehmen: Der Parasympathikus, auch als Ruhenerv und Gegenspieler des Sympathikus bekannt, wird aktiviert, der Puls verlangsamt sich. Das baut Anspannung ab, die Muskeln können sich entspannen und die Schwangere kann sich in den Wehenpausen besser erholen, erklärt Katharina Wallner die Zusammenhänge. Sie ist Dozentin für Hebammenkunde an der Fachhochschule FH Campus Wien.

Das sagt die Hebamme: „Die ­Atmung ist etwas, das wir nicht bewusst steuern müssen, aber bewusst steuern können“, sagt die Wiener Hebamme. „Es ergibt durchaus Sinn, sich in der Schwangerschaft schon mit entspannenden Atemtechniken zu beschäf­ti­gen.“ So sei zum Beispiel die tiefe Bauchatmung sehr wirksam, um zur Ruhe zu kommen. Im Hebammenstudium ist die Physiologie der Atmung Bestandteil der Ausbildung und die Studierenden werden darin geschult, auch Atemtechniken anleiten zu können.

Stehend gebären: Die Vorteile

Das Fazit aus 22 verschiedenen Studien: Im Vergleich zu einer liegenden Gebärposition sind die Herztöne des Kindes besser, wenn die Mutter steht. Außerdem benötigt sie während der Austreibungsphase weniger Schmerzmittel, es kommt zu weniger Dammrissen. Saugglocke oder Zange werden seltener eingesetzt.

Das sagt die Hebamme: Die Gebärende sollte immer die Position einnehmen, die für sie angenehm ist. „Am Anfang tut ihr vielleicht warmes Wasser gut oder sie möchte sich noch etwas im Liegen ausruhen, in der Austreibungsphase hat sie möglicherweise das Bedürfnis, eine stehende Haltung einzunehmen – das sollte die Frau nach Gefühl und Kraft entscheiden“, sagt Hebamme Claudia Löser. Denn: Stehend gebären ist sehr anstrengend, gerade zum Ende der Geburt hin sind die Frauen aber oft sehr erschöpft. Dennoch ist es vorteilhaft, die Rückenlage eher zu vermeiden (außer auf explizite Anweisung der Geburtshelfer). Alternativ kann es zum Beispiel auch der Gebärhocker, der Vierfüßlerstand oder eine seitliche Liegeposition sein.

Akupunktur und Akupressur in der Geburtshilfe

Ab der vollendeten 36. Schwangerschaftswoche kann Akupunktur helfen, den Muttermund auf die Geburt vorzubereiten. Er soll so weicher werden und auch der Gebärmutterhals kann sich verkürzen. In einer schon etwas älteren Mannheimer Studie hat sich gezeigt, dass die Akupunktur in der Vorbereitung die Geburt um durchschnittlich zwei Stunden verkürzen kann. Es gibt aber keine ausreichenden Belege dafür, dass sich das Verfahren auch auf den Wehenschmerz auswirkt. Voraus­setzung für die geburtsvorbereitende Akupunktur: Es handelt sich um eine unkomplizierte Schwangerschaft und das Baby liegt schon richtig im Becken. Speziell geschulte Hebammen, Frauenärztinnen oder -ärzte können die Akupunktur durchführen.

Das sagt die Hebamme: Erfahrungsgemäß wirkt die Akupunktur manchmal so gut, dass der Muttermund relativ schnell aufgeht, das Köpfchen des Kindes aber noch Zeit braucht, um im Becken tiefer zu treten. „Hat sich eine Frau vorbereitend akupunktieren lassen, sollte sie das bei der Geburt kurz erwähnen“, rät Hebamme Löser. So komme es nicht zu einer Fehl­interpretation bei den Geburtshelferinnen. Um den Wehenschmerz unter der Geburt zu lindern, kann Akupunktur ebenfalls angewendet werden. Jedoch schränken die Nadeln die Bewegungsfreiheit der Frau etwas ein. Hier kommt dann eher die Akupressur zum Einsatz: Die Hebamme oder die Begleitperson kann durch gezieltes Drücken oder Massieren bestimmter Akupunktur-­Punkte die Schmerzintensität ein wenig verringern – der messbare Effekt ist laut Studien aber als gering einzustufen. „Grundsätzlich werden Berührung und Massagen unter der Geburt in einem gewissen Maß als angenehm empfunden und die Frauen können durch das gesteigerte Wohlbe­finden besser mit dem Schmerz umgehen“, meint Löser. Auch hier gilt: Die Frau sollte sagen, was ihr im Moment guttut und was nicht.

Homöopathie im Kreissaal

In Internetforen werden verschiedene Globuli empfohlen, um Geburtsschmerzen zu lindern. Wichtig: Der Nutzen von homöopathischen ­Mitteln kann über den Placebo-Effekt hinaus nicht nachgewiesen werden. Die Leitlinie gibt deshalb dazu keine Empfehlung ab.

Das sagt die Hebamme: Manche Hebammen haben eine Homöopathie-Weiterbildung und bieten den Schwangeren Globuli an. Ob sie das möchte, muss jede Frau selbst entscheiden.

Bessere Geburt dank Eins-zu-Eins-Betreuung

Eine Analyse mehrerer Studien zu diesem Aspekt hat gezeigt: Frauen, die kontinuierlich betreut werden, benötigen seltener eine regionale Betäubung (zum Beispiel eine Periduralanästhesie), gebären schneller und bewerten die Geburt auch im Nachhinein als positiver. Im Idealfall ist eine Hebamme für eine gebärende Frau zuständig und kann die ganze Zeit an ihrer Seite bleiben. In der Praxis ist das durch Personalknappheit leider nicht immer der Fall, auch wenn sich vor allem Hebammen seit Jahren politisch dafür einsetzen.

Das sagt die Hebamme: „Eine Geburt ist ein in­times Ereignis“, sagt Katharina Wallner. „Wenn es keine Probleme gibt, fühlen sich manche Paare aber durchaus auch wohl, wenn sie phasenweise unter sich sind. Die Verfügbarkeit einer Heb­amme ist für jede Geburt aber die Grundvoraussetzung.“ Die meisten Kreißsäle sind technisch so gut ausgestattet, dass Medizinerinnen und Heb­ammen Werte wie die Herztöne auch von anderen Räumen aus im Blick haben.

Yoga in der Geburtsvorbereitung

150 Minuten Bewegung pro Woche empfiehlt die Welt­gesund­heitsorganisation für eine gesunde Schwangerschaft. Das können Spaziergänge oder Schwimmen sein, doch Yoga hat sich durch zahlreiche Studien als besonders geeignet erwiesen. Weil die Schwangere davon profitiert und eine speziell an ihre Bedürfnisse angepasste Yoga­praxis wichtig ist, übernehmen die gesetzlichen Kranken­kassen ­einen Zuschuss für zertifizierte Schwangerschafts-Yogakurse.

Das sagt die Hebamme: Die Wiener Hochschullehrerin und Yogalehrerin Katharina Wallner sieht in einer regelmäßigen Yogapraxis den Vorteil, dass die Frauen meist nicht nur ein besseres Körpergefühl haben, sondern auch ihren Atem bewusster steuern können: „Mittels regelmäßiger Bewegung und gezielter Übungen wird man kräftiger und flexibler. Das ist für eine bevorstehende Geburt eine gute Voraussetzung.“ Bewegliche Schwangere kommen leichter in be­stimmte Gebärpositionen oder können diese dank einer starken Muskulatur und Ausdauer länger halten. Wer Yoga nicht nur als reines Fitness-Programm betreibt, sondern sich bewusst mit der indischen Lehre auseinandersetzt, lebt oft auch acht­samer und gesünder – alles Faktoren, die die Schwanger­schaft und Geburt begünstigen. Eine 2021 im Journal of Complementary and Integrative Medicine veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis: Die Teilnehmerinnen, die über einen Zeitraum von sechs Wochen regel­mäßig Yoga praktizierten, hatten weniger Angst zu Beginn der Geburt, eine signifikant kürzere und weniger schmerzhafte Eröffnungsphase und benötigten weniger Geburtseinleitungen als die Frauen in der Kontrollgruppe.

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