Blutgruppendiät: Ein ganz besonderer Saft
Ausgerechnet A! Mit dieser Blutgruppe muss ich eventuell mehr als andere Blutgruppen mit einem schweren Corona-Verlauf rechnen. Studien haben gezeigt, dass unter den Erkrankten, die ins Krankenhaus müssen, überdurchschnittlich viele mit Blutgruppe A sind. Umso erleichterter bin ich, nun doppelt geimpft zu sein.
Die Idee Blutgruppendiät
Aber mir kommt noch ein Gedanke: Wenn die Blutgruppe Krankheitsverläufe beeinflusst, wieso sollte sie nicht auch festlegen, welches Essen das beste für mich ist? Da will ich nachforschen.
Das Konzept der Blutgruppendiät stammt aus den 1990er-Jahren und geht auf den US-amerikanischen Naturheilmediziner Peter J. D’Adamo zurück. Er verspricht allen, die ihr Essen und ihre körperliche Aktivität an ihrer Blutgruppe ausrichten, mehr Gesundheit.
Welche Lebensmittel dabei am besten zu welcher Blutgruppe passen, leitet D’Adamo aus den Entstehungsphasen der einzelnen Blutgruppen und den jeweiligen Ernährungsgewohnheiten ab: So steht zum Beispiel nach seiner Theorie Blutgruppe 0 für die fleischbetonte Ernährung der Jäger und Sammler, während etwa Blutgruppe AB alles verspeisen kann.
Dreh- und Angelpunkt des Konzepts sind sogenannte Nahrungslektine. Das sind Glykoproteine, also Zucker-Eiweiß- Stoffe, die in pflanzlichen wie tierischen Lebensmitteln vorkommen. Auf den roten Blutkörperchen sitzen ebenfalls Glykoproteine: die Antigene, die über die Blutgruppe bestimmen. D’Adamo geht davon aus, dass Nahrungslektine, die sich mit den Antigenen einer Blutgruppe nicht „vertragen“, zum Verklumpen der Blutkörperchen und zu Krankheiten führen. Deshalb teilt er jeder Blutgruppe bekömmliche, neutrale und ungünstige Lebensmittel zu.
Wirksamkeit der angepassten Diät
Ein ausgeklügeltes System, das auf vielen plausiblen Annahmen, aber leider wenig gesicherten Erkenntnissen beruht. Irritierend: D’Adamo rät jeder Blutgruppe zu spezifischen Nährstoffergänzungen – und bietet die zufällig gleich auf seiner Internetseite zum Verkauf an.
Was ich nicht finde, sind wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit der Diät. Und 40 Prozent der Menschen (etwa so viele sind Blutgruppe 0) einen Freibrief für Fleisch auszustellen, finde ich aber unverantwortlich. Auch ökologisch gesehen. Lektine sind als giftige Inhaltsstoffe tatsächlich bekannt. Sie sind der Grund, warum man etwa Bohnen nicht roh essen darf. Allerdings gilt das für alle, unabhängig von der Blutgruppe.
Für mich steckt in dem Konzept dennoch ein interessanter Kerngedanke: der Ansatz einer personalisierten, an den Genen orientierten Ernährung, der gerade intensiv beforscht wird. In fünf bis zehn Jahren wissen wir mehr.