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Kurz gesagt:

Eine Zecke kann mit ihrem Stich Bakterien auf den Menschen übertragen, zum Beispiel Borrelien. Ob eine solche Infektion stattgefunden hat, können Blutuntersuchungen zeigen. Nach dem Zeckenstich sind dann zunächst meist IgM-Antikörper gegen Borrelien im Blut nachweisbar. Nach einigen Wochen finden sich auch IgG-Antikörper gegen Borrelien.

Was sind Borrelien?

Borrelien sind Bakterien, die beim Stich einer infizierten Zecke übertragen werden können. Die winzigen Blutsauger leben zum Beispiel in Wiesen, Büschen und Hecken. Vor allem in der Zeit von März bis Oktober kann man sich leicht einen Zeckenstich "einfangen". Die wohl bekannteste Borrelie in hiesigen Breiten ist die "Borrelia burgdorferi". Die Erkrankung, die dieses Bakterium auslösen kann, heißt "Lyme-Borreliose".

Was ist eine Borreliose?

Nur wenige Prozent aller Zeckenstiche führen zu einer Borreliose-Infektion. Und nicht jede Infektion führt automatisch zu einer Lyme-Borreliose. Diese Krankheit äußert sich im ersten Stadium meist durch eine typische kreis- und ringförmige Rötung um die Einstichstelle herum. Der äußere Ring der Rötung wandert langsam nach außen, weshalb diese Rötung auch als Erythema migrans ("wandernde Röte") bezeichnet wird. Sie tritt einige Tage bis Wochen nach dem Stich auf.

Im zweiten Stadium der Borreliose können Entzündungserscheinungen in verschiedenen Organen auftreten: am zentralen und peripheren Nervensystem, an den Muskeln, am Herzen. Es kann zu Lähmungen (zum Beispiel der Gesichtsnerven), zu Gefühlsstörungen, brennenden Schmerzen an den Gliedern, Muskelschmerzen oder Anzeichen für eine Herzentzündung kommen.

Auch Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich sind noch Krankheitserscheinungen möglich. Dazu gehören beispielsweise Gelenkentzündungen (etwa die Lyme-Arthritis der Kniegelenke) oder Hautschwellungen und Hautaustrocknung (Acrodermatitis chronica atrophicans). Dies passiert in der Regel jedoch nur, wenn die Borreliose in einem früheren Stadium nicht mit einem Antibiotikum behandelt wurde.

Was sind Borreliose-Antikörper IgM und IgG?

Gegen die Borrelien bildet das Immunsystem Abwehrstoffe, so genannte Antikörper. Sie gehören zu den Klassen Immunglobulin M und Immunglobulin G (IgM und IgG). IgM-Antikörper treten immer dann auf, wenn eine Infektion relativ frisch ist. IgG-Antikörper zeigen sich hingegen erst, wenn die Infektion bereits etwas älter ist.

Während die IgM-Antikörper meist nur ungefähr sechs Monate im Blut nachweisbar bleiben, können die IgG-Antikörper über viele Jahrzehnte im Blut zu finden sein. Dass sie vorhanden sind, beweist aber noch nicht, dass eine behandlungsbedürftige Krankheit vorliegt. Die Antikörper zeigen nur an, dass sich das Immunsystem einmal mit dem Krankheitserreger auseinandergesetzt hat.

Umgekehrt schließt ein unauffälliger Antikörpertest im sehr frühen Stadium eine Lyme-Borreliose nicht ganz sicher aus. Bestehen Zweifel, kann der Arzt die Antikörperwerte gegebenenfalls nach einiger Zeit erneut messen. Es ist also immer wichtig, dass der Arzt den Laborbefund in einen Gesamtzusammenhang einordnet und weitere Untersuchungsergebnisse sowie die Symptome des Patienten berücksichtigt. Nur so lässt sich entscheiden, ob eine Therapie nötig ist.

Der Suchtest

Bei Verdacht auf eine Borrelien-Infektion führt der Arzt häufig zunächst eine Blutuntersuchung namens "LIA" (Lumineszenz-Immunoassay) oder "ELISA" (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) durch. Diese Suchtests sollen erst einmal ausfindig machen, ob sich Antikörper gegen Borrelien im Blut finden lassen. In diesem Fall spricht der Arzt von einem "positiven Ergebnis": Das Immunsystem hatte also Kontakt zu Borrelien.

Grundsätzlich ist der Antikörpernachweis bei Patienten mit kurzer Krankheitsdauer, auch bei schon deutlich sichtbarem Erythem (Hautrötung) eher negativ. IgM-Antikörper sind in der Regel früher als IgG-Antikörper nachweisbar, jedoch wurden auch Fälle von Erythema migrans und Neuroborreliose ohne IgM-Antikörpernachweis bei positivem IgG-Antikörpernachweis beobachtet.

Im zweiten Stadium der Borreliose sind normalerweise IgG-Antikörper zu finden. Häufig können auch noch IgM-Antikörper im Blutserum vorhanden sein. Bei neurologischen Symptomen untersucht der Arzt auch das Hirnwasser (Liquor) genauer – unter anderem ebenfalls auf Antikörper, wobei der Vergleich mit Antikörpern im Blut wichtig ist.

Auch im späten Stadium sind noch IgG-Antikörper nachweisbar. IgM-Antikörper sind ebenfalls noch bei manchen Betroffenen zu finden – ohne dass hierdurch zwangsläufig eine Behandlungsnotwendigkeit gegeben ist.

Weiteres Vorgehen nach positivem Suchtest

Wenn der Suchtest Hinweise auf eine Infektion mit Borrelien liefert, ordnet der Arzt unter Umständen eine weitere Blutuntersuchung zur Bestätigung an, den so genannten "Western Blot", auch "Immunblot" genannt. Hier kann das Labor die Antikörper noch genauer bestimmen.

Eine Zecke kann mit ihrem Stich Borrelien übertragen

Eine Zecke kann mit ihrem Stich Borrelien übertragen

Fachlich geprüft von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. André Gessner, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Regensburg (UKR)

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.