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Frau Hartl, Herr Hartl, Ihre Lieder strotzen nur so von Glück und Harmonie und Liebe zueinander …

Marianne: Ja, und wir sind wirklich so! Wir haben dieses genetische Glück, dass wir beide unheimlich optimistisch sind. Gut, der Michael ist in der Früh ein bisschen ein Morgenmuffel, aber das ist in Ordnung, da will er halt seine Ruhe.

Michael: (lacht) Genau!

Marianne: Aber im Ernst, mit uns beiden haben sich zwei Leute getroffen, die sich einfach perfekt ergänzen. Der Michael explodierend, Revoluzzer und Marianne, die Vorsichtigere. Wir sind einfach das totale Team!

Gerade das vergangene Jahr war alles andere als das pure Glück für Sie. Sie, Herr Hartl, hatten einen Schlaganfall.

Marianne: Das war am 11. März 2022. ­Einen Tag davor haben wir mit unserem Verein Frohes Herz e.V. alles für unseren Hilfskonvoi an die polnisch-ukrainische Grenze vorbereitet und gepackt. Michael wollte mit einem Lkw selbst dort hinfahren.

Michael: Hätte ich den Schlaganfall unterwegs gehabt, wäre das natürlich fatal gewesen. Dann wäre ich heute nicht mehr hier.

Marianne: Was für ein Glück, dass er nicht mitgefahren ist. In der Nacht davor ist es ja passiert, der Schlaganfall.

Welche Erinnerungen haben Sie an diese Nacht?

Michael: Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen und um drei Uhr nachts aufgewacht. Dann bin ich hoch ins Schlafzimmer gegangen, habe mein Handy angesteckt und bin ins Bett. Von da an weiß ich nichts mehr.

Marianne: Es war zehn vor vier. Ich hatte eine gebrochene Schulter damals und starke Schmerzen. Deshalb konnte ich nicht schlafen. Dann habe ich plötzlich so ein Knarzen und Stöhnen gehört.

Hatten Sie gleich den Eindruck, dass etwas Schlimmes passiert ist?

Marianne: Nein, überhaupt nicht. Ich habe zum Michi gesagt: Brauchst du Magne­sium? Hast du einen Krampf? Da kam nie eine Antwort. Irgendwann habe ich das Licht angemacht. Ich habe gesagt: Versuch zu lächeln. Das ging nur auf einer Seite. Da war mir klar: Er hat einen Schlaganfall.

Sie wussten sofort, was los war?

Michael: Wir haben uns in der Vergangenheit immer mal wieder mit dem Thema auseinandergesetzt: Was sind die Anzeichen bei einem Schlaganfall?

Marianne: Und es war absolut eindeutig: Er wollte aufstehen, aber keine Chance. Er wollte trinken, aber das Wasser lief ihm aus dem Mund raus. Ich sehe das heute noch vor mir, wie du nach der Flasche gegriffen hast und das ging nicht. Die ganze rechte Seite war gelähmt.

Das klingt dramatisch …

Marianne: Ich habe sofort die 112 gewählt und fünf Minuten später waren die Rettungskräfte da. Der Michi ist erst ins Krankenhaus bei uns in der Nähe gekommen und um sechs Uhr wurde er in die Stroke Unit nach München verlegt.

Durften Sie bei ihm sein?

Marianne: Nein, wegen Corona konnte ich nicht mitfahren. Der Michi ist dann ja auch sofort operiert worden, der Pfropf im Gehirn wurde entfernt. Danach lag er im künstlichen Koma. Ich habe jeden Tag an seinem Bett gesessen und ihm Oberkrainer-Lieder vorgesungen. Ich dachte, vielleicht tun sie ihm gut, die Melodien seiner Kindheit. Aber er erinnert sich nicht.

Wie ging es Ihnen, als Sie aufgewacht sind, Herr Hartl?

Michael: Ich habe versucht, mich zu bewegen, zu sprechen. Aber es ging nichts! Man glaubt ja nicht, wie der Körper innerhalb von ein paar Tagen abbaut.

Marianne: Aber es wurde schnell besser. Er hat jeden Tag Fortschritte gemacht. Als er am Rollator laufen durfte, habe ich ihn dann auch schon wieder ein bisschen getriezt. Treppensteigen, hinsetzen, aufstehen. Da hat er aber schnell gestreikt.

Waren Sie lange in der Klinik?

Michael: Nur neun Tage. Im Nachhinein klingt das unglaublich. Ich habe am 18. März Geburtstag. Am Tag davor habe ich den Oberarzt gefragt, ob ich heim darf, weil ich meine Frau überraschen möchte.

Marianne: Unser Hausarzt hat ihn abgeholt und nach Hause gebracht. Ich schau auf die Einfahrt und da sitzt der Michi im Auto. Das war das schönste Geschenk überhaupt!

Wie geht es Ihnen heute, Herr Hartl?

Michael: Ich habe eine Reha hinter mir und viele Therapien. Aber es geht mir gut.

Marianne: Die beste Logopädie war unsere kleine Tournee Ende letzten Jahres: „Weihnachten mit Marianne und Michael“.

Michael: Nur mein rechter Fuß macht noch ein paar Probleme.

Marianne: Jetzt sind wir fünfmal hinter­einander Golfen gegangen, das merkt er schon. Aber mir geht’s ja genauso. (lacht) Mir tut auch jeder Knochen weh nach 18 Loch.

Würden Sie sagen, der Schlaganfall war eine Zäsur in Ihrem Leben?

Marianne: In jedem Fall. Der Blick auf unser Metermaßband hat sich schon verändert. Wir wissen jetzt: Das Leben ist endlich. Deshalb werden wir unsere Karriere auch im nächsten Jahr beenden.

Sie wollen sich von der Bühne verabschieden?

Marianne: Unsere Tournee im Frühjahr 2024 wird die letzte sein. Aber wir stehen sicher weiter in der Öffentlichkeit. Wir werden ja gerne eingeladen, weil wir gute Laune versprühen. (lacht) Oder weil die Leute hören wollen, wie man es schafft, so lange glücklich als Paar zusammenzubleiben.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach Ihrem Karriereende?

Michael: Ich will noch mehr für unsere Enkel da sein. Und mich um unseren Charity-­Verein kümmern. Die Zeit, die wir noch haben, ist kostbar. Und deshalb feiere ich jetzt noch ein weiteres Fest im Jahr: Den Tag, an dem ich den Schlaganfall hatte. Er war zwar ein Tiefschlag, aber ich bin wieder auf­gestanden.

Marianne: Wir feiern jeden Tag. Und arbeiten sehr daran, gesund zu bleiben.

Was tun Sie, damit Ihnen das gelingt?

Michael: Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt und esse nur noch gesund.

Marianne: Der Michi war ja ein Süßigkeiten-Junkie. Was hat er Cola getrunken und Energydrinks! Und es musste immer eine Extra-Portion Pommes frites sein.

Michael: Und jetzt treibe ich sogar Sport.

Marianne: (lacht) Am Anfang war er oft ein bisschen grantig, wenn ich mit den Walking-Stöcken ankam. Aber mittlerweile ist es bei ihm Gewohnheit geworden.

Wie groß ist die Angst, dass sich ein Schlaganfall wiederholen könnte?

Marianne: Ich sage, das passiert nicht.

Michael: Das weißt du nicht. Wenn du keine Angst hast, ist das okay. Aber bei mir ist sie immer da.

Marianne: Ich denke, du tust so viel für deinen Körper. Mehr geht nicht. Wir leben gesund und lachen viel.

Michael: Also, wenn es nach dem Lachen geht, müsste ich 130 Jahre alt werden.

Frohes Herz e.V.

Seit vielen Jahren engagieren sich Marianne und Michael Hartl mit ihrem Verein Frohes Herz für wohltätige Zwecke. Infos: frohes-herz.com