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Donanemab ist ein Antikörper, der sich gegen schädliche Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn richtet. Diese so genannten Amyloid-Plaques gelten als mitverantwortlich für die Alzheimer Demenz. Die Ablagerungen entstehen über einen langen Zeitraum hinweg aus falsch gefalteten Eiweißen, sogenannten Beta-Amyloiden. Der Antikörper Donanemab heftet sich an eine bestimmte veränderte Form der Beta-Amyloide. Immunzellen im Gehirn bauen dann die schädlichen Plaques zusammen mit den Antikörpern ab.

Eine aktuelle Studie mit mehr als 1320 Alzheimerpatientinnen und -patienten in einem frühen Krankheitsstadium hat ergeben, dass Donanemab die Beta-Amyloide im Gehirn bei vielen fast vollständig abbaut: Und zwar bei mehr als 75 Prozent der Behandelten nach 76 Wochen Therapie. Der Vergleich erfolgte mit der Gruppe, die über den gesamten Zeitraum hinweg das Placebo erhielt. Wie zu erwarten, war bei ihnen kein Abbau der Amyloid-Plaques zu beobachten.

Bei 47 Prozent der Teilnehmenden, die Donanemab bekamen, verschlechterten sich die geistigen Fähigkeiten nach einem Jahr nicht, bei der Placebogruppe lag dieser Anteil nur bei 29 Prozent. Insgesamt kam es mit Donanemab zu rund 35 Prozent weniger geistigen Einbußen wie mit dem Placebo. Der Krankheitsverlauf verzögerte sich im Mittel um etwa vier Monate. Die Behandelten profitierten auch nach dem Absetzen von Donanemab noch von der Wirkung des Medikaments.

Nein. Der Wirkstoff kann den Krankheitsverlauf weder umkehren noch gänzlich stoppen. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass er den geistigen Verfall im Frühstadium der Krankheit verzögern kann.

Eine mögliche Therapie mit Donanemab richtet sich an Betroffene in einem frühen Krankheitsstadium und mit geringen Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit. Eine laufende Studie prüft derzeit den Effekt an Menschen, die schon Amyloid-Ablagerungen, jedoch noch keine Alzheimer-Symptome haben. Doch es wird noch ein paar Jahre dauern, bis dazu Ergebnisse vorliegen.

Bei 24 Prozent der behandelten Personen traten in der Studie Hirnschwellungen auf, in einigen Fällen sogar Hirnblutungen. Drei Personen sind wohl aufgrund dieser Nebenwirkungen gestorben.

In den USA wurde im Juli 2023 mit Lecanemab ein Antikörper mit vergleichbarem Wirkprinzip zugelassen. Ob Donanemab wirksamer ist, lässt sich nicht beantworten. In der Eurpäischen Union sind bislang weder Lecanemab noch Donanemab als Medikament zugelassen.

Aktuell steht Donanemab noch nirgendwo zur Behandlung zur Verfügung. Der Hersteller hat die Zulassung bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA beantragt. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA bereitet sich derzeit auf einen Antrag vor. Ob und wann Donanemab als Medikament zugelassen wird, steht noch nicht fest.

Fachleute deuten die Studienergebnisse als einen wichtigen Schritt, warnen jedoch vor zu viel Euphorie. Sie geben zu bedenken, dass die positive Wirkung für den Einzelnen nach 18 Monaten wahrscheinlich kaum spürbar sei. Es bestehe die Hoffnung, dass die Effekte über längere Zeiträume anhalten. Doch das wurde bislang noch nicht belegt.

Zu bedenken seien auch die Nebenwirkungen wie Hirnblutungen. Zudem sprechen nicht alle Betroffenen gleichermaßen gut auf den Wirkstoff an. Es dürfte schwierig werden abzuwägen, wer voraussichtlich von der Behandlung profitieren wird und wer nicht. Und auch die hohen Kosten der Behandlung stehen einem breiten Einsatz im Wege.


Quellen:

  • Sims JR, Zimmer JA, Evans CD et al.: Donanemab in Early Symptomatic Alzheimer Disease: The TRAILBLAZER-ALZ 2 Randomized Clinical Trial. In: JAMA: 17.07.2023, https://doi.org/...
  • Science Media Center: Alzheimer-Antikörper Donanemab ist klinisch wirksam. https://www.sciencemediacenter.de/... (Abgerufen am 27.07.2023)