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Wenn Supermodels wie Naomi Campbell oder Kate Moss auf einen Wellness-Trend schwören, ist es zumindest interessant, diesen mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Vor allem, wenn man ihn für wenige Euro zu Hause anwenden kann: Ear Seedings (auch Ohrsamen) sollen eine Wunderwaffe sein – gegen Stress, Schlaflosigkeit, Schmerzen und vieles mehr.

Und obwohl der Name eher unappetitlich klingt, ist es tatsächlich ein sehr ästhetischer Trend. Es handelt sich um kleine, goldene Pünktchen, die an Akupressurpunkte in oder auf der Ohrmuschel geklebt werden. Dadurch wirken sie mehr wie Schmuck denn eine therapeutische Maßnahme: Etwa eine Woche bleiben sie auf der Haut, die Trägerin oder der Träger kann durch Drücken immer wieder die Akupressurpunkte aktivieren.

Ohrensamen aus der traditionellen Chinesischen Medizin

An sich sind Ohrsamen nicht neu. Sie sind eine Alternative zur Ohrakupunktur, die angeblich schon seit der Antike praktiziert wird. Auch in der Klinik für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Bad Kötzing werden Ohrsamen für Patientinnen und Patienten verwendet:

„Bei uns sind das tatsächlich Pflanzensamen, die mit Pflastern platziert werden“, erklärt Chefarzt Dr. Stefan Hager. Gerade bei Schlafstörungen oder Raucherentwöhnung kommen sie unterstützend zum Einsatz. Da sie nicht wie die Akupunktur mit Nadeln die Haut verletzen, gibt es kein Verletzungsrisiko.

Selbstversuch im Homeoffice

Ich habe mir also ein Set mit ausführlicher Anleitung und mehreren goldenen Pünktchen bestellt. Da ich bei Stress mit den Zähnen knirsche und schnell Spannungskopfschmerzen bekomme, entscheide ich mich dafür, die Pünktchen auf die Akupressurpunkte zu kleben, die meine Kiefermuskulatur entspannen sollen. Laut Anleitung brauche ich drei Pünktchen, die ich in der oberen Ohrmuschel und am Ohrläppchen platziere. Ich schmücke mein Ohr und warte ab.

Als ich stundenlang im Homeoffice am Schreibtisch sitze, fasse ich immer wieder an mein Ohr und drücke. Angenehm ist das auf jeden Fall. Ob ich aber wegen der Ear Seedings meinen Kiefer merklich entspanne oder einfach, weil ich mir durch die Ohrakupressur der Verspannung bewusst werde und locker lasse, kann ich nicht genau sagen. Fest steht allerdings: In der Zeit, in der ich die Pünktchen am Ohr kleben hatte, hatte ich keine Kopfschmerzen. Und wer wie ich regelmäßig daran leidet, klammert sich dankbar an jedes Mittel.

Professionelle Beratung empfohlen

Was die dauerhafte Wirksamkeit angeht, hat Stefan Hager dennoch eine Einschränkung. Denn in der TCM werde die Behandlung immer auf alle Probleme der Patientin oder des Patienten abgestimmt und relevante Akupunktur- oder -pressurpunkte miteinander kombiniert. Das könne nur ein erfahrener Therapeut leisten, keine allgemeine Anleitung. Hager empfiehlt also, sich individuell beraten zu lassen, bevor selbst geklebt wird. Denn bei gewissen Krankheiten sollte man auch mit Akupressur vorsichtig sein.

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