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Nicht vorschnell kündigen

Der Pfleger lässt manchmal auf sich warten? Die Pflegerin wirkt oft gehetzt oder vergisst jedes Mal, die Haare zu kämmen? Und im Büro des Dienstes geht selten jemand ans Telefon? Bevor Sie überstürzt den Pflegedienst kündigen, sollten Sie zunächst versuchen, sich in die Situation der Pflegenden hineinzuversetzen, rät Felizitas Bellendorf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: „Der Personalmangel bei vielen Pflegediensten ist groß, die Zeit knapp. Die Pflegekräfte können morgens nicht überall gleichzeitig sein.“ Bei Unstimmigkeiten schlägt sie vor, den Verantwortlichen zu sagen, wo der Schuh drückt. Bitte bleiben Sie dabei sachlich. „Vielleicht lässt sich so eine Lösung finden, mit der beide Seiten zufrieden sind.“ Yvonne Knobloch vom Sozialverband VdK Bayern stimmt zu: „Es sollten schon mehrere handfeste Gründe zusammenkommen, die einen Wechsel rechtfertigen.“ Aber auch sie rät zu wechseln, wenn Pflegekräfte nie zu den vereinbarten Zeiten kommen, nicht auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und selbst ein Gespräch nicht hilft.

Sich informieren

Wenn Sie wechseln möchten, fragen Sie in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis nach, welche Pflegedienste zu empfehlen sind. Zudem können Ihre Apotheke vor Ort sowie Hausärzte und -ärztinnen oft weiterhelfen. Oder Sie suchen im Telefonbuch oder im Internet nach Anbietern in der Nähe. Wenn Sie etwa unter www.pflege-navigator.de die Postleitzahl Ihres Wohnorts eingeben, nennt das Programm Kontaktadressen von Pflegediensten in Ihrer Umgebung. Unter „Details“ finden Sie den „Transparenzbericht“, eine Art Benotung für die Arbeit und Leistungen des Pflegedienstes.

Querling Verena

So finden Sie einen guten Pflegedienst

Wer auf einen ambulanten Pflegedienst angewiesen ist, möchte sich in guten Händen wissen. Worauf Sie achten sollten, bevor Sie einen Vertrag abschließen. zum Artikel

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Hilfsangebote für Pflegende

In der Theorie gibt es viele Angebote, um Pflege für zu Hause zu organisieren und sich Unterstützung zu holen. Doch in der Praxis zeigt sich, dass viele Pflegebedürftige und ihre Familien auf sich gestellt sind. Woran liegt das? Was braucht es? zum Artikel

Beraten lassen

Pflegebedürftige Menschen sowie pflegende Angehörige haben ein Recht auf eine persönliche, kostenlose Pflegeberatung. Diese erfolgt meist über die Pflegekasse, die an Ihre Krankenkasse angebunden ist. Fragen Sie dort nach einer Beratungsstelle in Ihrer Nähe. Alternativ helfen Internetportale wie www.pflegelotse.de oder das Zentrum für Qualität in der Pflege www.zqp.de/beratung-pflege oder Fachstellen für pflegende Angehörige weiter. Neben Infos über die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten Sie Tipps etwa zu barrierefreiem Umbau, zu Hilfsmitteln oder Pflegekursen.

Mit Absagen rechnen

Beide Expertinnen warnen: Kündigen Sie für sich selbst oder für zu pflegende Angehörige niemals, bevor Sie Ersatz gefunden haben! Es kann nämlich passieren, dass Sie nicht so schnell fündig werden, weil andere Anbieter ausgelastet sind. „In vielen Landkreisen muss man froh sein, überhaupt einen Pflegedienst zu bekommen“, sagt VdK-Fachfrau Knobloch. Andererseits könnten sich die Versorger oft auch aussuchen, wen sie betreuen wollen. Lange Anfahrtswege etwa versuchen die meisten zu vermeiden. Es kommt sogar vor, dass psychisch Kranke abgelehnt werden, weil ihre Pflege sehr aufwendig ist. Umso wichtiger ist es, dass Sie im Gespräch mit Ihrem Pflegedienst bleiben, um einen Wechsel vielleicht zu vermeiden.

Wechsel gut organisieren

Ist ein neuer Anbieter gefunden, sollten Sie prüfen, ob dieser die Pflege auch leisten kann, die Sie oder Ihre Angehörigen benötigen. Das lässt sich am besten bei einem Hausbesuch klären. Bereiten Sie sich eingehend darauf vor. Überlegen Sie sich vorher gut, was für Sie wünschenswert wäre, welche Leistungen nötig und ob etwa Wunden zu versorgen sind.

Kosten berechnen lassen

Beide Expertinnen empfehlen, sich unbedingt einen Kostenvoranschlag geben zu lassen. Daraus sollte hervorgehen, welche Kosten Ihre Pflegekasse übernimmt und welchen Eigenanteil Sie gegebenenfalls tragen müssen. Passt alles und ist der neue Pflegevertrag unter Dach und Fach, können Sie dem alten Anbieter fristlos kündigen, idealerweise so, dass dieser zum Monatsende aufhört und der neue Pflegedienst nahtlos im neuen Monat übernimmt. So entsteht keine Pflegelücke. Informieren Sie die Pflegekasse sicherheitshalber über den Wechsel.

Was einen guten Pflegedienst auszeichnet

+ Gewünschte Pflegezeiten werden weitgehend eingehalten

+ Kann alle gewünschten Pflegeleistungen erbringen

+ Freundliches und kompetentes Personal

+ Festes Mitarbeiterteam, kein ständiger Personalwechsel

+ Ein Ansprechpartner für alle Probleme; Fragen werden geduldig beantwortet

+ Nachvollziehbare und korrekte Abrechnungen

+ Ruft an, wenn Mitarbeitende deutlich zu spät kommen


Quellen: