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Die einen lieben den Sommer, den anderen macht die Hitze zu schaffen. Medikamente gehören oft in die zweite Kategorie: Tabletten, Salben und viele andere Darreichungsformen können Schaden nehmen, wenn sie bei hohen Temperaturen unachtsam auf der Fensterbank, dem Gartentisch oder im Handschuhfach liegen. Dann verlieren sie entweder ihre Wirkung oder verursachen gefährliche Nebenwirkungen.

Warum das so ist, erklärt Apotheker Thomas Luft aus Neckarhausen.

Medikamente richtig lagern

Idealerweise werden Arzneimittel dunkel und bei Zimmertemperatur aufbewahrt. Das Badezimmer oder die Küche sind denkbar ungeeignet, weil dort meist eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. "Das ist für viele Medikamente pures Gift", sagt Apotheker Thomas Luft. Deshalb sei auch der Kühlschrank nur für kühlpflichtige Arzneimittel der geeignete Ort.

Wichtig, wenn man Arzneien aus der Apotheke abholt: Im Auto herrschen oft sehr hohe Temperaturen, die ein Medikament mitunter schon in kurzer Zeit schädigen. Für den Transport sensibler Mittel kann man darum in der Apotheke Thermotaschen oder Kühlaggregate bekommen. Natürlich sollte man auch auf Reisen darauf achten, dass Medikamente nicht in der prallen Sonne liegen.

Vorsicht bei Hitze, Kälte und Feuchtigkeit

Wer mit dem Auto fährt, sollte bei Pausen verhindern, dass die Reiseapotheke im heißen Wagen schmort. Am besten, man deponiert sein Gepäck möglichst immer im Schatten und bewahrt Arzneien nur in der Unterkunft auf.

In die Minibar gehören nur Arzneimittel, die auch kühlpflichtig sind, beispielsweise Insulinreserven. Hier muss man darauf achten, dass der Kühlschrank nicht zu kalt eingestellt ist und dass das Mittel nicht mit der Kühlschlange in Kontakt kommt und einfriert.

Wer einen Strandtag geplant hat, sollte nur soviel Arzneien mitnehmen, wie er auch benötigt. Zum Beispiel in einer Thermotasche. Wichtig: Kühlakkus immer mit einem Tuch umwickeln, damit die Medikamente nicht zu sehr frieren und Schaden nehmen.

1. Insulinpatronen

Insuline sind hitzeempfindliche Eiweiße.

Was passiert bei Hitze: Bei rund 40 Grad Celsius beginnen Eiweiße wie Insulin zu gerinnen. Solche Temperaturen sind an heißen Tagen an manchen Orten schnell erreicht.

Die Folge: Insulin wird unwirksam.

Das bedeutet: Patronen für den Vorrat sollten im Kühlschrank und auch die benutzte Patrone möglichst nicht über 25 Grad Celsius aufbewahrt werden. Daran sollte man denken, wenn man sie in der Hand- oder Jackentasche mitnimmt.

Die Lösung: Unterwegs transportiert man seine Diabetesutensilien am besten in einer speziellen kleinen Kühltasche aus der Apotheke.

2. Wirkstoffpflaster

Der Arzneistoff ist in eine spezielle Trägermasse eingearbeitet, die ihn langsam und konstant über die Haut in den Körper abgibt.

Was passiert bei Hitze: Die Konsistenz der ­Trägermasse verändert sich manchmal.

Die Folge: Eine konstante Wirkstoffabgabe ist nicht mehr sichergestellt.

Das bedeutet: Möglicherweise droht eine Über­dosierung, die bei manchen Arzneistoffen gefährlich sein kann.

Die Lösung: Auf Sonnenbäder auch mit aufgeklebten Wirkstoffpflastern verzichten. Besser an einer von Kleidung bedeckten Hautstelle anbringen.

3. Dosieraerosole

Inhaliersprays gegen Asthma enthalten meist ein Arzneipulver, das bei der Anwendung fein zerstäubt und in einer exakten Dosis in die Atemwege abgegeben wird.

Was passiert bei Hitze: Bei höheren Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit verklumpt das Pulver und verklebt die feinen Düsen. Bleibt das Spray längere Zeit in heißer Umgebung liegen, kann sich auch das Gefäß aufblähen und feine Risse bekommen oder das komplexe Ventil nimmt Schaden.

Die Folge: Bei jeder weiteren Anwendung gelangt nicht mehr ausreichend Wirkstoff in die Atemwege.

Das bedeutet: Im akuten Notfall kann das Medikament nicht mehr wirken.

Die Lösung: Das beschädigte Dosierspray nicht mehr verwenden. Am besten, man lässt sich vom Arzt ein neues Rezept geben!

4. Salben und Cremes

Viele Salben und Cremes bestehen aus zwei Phasen – einer wässrigen und einer öligen, die mithilfe eines Emulgators eine gleichmäßige und cremige Konsistenz ergeben.

Was passiert bei Hitze: Bei höheren Temperaturen kann diese Verbindung aufbrechen. Erstes Anzeichen ist oft, dass beim Öffnen eine dünnflüssige Brühe austritt.

Die Folge: Der Wirkstoff ist nicht mehr gleichmäßig verteilt, die Salbe verliert ihre Wirksamkeit und manchmal auch ihre Hautverträglichkeit.

Das bedeutet: Selbst wenn man die Creme anschließend mit einem Löffel verrührt, mag vielleicht die Konsistenz wieder okay aussehen, die Wirkstoffe lassen sich aber nicht wieder gleichmäßig verteilen.

Die Lösung: Besser nicht mehr benutzen.

5. Zäpfchen

Sie bestehen manchmal aus einer Grundlage, die bei höheren Temperaturen schnell sehr weich oder sogar flüssig werden kann, wie zum Beispiel Kakaobutter.

Was passiert bei Hitze: Das Zäpfchen schmilzt.

Die Folge:  Beim Wiedererhärten kann die Struktur zerstört sein und das Zäpfchen leicht brechen. Zudem ist der Wirkstoff nicht mehr gleichmäßig verteilt.

Das bedeutet: Das Zäpfchen kann bei der Entnahme oder während der Anwendung zerbröseln.

Die Lösung: Viele Hersteller steigen auf stabilere Grundlagen wie Hartfett um. Für den Laien ist das kaum erkennbar. Am besten in der Apotheke nachfragen.

6. Tabletten

Hier ergibt sich ein ganz anderes Problem. Denn: "Normalerweise sind feste Arzneistoffe in Tabletten bis 50 Grad Celsius relativ stabil", sagt der Apotheker. Probleme bereiten aber manche Wirkstoffe, wenn sie zum Beispiel …

… die Wärmeregulation des Körpers beeinflussen:

So führt beispielsweise das Neuroleptikum Clozapin zu einer Störung der Schweiß- und Temperaturregelung. Auch bei anderen Psychopharmaka kann die Schweißproduktion erhöht und damit der Wasser- und Mineralverlust verstärkt sein. Dann ist ausreichender Flüssigkeitsersatz besonders wichtig.

… den Blutdruck senken:

Blutdruckmittel können den ohnehin durch den hitzebedingten Flüssigkeitsverlust niedrigen Blutdruck noch tiefer senken als erwünscht. Die Folge: Schwächegefühl und Schwindel nehmen zu. Bei manchen Patienten kann es sinnvoll sein, während Hitzephasen die Dosis von Blutdrucksenkern zu reduzieren – aber grundsätzlich immer nur nach Rücksprache mit dem Arzt!

… die Haut lichtempfindlich machen:

Bei einigen Arzneien reagiert die Haut besonders empfindlich auf ­Sonneneinstrahlung. Dann kann es schneller zu einem Sonnenbrand oder gar zu Hautkrebs kommen. Am besten in der Apotheke fragen, ob die eigenen Medikamente zu dieser Gruppe gehören.

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