Teil 4: Hypnose
Es klingt wie ein Traum: die Geburt im Zustand tiefster Entspannung, schmerzfrei und harmonisch erleben. Gelingen soll das dank Hypnose – zumindest werben einige Geburtsvorbereitungskurse damit. Doch was ist dran am Versprechen?
Fakt ist: In der „Leitlinie zur vaginalen Geburt“ wird die Hypnose „zur Schmerzlinderung und Entspannung“ zwar aufgeführt, allerdings zählt die Methode wie Yoga oder Akupunktur als Mittel „ohne nachteilige Wirkung“. Im Klartext: Es ist nicht klar erwiesen, ob es hilft, aber schaden kann es nicht, wenn die Schwangere sich dementsprechend vorbereitet hat. Denn die Vorbereitung, erklärt die Coesfelder Diplom-Psychologin Dr. Helga Hüsken- Janßen von der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGHH), sei das Problem. Es gebe viele verschiedene Hypnose-Konzepte und keinen einheitlichen Standard für die Kurse.
So kann die Hypnose bei der Geburt helfen
Ziel der Hypnose ist, dass die Frau sich bei der Geburt entspannt. Dazu lernt sie im Vorfeld in mehreren Sitzungen unter anderem, den Geburtsvorgang mit positiven Bildern zu verknüpfen. Statt von We- hen wird beispielsweise von Wellen oder Kontraktionen gesprochen, außerdem erschafft die Schwangere in ihrem Kopf ein Bild von einem Wohlfühlort. Statt im Kreißsaal befindet sie sich dann zum Beispiel mental am Strand.
Zusätzlich wird die Geburt vorab visualisiert: Ähnlich wie Sportler, die vor einem Wettkampf jeden Handgriff, jedes Manöver mental üben, durchlebt die werdende Mutter unter Anleitung die verschiedenen Phasen der Entbindung. Denn je weniger Angst die werdende Mutter hat, desto besser kann sie sich (zumindest in den Wehenpausen) entspannen. Das wiederum geht auch mit weniger Schmerzen und einer schnelleren Geburt einher. Die Frau benötigt dazu weder ein Pendel noch verliert sie während der Hypnose das Bewusstsein. „Es ist mehr ein Zustand höchster Fokussiertheit“, erklärt Hüsken- Janßen.
Durch die Vorbereitung lernt die Schwangere, sich bei Einsetzen der Wehen an ihren mentalen Wohlfühlort zu versetzen: Sie ist an sprech- bar, kann aber alle Ablenkungen ausblenden. Hebamme Claudia Müffler hat am St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten schon viele Frauen betreut, die gute Erfahrungen mit der Selbsthypnose gemacht haben. Auch sie betont, wie wichtig die richtige Vorbereitung ist. „Die Geburt ist durch die Hypnose nicht vollständig schmerzfrei, aber deutlich schmerzerleichtert“, sagt sie zudem. Das dürfe niemand erwarten. „Merkt sie trotz aller guten Vorbereitung, dass sie ihre persönliche Grenze erreicht hat, kann sie auf jede andere Art der Schmerzerleichterung ebenfalls zugreifen.“
Die Hypnose nach Geburtstraumata
An sich, sagt Hüsken-Janßen, könne fast jeder Selbsthypnose lernen. Allerdings: „Es handelt sich um eine Form der Therapie.“ Werden durch die Hypnose alte Traumata geweckt, brauche es gut geschulte Expertinnen und Experten, die auch damit umgehen könnten. Ärztinnen und Psychotherapeuten mit einer Weiterbildung im Bereich Hypnose zur Geburtsvorbereitung sollten daher die ersten Ansprechpartner für werdende Mütter sein.