Logo der Apotheken Umschau

Verzeihen Sie, ich bin spät dran. Ich hatte den Wecker nicht gehört.

Sie sehen aber wirklich sehr müde aus. Geht es Ihnen nicht gut?

Ach, es ist gestern nur etwas spät geworden. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich lange mit einem Piraten getanzt. Er mochte meinen Meerjungfrauenrock.

Ich verstehe. Auf Ihren Wangen kann man noch ein paar Schuppen erkennen. Sie waren auf einer Faschingsparty. Da wurde wohl nicht nur Wasser getrunken.

Und ich habe vergessen, vor dem Schlafengehen noch eine Kopfschmerztablette einzunehmen.

Gut, dass Sie es nicht getan haben. Dann hätten Sie zu Ihrem Brummschädel vielleicht auch noch Magenschmerzen. Alkohol greift nämlich die Magenschleimhaut an. Und auch auf mich reagiert das Verdauungsorgan oft ganz schön gereizt.

Aber Sie helfen doch gegen Kopfschmerzen, oder?

Und nicht nur das. Ich kann noch eine Menge mehr. So lindere ich auch Entzündungen, senke Fieber und kann richtig dosiert helfen, einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.

Eine Kopfschmerztablette gegen Herzinfarkt? Das müssen Sie mir erklären.

Ich bin eben ein Tausendsassa. Wenn ein Stoff im menschlichen Körper wirkt, tut er das fast nie auf nur eine Weise. Deswegen gibt es ja die langen Beipackzettel, auf denen viele Nebenwirkungen stehen. Und ich habe eben einige Effekte, die sich nutzen lassen. So hemme ich auch die Blutgerinnung. Wenn Sie mich wegen Kopfschmerzen eingenommen haben und dann stoßen Sie sich irgendwo an, kriegen Sie daher leichter einen blauen Fleck. Das will natürlich niemand. Um einem Herzinfarkt vorzubeugen, lässt sich diese Wirkung aber nutzen.

Wie interessant! Und welcher Wirkstoff macht das alles?

Als Medizinjournalistin wissen Sie doch bestimmt, was in mir steckt.

Da haben Sie mich jetzt erwischt. Ich glaube, die Abkürzung ist ASS. Doch den vollen Namen kann ich kaum aussprechen.

Zugegeben, das ist auch etwas schwierig zu merken. Wie so viele Namen von Wirkstoffen, die in Medikamenten stecken. Die meisten kennen mich ja nur unter einem Markennamen: Aspirin. Als solches feiere ich übrigens in diesem Jahr ein Jubiläum. Aspirin gibt es nämlich seit genau 125 Jahren. Mein Wirkstoff steckt aber auch in vielen anderen Präparaten. Er heißt Azetylsalizylsäure.

Puh! Ich versuche, es mir diesmal wirklich zu merken.

Probieren Sie es doch erst mal mit Salizylsäure. Das kommt von „Salix“, dem lateinischen Wort für Weide. Denn Salizylsäure steckt in der Rinde verschiedener Weidenarten. Dass sich der Stoff medizinisch nutzen lässt, weiß man schon sehr lange. Bereits der altgriechische Arzt Hippokrates empfahl, bei Fieber einen Weidenrinden-Tee zu trinken. Aber ich stecke auch in anderen Pflanzen, zum Beispiel in einer weiß blühenden Blume namens Mädesüß, auch Spierstrauch genannt. Von ihr kommt übrigens die Silbe „spir“ in Aspirin.

Was taten die alten Griechen, wenn sie bei ihren Gastmählern mal zu viel Wein erwischt hatten?

Das kann ich nicht sagen. Kopfschmerztabletten gab es jedenfalls noch nicht. Ihnen würde ich aber jetzt zu einem Spaziergang an der frischen Luft raten. Und danach einer Mütze Schlaf. Beim nächsten Fest zu etwas mehr Wasser als Wein! Der Fasching dauert schließlich noch eine Weile.


Quellen: