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Kurz zusammengefasst

Eine akute Mittelohrentzündung zeigt sich meist durch plötzliche, starke Ohrenschmerzen. Auslöser ist oft eine Erkältung. Häufig erkranken Kinder bis zum Grundschulalter an einer Mittelohrentzündung; sie kann aber auch ältere Kinder und Erwachsene betreffen.

Die Entzündung heilt in der Regel innerhalb weniger Tage von selbst und ohne Folgen aus. Bei Bedarf können Medikamente Beschwerden wie Schmerzen oder Fieber lindern. Da es auch andere Ursachen für Ohrenschmerzen gibt, sollte man diese immer ärztlich abklären lassen.

Was ist eine Mittelohrentzündung?

Von einer akuten Mittelohrentzündung spricht man, wenn sich mit Erregern infizierte Flüssigkeit im Mittelohr angesammelt hat und die Schleimhaut, die das Innere des Mittelohrs auskleidet, entzündet ist. Dieser innere Hohlraum wird in der Medizin als Paukenhöhle bezeichnet.

Atemwegs-Infektionen sind häufig Auslöser

Die Mittelohrentzündung kann durch Erreger von Atemwegs-Infektionen verursacht werden. Dazu zählen etwa Erkältungsviren und Bakterien wie Streptokokken, Haemophilus influenzae oder Moraxella catarrhalis. Hat man sich mit einem der Erreger infiziert, können diese über die Ohrtrompete aus dem Rachen in die Paukenhöhle gelangen.

Die Ohrtrompete ist eine Röhre zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr. Sie dient dazu, das Ohr zu belüften und den Druckunterschied zur Außenluft auszugleichen. Bei Kindern ist die Ohrtrompete kürzer als bei Erwachsenen. Daher sind vor allem kleine Kinder bis zum sechsten Lebensjahr von einer Mittelohrentzündung betroffen. Die Erkrankung kann aber prinzipiell in jedem Alter auftreten.

Das Trommelfell trennt das Außen- vom Mittelohr. Im Mittelohr gibt es einen Hohlraum, die Paukenhöhle. Diese ist über die Ohrtrompete mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden.

Das Trommelfell trennt das Außen- vom Mittelohr. Im Mittelohr gibt es einen Hohlraum, die Paukenhöhle. Diese ist über die Ohrtrompete mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden.

Welche Symptome treten bei einer Mittelohrentzündung auf?

Ist das Mittelohr akut entzündet, zeigt sich das typischerweise an Beschwerden wie:

  • plötzliche, heftige Ohrenschmerzen: Bei Babys erkennt man das zum Beispiel oft daran, dass sie unruhig schlafen, weinerlich sind und sich häufig ans Ohr fassen.
  • Druckgefühl im Ohr, so als hätte man Wasser im Ohr: Ärztinnen und Ärzte sprechen mitunter von Völlegefühl.
  • Probleme beim Hören: Diese resultieren meist aus einer Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell im Mittelohr, wodurch sich das Trommelfell vorwölbt. Man bezeichnet das auch als Paukenerguss.
  • allgemeines Krankheitsgefühl, Reizbarkeit, Schwindel und Fieber

Ist das Trommelfell infolge der Entzündung geschädigt, kann eitriges Sekret aus dem Ohr laufen. Solch ein Ausfluss aus dem Ohr wird medizinisch Otorrhö genannt.

Wichtig: Ohrenschmerzen und „Ohrenlaufen“ können auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Ob eine Mittelohrentzündung dahintersteckt, stellt der Arzt oder die Ärztin fest. Um die Diagnose zu stellen, kommen eine Inspektion des Trommelfells, Hörtests und eine Ohrdruck-Messung (Tympanometrie) infrage.

Wie kommt es zu einer Mittelohrentzündung?

Zu einer akuten Mittelohrentzündung kommt es meist, wenn bei einer Erkrankung des Nasen-Rachen-Raums Erreger wie Viren und Bakterien in das Mittelohr verschleppt werden. Das kann zum Beispiel bei einer Erkältung oder einer Mandelentzündung der Fall sein.

Das Mittelohr ist mit dem Rachen über eine Röhre verbunden – der Ohrtrompete. Diese kann sich etwa bei einem durch Viren ausgelöstem Schnupfen entzünden und verstopfen. In der Folge sammelt sich Sekret im Mittelohr an, auf dem sich Bakterien ansiedeln und vermehren können.

Besteht ein Defekt im Trommelfell, ist es möglich, dass Erreger von außen ins Mittelohr gelangen und so eine Entzündung hervorrufen. Selten kommen die Krankheitserreger über das Blut ins Mittelohr, wie es in Einzelfällen bei Masern oder Scharlach passieren kann.

Bestimmte Faktoren fördern eine Mittelohrentzündung

Es gibt Faktoren, die das Risiko für eine akute Entzündung des Mittelohrs erhöhen. Dazu zählen unter anderem:

  • Allergien
  • Funktionsstörungen des Immunsystems (Immundefekte)
  • vergrößerte Rachenmandeln
  • Passivrauchen
  • bei Babys: der häufige Einsatz des Schnullers

Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?

Wer eine akute Mittelohrentzündung hat, muss nicht befürchten, andere Menschen damit anzustecken – anders als es etwa bei dem auslösenden Infekt der Fall sein kann. Oder bei einer Ohrinfektion wie der Gehörgangsentzündung. Dann können die Erreger über verunreinigtes Badewasser oder gemeinsam benutzte Ohrstöpsel auf andere Menschen übertragen werden.

Wie lange dauert es, bis eine Mittelohrentzündung weg ist?

Eine akute Entzündung des Mittelohrs heilt meist innerhalb von zwei bis sieben Tagen von selbst aus. Schwere Folgen sind in der Regel nicht zu befürchten. Für gewöhnlich geht die akute Entzündung auch nicht in eine chronische Entzündung über, da die chronische Mittelohrentzündung andere Ursachen hat.

Komplikationen sind selten, aber möglich

Selten kann es passieren, dass sich die Entzündung vom Mittelohr in Hohlräume des benachbarten Schläfenbeins ausbreitet. Der betroffene Knochen heißt Warzenfortsatz, die Entzündung Mastoiditis. Eine Mastoiditis erkennt man typischerweise an einer geröteten Haut hinter dem Ohr, die geschwollen und druckempfindlich ist – das Ohr steht dadurch ab. Zudem kann es wiederkehrend zu Ausfluss aus dem Ohr und Fieber kommen; die Ohrenschmerzen können sich verstärken.

Auch ist es möglich, dass die Entzündung auf das Innenohr übergreift, was Hörverluste zur Folge haben kann. Breiten sich die Erreger weiter aus, besteht das Risiko für eine Gehirnhautentzündung (Meningitis). Diese äußert sich zunächst durch Symptome wie hohes Fieber und Kopfschmerzen. Im Verlauf kommen Verwirrtheit, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen und Nackensteife dazu.

Was hilft bei einer Mittelohrentzündung?

Um den Heilungsprozess bei einer akuten Mittelohrentzündung zu unterstützen, ist es ratsam, sich zu schonen und ausreichend zu trinken. Außerdem sollte man darauf achten, dass beim Baden oder Duschen kein Wasser in die Ohren gelangt.

Bestehen Schmerzen und Fieber, können Medikamente wie Ibuprofen die Beschwerden lindern. Wichtig ist die richtige Anwendung. Lassen Sie sich vom Arzt, von der Ärztin oder in der Apotheke dazu beraten.

Achtung: Eine akute Mittelohrentzündung wird häufig durch Viren verursacht. Kinder unter 12 Jahren dürfen bei einer Virusinfektion keine Medikamente mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) erhalten. Denn die Einnahme erhöht das Risiko für das Reye-Syndrom – eine seltene Erkrankung, die zu lebensbedrohlichen Schäden an Gehirn und Leber führen kann.

Helfen Nasen- und Ohrentropfen?

Es ist nicht sicher belegt, dass Nasentropfen bei einem akut entzündeten Mittelohr helfen. Hat ein Kind gleichzeitig Schnupfen, kann eine kurzfristige Anwendung sinnvoll sein. Denn durch die Tropfen schwillt die Nasenschleimhaut ab, was das Atmen erleichtert. Zudem wird die Ohrtrompete – die Röhre zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr – besser durchlüftet. Dadurch kann Flüssigkeit, die sich gestaut hat, leichter abfließen.

Dass Ohrentropfen die Beschwerden bessern, ist ebenfalls nicht belegt. Der Einsatz von Ohrentropfen mit Schmerzmitteln wird nicht allgemein empfohlen. Sie sind nur wirksam, wenn das Trommelfell bereits defekt ist, ansonsten dringen sie nicht in das Mittelohr vor.

Wichtig: Nasentropfen sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich – auch speziell für Kinder. Man sollte sie möglichst rasch einsetzen, aber nicht länger als eine Woche. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder in der Apotheke, wie man die Mittel richtig anwendet.

Sind Antibiotika sinnvoll?

Einer akuten Mittelohrentzündung geht oft ein grippaler Infekt voraus. Dann sind meist Viren der Auslöser. Antibiotika helfen in solchen Fällen nicht. In bestimmten Situationen kommen sie dennoch zum Einsatz, beispielsweise wenn:

  • die Ohrenschmerzen länger als 48 Stunden anhalten
  • Ausfluss aus dem Ohr (Otorrhoe) auftritt
  • eine beidseitige Mittelohrentzündung vorliegt
  • hohes Fieber besteht
  • man wiederkehrend mit Infekten zu kämpfen hat

Eignen sich Hausmittel?

Das Auflegen von Zwiebel-Säckchen gilt als beliebtes Hausmittel bei Ohrenschmerzen. Dass es tatsächlich Beschwerden lindert, ist nicht sicher belegt. Von Rotlicht-Anwendungen oder dem Einträufeln von Olivenöl ins Ohr ist abzuraten. Solche Maßnahmen können die Beschwerden verschlimmern. Rotlicht kann zudem Nebenwirkungen haben, wenn man es falsch anwendet. Bei zu viel Wärme sind sogar Verbrennungen möglich.

Ist ein Eingriff nötig?

Bei einer akuten Entzündung des Mittelohrs ist in der Regel kein Eingriff erforderlich. Hat sich Flüssigkeit im Mittelohr gestaut, kann ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin das Trommelfell mit einem kleinen Schnitt öffnen. Das Sekret fließt dann leichter ab oder kann abgesaugt werden.

Da sich der Schnitt schnell von allein wieder schließt, kann der Arzt oder die Ärztin den Einsatz eines Paukenröhrchens erwägen. Das ist ein Röhrchen aus Kunststoff oder Metall, das in den Schnitt eingesetzt wird und nach einigen Monaten von selbst abfällt.

Lässt sich einer Mittelohrentzündung vorbeugen?

Wer einige Tipps beherzigt, kann einer akuten Mittelohrentzündung in begrenztem Maß vorbeugen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Nicht rauchen und Orte meiden, an denen geraucht wird: Das gilt vorrangig im Umfeld von Babys und kleinen Kindern.
  • Stillen: Kinder, die gestillt werden, erkranken etwas seltener an einer Mittelohrentzündung.
  • Kinder impfen lassen: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Impfungen gegen Pneumokokken und Haemophilus influenzae. Diese Erreger können unter anderem eine Mittelohrentzündung auslösen. Vor allem die Pneumokokken-Impfung trägt dazu bei, das Erkrankungsrisiko zu senken.
  • nicht zu oft den Schnuller geben, insbesondere im Liegen

Begünstigen vergrößerte Rachenmandeln die Mittelohrentzündung, rät der Arzt oder die Ärztin eventuell dazu, die Rachenmandeln zu entfernen.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ): Mittelohrentzündung (Otitis media). kinderaerzte-im-netz.de: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/... (Abgerufen am 22.04.2024)
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  • S2k-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM): Ohrenschmerzen. Leitlinie: 2014. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 22.04.2024)

  • Wald ER: Acute otitis media in children: Clinical manifestations and diagnosis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 22.04.2024)