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Zahnwurzelentzündung - kurz erklärt

Meist kommt es aufgrund einer fortschreitenden Karies zu einer bakteriellen Besiedelung des Zahninneren mit dem Zahnmark (der Pulpa, daher die Bezeichnung "Pulpitis"). Seltener finden sich äußere Krafteinwirkungen (Traumata) oder Druckschädigungen als Ursache. Eine Pulpitis führt häufig zu starken, kurz oder länger anhaltenden, teils pochenden Zahnschmerzen. Hören diese plötzlich auf ist, das ein Warnsignal, der Zahn ist "tot". Die Therapie einer fortgeschrittenen Pulpitis besteht in der sogenannten Wurzelbehandlung, das heißt der Entfernung infizierten Gewebes mit Hilfe spezieller Instrumente, der Desinfektion mit antibakterieller Lösungen und dem abschließenden hermetischen Verschluss des Zahninnenraums mit einem speziellen Füllmaterial. Bestehen die Beschwerden weiterhin oder wird die Entzündung chronisch, wird gegebenenfalls ein chirurgischer Eingriff nötig, die Wurzelspitzenresektion.

Definition: Was ist eine Zahnwurzelentzündung?

Die umgangssprachlichen Begriffe "Zahnwurzelentzündung" und "Zahnnervenentzündung" sind Synonyme für die Zahnmarkentzündung, medizinisch "Pulpitis" genannt. Denn es ist das Zahnmark (Pulpa), was bei einer Schädigung durch eine Infektion oder eine Noxe mit einer Entzündung reagiert (siehe Hintergrundinformation: Aufbau des Zahns). Zu einer Entzündung des Zahnmarks, also dem inneren Weichgewebeanteil des Zahns, kommt es meist aufgrund einer sich ausbreitenden Karies. Dadurch gelangen Bakterien bis in den Innenraum des Zahns. Weil sich die Entzündung auch im Bereich der Zahnwurzel abspielt, spricht man von "Wurzelbehandlung", obwohl Krone und Wurzel betroffen sind (zahnärztlich: "endodontische Behandlung" = Behandlung des Zahninneren). Die Zahnwurzel bildet den Bereich unter der Zahnkrone und ist im Knochen verankert. Die Zahnwurzeln verjüngen sich zur Wurzelspitze (Apex) hin. Besteht die Entzündung im Zahn längere Zeit, kann sie zu einer Reaktion im umgebenden Knochen führen.

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Hintergrundinformation - Aufbau des Zahns

Zahnschmerzen können ihre Ursache im oder am Zahn haben. Am häufigsten ist die Entzündung des Zahnmarks (fachmännisch: "Pulpa", umgangssprachlich: "Zahnnerv") der Auslöser. Denn durch die Pulpa ziehen feine Nervenfasern in Richtung Kieferknochen. Werden sie gereizt, leiten sie Schmerzsignale ans Zentralnervensystem weiter.

Der Zahn besteht aus der je nach Zahnart unterschiedlich geformten Krone und einer oder mehreren Wurzeln. Die Zahnkrone ist der sichtbare, mit dem Zahnschmelz (dem härtesten Material im Köper) überzogene Teil des Zahns, darunter schließt sich die im Kiefer steckende Wurzel an. Den Übergang zwischen Krone und Wurzel nennt man Zahnhals. Zähne setzten sich aus unterschiedlichen Schichten zusammen: Außen liegt der Zahnschmelz, darunter das Zahnbein (Dentin), im Inneren das Zahnmark (Pulpa). Es besteht aus Zellschichten, Blutgefäßen, Nervenfasern und Bindegewebe. Dieses Bündel verläuft im Zahninneren durch Wurzelkanäle bis zur Wurzelspitze. Dort treten die Gefäße und Nerven aus in den Kieferknochen.

Ursachen: Wie kommt es zur Zahnwurzelentzündung?

In den meisten Fällen ruft Karies eine Entzündung im Bereich der Zahnwurzel hervor. Werden die Kariesbakterien nicht frühzeitig bekämpft, zerstören sie den Zahn Schicht für Schicht, bis sie im Mark angelangt sind. Durch dieses können die Keime bis zur Wurzelspitze vordringen und sich von dort weiter ausbreiten.

Selten können mechanische Auslöser, zum Beispiel ein Schlag auf den Zahn oder Zähneknirschen, die Entzündung auslösen. Auch eine nicht oder nur unzureichend behandelte Parodontitis kann vom Zahnhalteapparat auf die Zahnwurzel übergreifen und diese entzünden. Zur Erklärung: Der Zahnhalteapparat umgibt den Zahn im Bereich des Zahnfleischs und des Kieferknochens.

Symptome: Wie äußert sich eine Zahnwurzelentzündung?

Ist der sensibelste Teil des Zahns, das Mark, entzündet, ruft dies starke Zahnschmerzen hervor. Der betroffene Zahn reagiert zudem empfindlich auf Druck, Kälte und Hitze. Manchmal pocht er auch regelrecht. Hat sich die Entzündung bereits ausgedehnt, kann sie auf den Kieferknochen und das umliegende Gewebe übergreifen. Es kommt zum Abszess (Eiteransammlung), der sich beispielsweise in Form einer "dicken Backe" äußert, je nachdem, welcher Zahn betroffen ist. Die Ausbreitung der Infektion entlang bestimmter Schichten im Hals- und Kopfbereich stellt eine schwere Komplikation dar und bedarf einer invasiven Behandlung. Anzeichen, dass sich die Infektion ausbreitet sind:

Kieferklemme, Schluckbeschwerden, kloßige Sprache und/oder Schwellungen im Gesichts-/Halsbereich.

Wichtig: Suchen Sie bei heftigen Zahnschmerzen rasch den Zahnarzt auf. Wenn es zu einem Abszess im Kieferbereich kommt, besteht die Gefahr, dass sich die Keime weiter im Körper ausbreiten. Ebenfalls wichtig: Pocht und schmerzt ein Zahn erst heftig, dann aber plötzlich nicht mehr, muss dies kein gutes Zeichen sein. Es kann passieren, dass das Zahnmark in Folge der Entzündung abstirbt – und der Zahn "tot" ist.

Diagnose: Wie wird eine Zahnwurzelentzündung festgestellt?

Zunächst erfolgt neben der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) die zahnärztliche Untersuchung des Gebisses und des schmerzenden Zahns. Da sich eine Pulpitis nur indirekt erkennen lässt, sind die Art, die Dauer, die Intensität und der Auslöser der Beschwerden wichtige Kriterien. So gibt ein Kältetest oder ein elektrischer Reiz Hinweise darauf, ob die Pulpa noch reaktionsfähig oder bereits abgestorben ist. Ein Röntgenbild kann zeigen, ob eine Ursache erkennbar ist (Karies unter Füllungen oder Kronen) oder ob die Entzündung bereits auf den Knochen übergegriffen hat. Des weiteren kann eine elektrometrische Längenbestimmung der Wurzelkanäle erfolgen. Hierbei wird mithilfe von elektrischen Widerstandsmessungen die exakte Länge der Wurzel bestimmt.

Therapie: Wie wird eine Zahnwurzelentzündung behandelt?

Zahnwurzelbehandlung: Eine Pulpitis kann durch Beseitigung der Ursache (beispielsweise Kariesbeseitigung und Füllung) wieder abklingen – sie ist dann "reversibel". Nehmen die Bakterien überhand oder ist die Blutversorgung der Pulpa nicht mehr gegeben (zum Beispiel durch eine Trauma) wird die Pulpitis "irreversibel". Dann ist eine Wurzelbehandlung erforderlich, genauer gesagt, eine Wurzelkanalbehandlung. Dazu muss der Zahnarzt / die Zahnärztin zuerst den Zahn aufbohren (Fachbegriff: trepanieren) und anschließend das entzündete oder bereits zerfallene Gewebe entfernen. Darin finden sich neben Bakterien unter Umständen auch Viren, Pilze und sogar Einzeller. Mit speziellen Instrumenten (manuell oder maschinell) erfolgt dann eine Reinigung der betroffenen Wurzelkanäle. Die Längenbestimmung der Wurzelkanäle kann dabei elektrometrisch erfolgen. Hierbei wird mittels elektrischer Widerstandsmessungen die exakte Länge der Wurzel bestimmt.

Besonders wichtig ist die Spülung der Kanäle mit verschiedenen desinfizierenden Lösungen, um die Wurzelkanäle möglichst keimfrei zu machen. Dabei kann zusätzlich Ultraschall oder Laser-Licht zur Erhöhung der Reinigungs- und Desinfektionswirkung eingesetzt werden. Die gereinigten Wurzelkanäle werden abschließend mit einer speziellen Masse – einer Wurzelfüllpaste – abgedichtet.

Bei einer bakteriellen Infektion erfolgt oftmals nach der Aufbereitung und Desinfektion eine vorübergehende Einlage von entzündungshemmenden und desinfizierenden Mitteln - unter Umständen auch mehrfach. Ziel ist es, die Keimzahl so weit wie möglich zu reduzieren und Beschwerdefreiheit zu erreichen, um dann eine Abdichtung zu schaffen, die keinen Raum für eine erneute bakterielle Besiedelung bietet. Nach erfolgter Wurzelfüllung wird ein Röntgenkontrollbild angefertigt, um die komplette Füllung oder eine Überfüllung zu überprüfen. Zu diesem Zweck ist das Wurzelfüllmaterial mit einem im Röntgenbild sichtbaren Stoff versetzt. Danach wird der Defekt zunächst provisorisch gefüllt. Bereitet der Zahn keine Beschwerden mehr, kann er endgültig versorgt werden – mit einer Füllung oder häufig auch mit einer künstlichen Krone. Bei einigen Patienten verlaufen die Wurzelkanäle gebogen oder sind stark verzweigt – das erschwert das Säubern. Deshalb klingt die Entzündung manchmal nicht ab oder dauert im Bereich der Wurzelspitze an. Hier kann die Überweisung zu einem Spezialisten sinnvoll sein.

Wurzelspitzenresektion: Bei andauernden Beschwerden oder weiter bestehender chronischer Entzündung wird unter Umständen eine sogenannte Wurzelspitzenresektion nötig. Hierbei handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem ein Stück der Wurzelspitze und gegebenenfalls entzündetes Gewebe oder eine Zyste im Knochen entfernt wird. Dabei werden zugleich gegebenenfalls unerreichte Teile der Wurzelkanäle von der Wurzelspitze aus ("retrograd") abgedichtet. Dies ist die letzte Möglichkeit, um einen erkrankten Zahn zu erhalten. Ist die Methode nicht erfolgreich, muss der Zahn entfernt werden.

Hinweis: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Wurzelbehandlung nur unter bestimmten Voraussetzungen. Lassen Sie sich deshalb vor der Behandlung beraten, ob und gegebenenfalls welche Kosten auf Sie zukommen.

Unser Experte: Dr. Joachim Hüttmann, Zahnarzt

Unser Experte: Dr. Joachim Hüttmann, Zahnarzt

Unser beratender Experte:

Dr. Joachim Hüttmann arbeitet seit 1986 als Zahnarzt in eigener Praxis in Bad Segeberg. Nach einer Zahntechnikerlehre und dem Studium der Zahnmedizin promovierte er in dem Thema Parodontologie.

Quellen:

  • Zahnärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung, Wurzelspitzenresektion. Online: https://www.zahnmedizinische-patienteninformationen.de/documents/10157/1129556/268572_1567523_Wurzelspitzenresektion.pdf/ (abgerufen am 25. November 2019)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung, Wann ist eine Zahnwurzelbehandlung notwendig?. Online: https://www.kzbv.de/wann-ist-eine-wurzelbehandlung-erforderlich.85.de.html (abgerufen am 25. November 2019)
  • Deutsche Zahnarztauskunft, Wurzelbehandlung. Online: http://www.deutsche-zahnarztauskunft.de/?id=758872 (abgerufen am 25. November 2019)
  • Deutsche Zahnarzauskunft, Wurzelspitzenresektion. Online: http://www.deutsche-zahnarztauskunft.de/?id=758870 (abgerufen am 25. November 2019)

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.