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Das Transkript zur Folge 200 mit Eugen Brysch:

Ein Interview über Patientenschutz mit...

Mein Name ist Eugen Brysch. Ich bin Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Wie ist die derzeitige Situation in Alten- und Pflegeheimen?

Die Situation in der Altenpflege ist sehr bedrohlich. Erschreckend, ernüchternd. Und viele sind sehr hilflos. Und hier rede ich von vier Millionen Pflegebedürftigen. Und deren Angehörigen. Sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich.

Wir jetzt weitestgehend zehn Monate im Lockdown sind. Aber es hat nicht dazu geführt, dass diese Gruppe entscheidend gestützt und geschützt wird. Tatsächlich bedeutet das für viele Menschen Isolation, Vereinsamung. Es gibt Menschen, die sich melden und sagen, lieber an Covid-19 sterben als an Einsamkeit. Und dieses Problem, diese Herausforderung, obwohl diese Gruppe am schwersten betroffen ist, hat Deutschland immer noch nicht im Blick.

Wie kann die Situation in Alten- und Pflegeheimen verbessert werden?

Es ist verwunderlich dass es weder dem Bund noch den Ländern gelungen ist die Corona-Falle "Altenpflege" endlich in den Blick zu nehmen. Das heißt, wir brauchen grundsätzlich, täglich einen guten medizinischen und Hygiene-Grundschutz vor Ort. Wir brauchen eine Kontaktdokumentation. Gerade auch in den stationären Einrichtungen. Wer hat mit wem wann zu tun gehabt. Wer hat wen wann besucht, wen wann gepflegt.

Wir bräuchten zweimal in der Woche laborgestützte PCR-Tests. Und tägliche, das heißt täglich verbindlich festgelegte Schnelltests. Sowohl bei den Pflegebedürftigen selbst. Als auch bei den Mitarbeitern der Altenpflege. Und natürlich auch bei denjenigen, die diese Menschen besuchen wollen. Ihre Lieben besuchen wollen, also die Angehörigen.

Jetzt gibt es 16 verschiedene Bundesländer. 16 verschiedene Regelungen. Alles vollkommen unterschiedlich. So werden die Menschen, die Angehörigen und die Pflegebedürftigen im Stich gelassen.

Schnelltests ersetzen nicht die laborgestützten Tests. Sie sind eine Ergänzung. Und zwar zum Hygienegrundschutz. Und gleichzeitig auch zur Kontaktdokumentation. Aber sie sind ein probates Mittel, um die Einrichtung, um Besuche... um sehr schnell zu erkennen, wo ist die Lage prekär in den Blick zu nehmen?

Warum nichts geschieht, müssen wir den Bundesgesundheitsminister  und die Landesgesundheitsminister fragen. Es gibt keine verbindliche Verordnung für tägliche Schnelltests bei Bewohner:innen, bei Besuchern, und auch bei den Pflegekräften. Das ist entsetzlich.

Weil wir mit diesem Schnelltest die Chance hätten ergänzend zu den bestehenden Maßnahmen für Sicherheit zu sorgen. Und natürlich auch für eine Öffnung der Einrichtungen zu sorgen. Es fehlt im Konkreten nicht an den Tests. Sondern es fehlt an zusätzlichen Maßnahmen, die die Einrichtungen selbst nicht organisieren können.

Vergessen wir nicht, die Personaldecke war schon vor Corona sehr dünn. Wird aber dadurch, dass Quarantäneregelungen, beziehungsweise Positiv-Tests bei den Mitarbeitern dazu führen, dass diese Decke noch dünner wird. Das heißt, der Staat müsste endlich die Verantwortung übernehmen, für die Schnelltests verbindlich zu sorgen.

Darum geht es in „Nachgefragt!“

„Nachgefragt!“ ist ein Videopodcast und befasst sich mit allen Aspekten rund um die Corona-Pandemie: Wir sprechen mit Expert:innen aus Medizin, Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch mit Menschen, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind. Dabei kommt ein breites Spektrum von Menschen in den unterschiedlichsten Positionen zu Wort, von der Soziologin bis zum Labormediziner, vom Hautarzt bis zur pflegenden Angehörigen.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

In unserem Video-Podcast „Nachgefragt!“ haben wir uns mit Menschen unterhalten, die uns von den täglichen Herausforderungen während der Corona-Pandemie berichteten. zum Artikel