Pflanzliche Mittel gegen Bauchweh
Manche kann man essen, andere sind giftig, viele heilen: Die Natur bietet uns weltweit mit 21.000 Heilpflanzen ein riesiges Repertoire, um gesundheitliche Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden zu stärken. Vor allem Eltern greifen gern zur sanften Medizin, wenn es die Kleinen mal wieder erwischt hat – zum Beispiel bei Bauchweh.
Viele Kontrollen sichern die Qualität pflanzlicher Präparate
Die westliche Pflanzenmedizin, auch Phytotherapie genannt, orientiert sich rein an naturwissenschaftlich-medizinischen Kriterien. Sie beruht also nicht auf eigenen Theorien oder Lehren, wie etwa die Homöopathie. Pflanzliche Arzneien unterliegen zudem den gleichen strengen Qualitätsstandards wie synthetisch hergestellte Arzneimittel.
Nur wenige Studien zur Wirksamkeit bei Kindern
Allerdings gibt es nur wenige klinische Studien zur Anwendung von Arzneimitteln bei Kindern. Daher lesen Eltern in den Beipackzetteln auch häufig den Hinweis, dass eine Anwendung des Arzneimittels mangels Daten bei Kindern nicht empfohlen wird. Trotzdem können sich viele pflanzliche Heilmittel durchaus für Kinder eignen. Die Art, Dauer und Menge der jeweiligen Medikamentengabe sollten Eltern sorgfältig mit ihrem behandelnden Kinderarzt besprechen.
Welche Heilpflanzen bei Bauchweh und Magen-Darm-Problemen helfen können, erklärt Margit Schlenk, Apothekerin für Offizinpharmazie, Homöopathie und Naturheilverfahren mit Apotheken in Nürnberg und Neumarkt/Oberpfalz:
Kamille
Bei Blähungen und Völlegefühl können die Wirkstoffe aus der Kamillenblüte helfen, denn sie entspannen die verkrampfte Magen-Darm-Muskulatur. Schlenks Tipp bei der Zubereitung von Kamillentee: "Kochendes Wasser verwenden und den Tee während des Ziehens abdecken, dann verflüchtigt sich das ätherische Öl nicht." Vorsicht: Wer allergisch auf Korbblütler reagiert, sollte auf Zubereitungen mit Kamille unbedingt verzichten!
Bittere Schleifenblume
Sie ist eine Art Multitalent unter den Heilpflanzen: Die Inhaltsstoffe der bitteren Schleifenblume spannen einserseits die Muskulatur im Magen-Darm-Bereich an, können sie aber auch entkrampfen. Präparate, die Extrakte der bitteren Schleifenblume enthalten, fördern daher die Verdauung bei Völlegefühl, wirken aber gleichzeitig Blähungen entgegen. In der Apotheke gibt es Tropfen, die auch für Kinder geeignet sind. Meist enthalten sie zusätzlich Auszüge anderer Heilpflanzen.

Kümmel
© W&B/Christine Schneider
Kümmel
Blähungen, Völlegefühl oder Magen-Darm-Krämpfe lassen sich mit Zubereitungen aus Kümmel lindern. Sie haben einen entspannenden Effekt auf die Magen-Darm-Muskulatur, wirken antibakteriell und regen die Verdauung und den Appetit an. In Tees wird Kümmel häufig mit Fenchel und Anis kombiniert. Für Kleine gibt es außerdem spezielle Zäpfchen mit Kümmelextrakt in der Apotheke.

Pfefferminze
© W&B/Christine Schneider
Pfefferminze
Die Inhaltsstoffe der Pfefferminze wirken verdauungsfördernd und regen die Gallensäureproduktion an. "Das kann bei Völlegefühl und Blähungen guttun", sagt Margit Schlenk. Das ätherische Öl der Heilpflanze entspannt auch die Muskulatur der Darmwand und wirkt so entkrampfend. Für Kinder eignen sich am ehesten Tees.
Anis
Das ätherische Öl aus Anisfrüchten wirkt leicht entkrampfend und antibakteriell. Meist wird die Heilpflanze als Tee in Kombination mit Fenchel und Kümmel eingesetzt. Pharmazeutin Schlenk empfiehlt Fertigtees in Aromabeuteln aus der Apotheke. "Sie sind so verpackt, dass sich die Wirkstoffe im Tee optimal entfalten können." Vorsicht: Selber sammeln sollte man Anis nicht, denn die Früchte sehen denen des giftigen Schierlings ähnlich.