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Vitamin-B12-Präparate werden vielen Veganerinnen und Veganern gegen einen möglichen B12-Mangel empfohlen. Doch sie sind nicht zwangsläufig frei von tierischen Inhaltsstoffen. Das Vitamin selbst ist dabei unproblematisch: Es wird von Darmbakterien gebildet – diese gelten nicht als Tiere. Tierischen Ursprungs können allerdings Hilfsstoffe sein, die in einigen der Vitaminpräparate enthalten sind, dazu gehören etwa Lactose oder Gelatine.

Tierische Produkte als Hilfsstoff oder Wirkstoff

Mittlerweile finden vegan lebende Menschen glücklicherweise eine große Auswahl an Vitamin-B12-Produkten, die auf solche Hilfsstoffe verzichten. Nicht immer ist es allerdings so einfach, einen veganen Ersatz zu finden – vor allem, wenn es um Medikamente geht. Neben den tierischen Hilfsstoffen, die diese enthalten können, kann auch der Wirkstoff selbst vom Tier stammen.

Der Gerinnungshemmer Heparin beispielsweise wird aus Schweinedarm gewonnen, und auch Verdauungsenzyme, die bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse eingesetzt werden, stammen vom Tier. Ein bestimmtes Östrogen-Gemisch, das zur Therapie bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt wird (sogenannte konjugierte Östrogene), wird aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen, und einige Impfstoffe – etwa der gegen Grippe – werden in Hühnerembryos produziert.

Und auch wenn ein Medikament frei von tierischen Stoffen ist, wurde es an Tieren getestet. Tierversuche sind in der Entwicklung von Medikamenten derzeit Pflicht.

Nachgefragt bei Dr. Till Schumacher, Fachapotheker aus Bonn:

„Ein Blick in den Beipackzettel reicht nicht“

Herr Schumacher, wie steht es um vegane Alternativen von Nahrungsergänzungsmitteln?

Da setzt sich der Trend zu veganen Produkten durch. Bei Omega-3-Fettsäuren, die klassisch aus Fischöl sind, hätte ich vor fünf Jahren gedacht: Da gibt es keine Alternativen. Aber auch hier gibt es mittlerweile vegane Produkte aus Algen. Oder Vitamin D3: Das wird größtenteils aus dem Fett der Schafwolle gewonnen. Auch da existieren vegane Alternativen.

Wie ist die Auswahl bei Medikamenten?

Das ist schwer zu sagen. Nicht immer ist bekannt, wie ein Hersteller seine Tabletten produziert und welche Hilfsstoffe darin verarbeitet sind. Herauszufinden, ob ein Medikament vegan ist – da steckt viel Recherchearbeit dahinter. Ob man das durch Nachfragen beim Hersteller herausbekommt, ist fraglich.

Ein Blick in den Beipackzettel reicht also nicht?

Bei Kapselhüllen muss zum Beispiel der Stoff, aus dem sie hergestellt sind, im Beipackzettel stehen: Also ob sie aus Gelatine sind oder aus pflanzlicher Hypromellose. Magnesiumstearat kann aber pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sein. Der Blick in den Beipackzettel genügt definitiv nicht.

Hier kann Tier drinstecken

Arzneien oder Nahrungsergänzungsmittel können tierische Bestandteile enthalten. Meist sind das Hilfsstoffe, die etwa dafür sorgen, dass das Medikament seine Form erhält. Ein paar Beispiele:

Fazit

Bei Vitaminpräparaten ist es mittlerweile recht einfach, vegane Produkte zu finden. Bei Medikamenten wird es schwieriger. Falls es tatsächlich keine vegane Alternative für ein Arzneimittel gibt, sollte dieses aber auf keinen Fall ohne Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt abgesetzt werden!

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