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Viele zahnärztliche Praxen bieten ihren Patientinnen und Patienten regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung – abgekürzt PZR – an. Sie umfasst eine Reihe verschiedener Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem die Reinigung der Zähne und Zwischenräume per Ultraschall oder Pulver- Wasser-Gemisch sowie das Polieren und Fluoridieren.

Das spricht eher für die PZR

„Diese Maßnahmen bewirken, dass Bakterien deutlich reduziert werden und sich schwerer ansiedeln können“, erklärt Dr. Romy Ermler, Zahnärztin und Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer. Für sie ist die PZR deshalb wichtig, um Zahnproblemen vorzubeugen – als Ergänzung zur täglichen Mundhygiene. Hartnäckiger Zahnbelag zum Beispiel lässt sich laut Ermler nur durch eine PZR entfernen. Geschieht das nicht, könnten sich Erreger vermehren und so die Entstehung von Karies oder Parodontitis begünstigen.

PZR für Diabetiker

Wie Ermler betont auch Sylvia Gabel, Referatsleiterin des Verbands medizinischer Fachberufe, den präventiven Nutzen der PZR. „Durch eine professionelle Zahnreinigung können kleine Schäden frühzeitig erkannt und behandelt werden.“ Besonders Diabetikerinnen und Diabetiker mit nicht gut eingestelltem Blutzucker sowie ältere Patientinnen und Patienten mit Kronen, Brücken und Teilprothesen sollten regelmäßig eine PZR durchführen lassen.

PZR gegen Verfärbungen der Zähne

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) empfiehlt eine professionelle Zahnreinigung alle sechs Monate. Diese könne auch einen kosmetischen Effekt haben, erklärt Kai Fortelka, Pressesprecher der KZBV. „Bei der Behandlung verschwinden Verfärbungen durch Tee, Kaffee oder Nikotin.“ Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) bestätigt zudem die „weitestgehend“ anerkannte Wirksamkeit der PZR im Zuge einer Parodontitis-Behandlung.

Das spricht eher gegen die PZR

Zahngesunde Patientinnen und Patienten sollten bedenken, dass es bisher an Studien mangelt, die den Erfolg der professionellen Zahnreinigung nach den wissenschaftlich höchsten Standards belegen. Markus Hüttmann von der UPD erklärt: „Durchgeführte Studien haben nur wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer oder sind nicht vergleichbar, da zum Beispiel unterschiedliche Verfahren als professionelle Zahnreinigung angewendet wurden.“

Nutzen für zahngesunde Menschen unklar

Auch wissenschaftlich basierte Empfehlungen oder Leitlinien dazu, wann, wie oft und mit welchen Maßnahmen eine PZR durchgeführt werden soll, gibt es laut Hüttmann bisher nicht. „Unklar“ lautet demnach auch die Bewertung der PZR für zahngesunde Menschen durch den IGeL-Monitor, der die professionelle Zahnreinigung im Auftrag des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen bewertete. IGeL sind Individuelle Gesundheitsleistungen, die die Kassen nicht bezahlen müssen.

Laut Verbraucherzentrale kostet die etwa einstündige Behandlung rund 80 bis 120 Euro. Manche Krankenkassen bezuschussen eine professionelle Zahnreinigung. Fragen Sie vorab bei Ihrer Versicherung nach.

PZR nicht bei Kindern und Jugendlichen

Die UPD gibt außerdem zu bedenken: Wenn zahnärtzliche Fachgesellschaften die PZR empfehlen, können dahinter auch wirtschaftliche Interessen stecken. Die wichtigste Maßnahme für gesunde Zähne bleibe, so Hüttmann, das tägliche und richtige Zähneputzen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen zudem zweimal pro Jahr zahnärztliche Kontrolluntersuchungen. Zahnstein zum Beispiel kann die Zahnärztin oder der Zahnarzt einmal im Jahr auf Kassenkosten entfernen.

Bei bestimmten Personengruppen ist eine professionelle Zahnreinigung grundsätzlich nicht oder nur eingeschränkt empfehlenswert. Dazu gehören laut Dr. Romy Ermler zum Beispiel Kinder und Jugendliche. Denn bei ihnen sind Zähne und Zahnschmelz noch nicht vollständig ausgebildet.

Generell gilt laut Ermler: „Teilen Sie Vorerkrankungen unbedingt Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt mit.“ Sollten diese eine PZR erschweren, sei die ­Behandlung unter Umständen dennoch nach einer medikamentösen Begleittherapie möglich.

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