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Nachgefragt! Folge 245 mit Prof. Dr. Anika Wagner

Das Transkript zur Folge 245 mit Professorin Anika Wagner:

Ein Interview über immunsystemstärkende Ernährung mit...

Mein Name ist Anika Wagner. Ich bin Ernährungswissenschaftlerin und vertrete an der Justus-Liebig-Universität in Gießen die Professur für Ernährung und Immunsystem.

Kann sich Ernährung positiv auf das Immunsystem auswirken?

Damit das Immunsystem gut funktionieren kann, benötigt es verschiedene Nährstoffe, die wir über unsere Nahrung aufnehmen. Und es ist vor allem eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren, also den Bausteinen der Eiweiße sowie mit speziellen Fettsäuren und Mikronährstoffen notwendig.

Und bei den Fettsäuren handelt es sich um die sogenannten Omega-3-Fettsäuren, die unser Körper nicht selbst synthetisieren kann und deshalb über die Nahrung zugeführt werden müssen.

Bei den Mikronährstoffen sind es einerseits die Mineralstoffe und Spurenelemente wie beispielsweise Eisen, Zink, Magnesium, Kalzium, Kupfer und Selen, sowie die Vitamine, vor allen Dingen die fettlöslichen Vitamine. Vitamin A, D, E. Und auch die wasserlöslichen Vitamine B6, B12 und C, die eine wesentliche Rolle im Rahmen der Immunfunktion spielen.

Und bei den Vitaminen und Spurenelementen ist es so, dass wir diese über die Nahrung zuführen müssen. Weil unser Organismus diese nicht selbst bilden kann. Mit Ausnahme des Vitamin D, das wir eben auch über die Sonneneinstrahlung bilden können. Auch für sekundäre Pflanzenstoffe, die ebenfalls zu den Mikronährstoffen gezählt werden, gibt es belastbare Hinweise, dass diese das Immunsystem positiv beeinflussen können.

Welche Nahrungsmittel sind zu empfehlen?

Vor allen Dingen ist es natürlich so, dass wir eine eher pflanzenbetonte Ernährung anstreben sollten. Also einen hohen Anteil an Obst und Gemüse mit wenig Fleisch und einem hohen Anteil an Ballaststoffen, um unser Immunsystem fit zu halten. Es lässt sich also sagen, dass wir möglichst abwechslungsreich essen sollten. Viele sagen auch, wir sollten bunt essen. Also einfach eine gesunde Vielfalt an Lebensmitteln zu uns nehmen. Und, ähm... Ja, vor allen Dingen sollten wir Gemüse essen, auch etwas Obst, um antientzündliche Wirkungen zu haben.

Und auch vor allen Dingen Pflanzenöle als Fettquelle verwenden. Wie beispielsweise Olivenöl. Weil auch für diese Öle eben eine antientzündliche Wirkung beschrieben ist. Und wenn wir denn auch mal etwas tierische Produkte essen möchten, dann sollten wir eher zu fettreichem Seefisch greifen. Also Lachs oder Makrele, die gesunde Fette enthalten wie die Omega-3-Fettsäuren, die ebenfalls für ihre antientzündlichen Wirkungen bekannt sind.

Und über den Konsum von Hülsenfrüchten kann man auch die Aufnahme von pflanzlichen Proteinen steigern. Und diese Hülsenfrüchte haben auch hohe Anteile an Ballaststoffen. Und diese Ballaststoffe finden wir neben den Hülsenfrüchten auch in Vollkornprodukten und auch in Obst und Gemüse.

Und wir wissen, dass diese Ballaststoffe unsere guten Darmbakterien unterstützen, die pathogene, also krankmachende, Keime auch in Schach halten können. Und damit, ja, zu unserer Gesunderhaltung beitragen. Und wir wissen auch, dass das Immunsystem vor allen Dingen im, ja, oder in großen Teilen im Darm zu finden ist. Und damit wird eben durch die Unterstützung der guten Darmbakterien hier auch das Immunsystem gestärkt.

Nicht zu vergessen ist, dass auch das Immunsystem für seine optimale Funktion eine ausreichende Flüssigkeit benötigt. Was man sich gut vorstellen kann, da eben die Immunzellen im Blut zu finden sind. Und wir sollten täglich mindestens anderthalb Liter Flüssigkeit zu uns nehmen. Idealerweise Leitungs- oder Mineralwasser. Oder auch ungesüßte Getränke, hier eignen sich auch zum Beispiel Kräutertees.

Welche Nahrungsmittel sind eher nicht zu empfehlen?

Wenn man diese im Übermaß konsumiert, können sich diese Lebensmittel auch negativ auf das Immunsystem auswirken. Und so haben beispielsweise Lebensmittel mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, darunter würden dann zum Beispiel Schweinefleisch fallen oder Wurst und Wurstprodukte, Speck. Aber auch viele verarbeitete Lebensmittel haben hohe Anteile an gesättigten Fettsäuren, die eher eine proentzündliche Wirkung haben.

Und auch eine chronische Überernährung, also eine erhöhte Aufnahme an Energie, als unser Organismus eigentlich benötigt, was in der Konsequenz dann in Übergewicht beziehungsweise in Adipositas enden kann, das führt auch zu einer geringgradigen Entzündung im Organismus. Und ist damit eben negativ zu bewerten.

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