Epilepsie: Ursachen
Bei manchen Epilepsien ist ein konkreter Auslöser feststellbar – beispielsweise eine alte Hirnverletzung. Oft bleibt die Ursache aber unbekannt

Epileptische Anfälle entstehen im Gehirn. Warum es dazu kommt, lässt sich nicht immer klären. Manchmal gibt es konkrete Auslöser. Auf der Kernspintomografie-Aufnahme sind zum Beispiel Folgen einer Schädel-Hirn-Verletzung (hell) erkennbar (Um die komplette Grafik zu sehen, bitte auf die Lupe oben links klicken)
Symptomatische Epilepsie
Epilepsien, die auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen sind, heißen symptomatische Epilepsie. Als Ursachen kommen zum Beispiel infrage:
- Sauerstoffmangel im Gehirn (während der Schwangerschaft oder der Geburt)
- Durchblutungsstörungen im Gehirn (Beispiel Schlaganfall)
- Hirnblutungen
- Gefäßmissbildungen
- Gehirnentzündungen (Meningitis, Enzephalitis)
- Hirnverletzungen durch Unfälle
- Stoffwechselstörungen
Solche oder andere Einflüsse hinterlassen im ungünstigen Fall eine Art Narbe im Gehirn. Sie irritiert die umliegenden Nervenzellen – so dass in diesem Hirnareal leichter Anfälle entstehen.
Symptome und Befunde weisen manchmal deutlich darauf hin, dass es eine konkrete Ursache für die Epilepsie geben muss – doch sie kann mit den gängigen Untersuchungsverfahren (noch) nicht ermittelt werden. Mediziner sprechen dann von einer kryptogenetischen Epilepsie.
Idiopathische Epilepsie: Ursache unklar
Manche Menschen haben anlagebedingt eine erhöhte Neigung zu epileptischen Anfällen. Umstände wie Schlafmangel, Fieber oder Flimmerlicht lösen bei ihnen schneller einen epileptischen Anfall als beim "Durchschnittsmenschen". So eine grundsätzliche Bereitschaft zur Epilepsie kann also schon in die Wiege gelegt sein und auch familiär gehäuft vorkommen.
Das allein macht allerdings noch keine Epilepsie. Eine erhöhte Neigung zu Anfällen bedeutet noch nicht, dass tatsächlich Anfälle auftreten. Epilepsie wird keinesfalls direkt von Eltern auf die Kinder "weitervererbt". Welche Faktoren im einzelnen dazu führen, dass aus der bloßen Neigung eine behandlungsbedürftige Krankheit entsteht, wird noch erforscht. Eine Epilepsie, die anlagebedingt ist, also nicht auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen, heißt idiopathische Epilepsie.
Mit oder ohne konkrete Ursache – was ist häufiger?
Bei Kindern kommen symptomatische und idiopathische Epilepsien in etwa gleich häufig vor. Epilepsien, die im Erwachsenenalter beginnen, sind zu rund zwei Dritteln auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen – also symptomatisch.
Ärzte klassifizieren Epilepsien und epileptische Syndrome in einer umfangreichen Systematik – nach der Anfallsform (fokal, generalisiert, siehe Kapitel Symptome), nach der Ursache, den medizinischen Befunden, dem Alter des Patienten bei Krankheitsbeginn. Bei epileptischen Syndromen kann durch verschiedene Untersuchungsergebnisse besonders gut charakterisiert werden.
Oft sind dann genauere Aussagen zum Verlauf der Krankheit möglich. Nach der Art der Epilepsie richtet sich auch die Therapie. Einige Beispiele für spezielle Krankheitsbezeichnungen sind: Schläfenlappenepilepsie, West-Syndrom, Neugeborenenkrämpfe, Absence-Epilepsie des Kindesalters, Lennox-Gastaut-Syndrom. Alle Formen aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.