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Früher war alles besser? Mitnichten! Früher musste man sich noch mit ­einer Erkältung zu Arzt oder Ärztin schleppen, wenn man Rezept oder Krankschreibung wollte. Egal, wie sehr der Kopf brummte, der Hals kratzte oder die Nase triefte. Doch seit 2018 können unter anderem Hausärztinnen und -ärzte eine Videosprechstunde anbieten. So können Sie zu Hause bleiben, sich schonen und dennoch den Profi konsultieren. Neben akut Erkrankten profitieren besonders Menschen mit chronischen Leiden oder ohne Praxis in der Nähe (Stichwort: Landärztemangel).

Sie sind nicht technikaffin? Kein Problem! Wir erklären Ihnen Hintergründe und Vorteile der Videosprechstunde, wie Sie eine geeignete Ärztin oder einen geeigneten Arzt finden, sich für einen Videotermin anmelden und auf den Anruf vorbereiten können.

Mehr Menschen nutzen Videosprechstunden

Vorweg Zahlen und Fakten: Nicht nur Hausärztinnen und -ärzte können Videosprechstunden anbieten. Auch Fachärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten können per Videoanruf beraten. Anfangs noch recht unbekannt, nehmen inzwischen immer mehr Menschen in Deutschland das Angebot in Anspruch. Laut der Digital­gesellschaft bitkom haben 2022 bereits 18 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger die Videosprechstunde genutzt. Vier Prozent mehr als 2021. 71 Prozent der Befragten bewerten ihre Erfahrungen als positiv. Laut den Statistiken verschiedener Krankenversicherungen nutzten viele Menschen vor allem während der Corona-Pandemie die Videosprechstunde.

Gut zu wissen: Sie können sich per Videosprechstunde krankschreiben lassen. Wenn Sie in der Praxis bekannt sind, für bis zu sieben Tage. Ansonsten für bis zu drei Tage. Und: Ärztinnen und Ärzte können voraussichtlich ab Herbst Heilmittel, medizinische Rehabilitation sowie häusliche Krankenpflege in bestimmten Fällen ebenfalls per Videosprechstunde verordnen. Die Richtlinien ist aber noch nicht in Kraft getreten. Übrigens: Auch bei Apotheken vor Ort können Sie sich per Videoanruf beraten lassen. Das ermöglicht das Portal „Frag die Apotheke“.

Videosprechstunden nicht überall möglich

Ob Sie eine Videosprechstunde nutzen können, hängt davon ab, ob Ihre Ärztin oder Ihr Arzt dies ermöglicht. Mein Hausarzt tut das nicht. Damit ist er nicht alleine: Zwar ist die Zahl der Praxen, die Videosprechstunden anbieten, zuletzt gestiegen: Waren es Anfang 2019 nur 42, nennt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) für das erste Quartal 2022 genau 27 397 Ärztinnen und Ärzte. Jedoch: In Deutschland gibt es mehr als 180 000 Kassenärztinnen und Psychotherapeuten. Und: Praxen können nur 30 Prozent ihrer Sprechstunden als Videotermin anbieten. Mehr zahlen Krankenkassen laut Gesetz nicht.

Bei meiner Suche nach einer neuen Praxis bereitete das aber keine Probleme: Über ­eine bekannte Vermittlungsplattform für Ärztinnen und Ärzte filterte ich nach „Allgemeinmediziner“ sowie „Videosprech­stunde“. Das System präsentierte mir eine umfangreiche Liste – durch die ich mich aber länger klicken musste als gedacht. Denn: Viele bieten die Videosprechstunde nur für Bestandspatientinnen und -patienten an. Schließlich fand ich einen passenden Arzt, gab Daten wie meine Handynummer an und vereinbarte einen Termin für zwei Tage später. Einen separaten Account beim Vermittlungsportal musste ich nicht anlegen.

So gelingt die Videosprechstunde

Vor dem ärztlichen Videogespräch prüfen Sie am besten, ob Ihre Hardware bereit ist. Das geht in den Einstellungen der Geräte.

  1. Termin ausmachen: Nicht alle Praxen bieten Videosprechstunden an. Über Vermittlungsportale können Sie nach entsprechenden Ärztinnen und Ärzten filtern.
  2. Informationen werden zugesandt: Eventuell müssen Sie vorab eine Datenschutzerklärung unterschreiben und zurücksenden. Auch der Videodienst kann nach einer Einwilligung fragen.
  3. Sie erhalten einen Link zum Videocall: Das erfolgt per E-Mail oder SMS. Wenn Sie nur eine SMS erhalten, das Gespräch aber am Rechner durchführen möchten, können Sie sich selbst den Link per Mail zuschicken.
  4. Videocall durchführen: Loggen Sie sich am besten zehn Minuten vor dem Start des Gesprächs ein. Das System führt einen Test durch, ehe Sie ins Online-Wartezimmer gelangen.

So läuft der Termin ab

Wenn Sie alles richtig gemacht haben, sollten Sie eine Bestätigung per Mail oder SMS erhalten. Am Tag des Termins bekam ich per SMS einen Link zum Videocall. Wenn Ihnen Datenschutz wichtig ist, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Ärztin oder Ihr Arzt einen zertifizierten Videodienstleister nutzt. Die KBV hat eine Liste dazu veröffentlicht. Ein zertifizierter Anbieter soll garantieren, dass die Verbindung zwischen mir und meinem Arzt sicher ist. Und: Vor dem ersten Gespräch sollten Sie über die Nutzung Ihrer Daten informiert werden. Eventuell bekommen Sie ein Formular zugeschickt, das Sie unterschrieben per Mail zurücksenden müssen. In meinem Fall konnte ich vor dem Termin beim Videodienst ein Häkchen setzen.

Beim Termin die Krankenkassenkarte zur Hand haben. Und vorher die Technik prüfen. Sie brauchen einen Computer mit Kamera und Mikrofon. Alternativ können Sie Smartphone oder Tablet nutzen. Kurz vor dem Anruf sollte das System einen Techniktest durchführen. In den Einstellungen Ihres Geräts können Sie alles auch selbst prüfen. Wichtig ist, dass die entsprechenden Apps auf Ihr Mikrofon und Ihre Kamera zugreifen können. Im Falle der Videosprechstunde sollte das Ihr Internetbrowser sein. Bei Windows 10 und 11 wählen Sie links unten „Start“ (das Windows-Symbol) und gehen entweder in die Einstellungen (Zahnradsymbol) oder geben in der Suche „Kamera“ beziehungsweise „Mikrofon“ ein. Bei Smartphones müssen Sie ebenfalls in die Einstellungen. Auf einem Mac klicken Sie oben links auf das Apfel-Symbol, dann „Systemeinstellungen“. Auch hier gelangen Sie über die Suche zu den gewünschten Einstellungen.

Zugriff auf die Kamera vorher prüfen

Vor meinem Termin hatte ich die Hardware nicht geprüft. Ein Fehler: Das System konnte nicht auf meine Kamera zugreifen. Ich löste das Problem, indem ich den Browser wechselte. Nach einem informativen Gespräch mit dem mir noch unbekannten Arzt machte ich dann übrigens doch einen Termin für ein persönliches Treffen aus. Manche Krankheiten kann man eben nicht per Videosprechstunde behandeln.

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Quellen:

  • bitkom: Video-Sprechstunde wird beliebter. https://www.bitkom.org/... (Abgerufen am 25.01.2023)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung

  • KBV: KBV: Kennzahlen der ambulanten Versorgung auf einen Blickhlen. https://www.kbv.de/... (Abgerufen am 25.01.2023)
  • KBV: Zertifizierte Videodienste. https://www.kbv.de/... (Abgerufen am 25.01.2023)
  • KBV: Online-Psychotherapie So funktioniert die Videosprechstunde. https://www.kbv.de/... (Abgerufen am 25.01.2023)
  • G-BA: Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit und die Maßnahmen zur stufenweisen Wiedereingliederung nach § 92 Absatz 1 Satz 2 Nummer 7 SGB V. https://www.g-ba.de/... (Abgerufen am 25.01.2023)
  • GB-A: Bestimmte Leistungen können zukünftig auch per Videosprechstunde verordnet werden. https://www.g-ba.de/... (Abgerufen am 25.01.2023)