Krankhafte Wadenkrämpfe: Behandlung der Grunderkrankung

Nur selten sind Wadenkrämpfe Anzeichen für eine Erkrankung wie eine Stoffwechsel- oder Nervenstörung. Sie treten dann meist gehäuft auf, halten länger an und sind besonders schmerzhaft. Zudem fallen oft noch andere Symptome auf, wie Schmerzen in einem Bein oder beiden Beinen, Kribbeln und Taubheitsgefühle oder ein Schwächegefühl in den Muskeln, möglicherweise auch in anderen Körperbereichen.

Heftige, wiederkehrende Wadenkrämpfe muss immer der Arzt abklären. Erster Ansprechpartner wird der Hausarzt sein, der seinen Patienten je nach Verdacht an einen Internisten, einen Spezialisten für hormonelle Störungen (Endokrinologen), einen Facharzt für Nervenerkrankungen (Neurologen) oder einen Orthopäden überweist.

Mit der Behandlung der ursächlichen Erkrankung bessern sich in der Regel auch die Krämpfe. Physiotherapie (Krankengymnastik) mit den passenden Schwerpunkten, vor allem Dehnübungen, begleiten häufig die Therapie. Dehnübungen helfen zudem bei akuten Wadenkrämpfen (siehe auch Tipps unten).

Physiotherapie

Wie Physiotherapie wirkt

Schmerzen lindern, Mobilität erhalten. Dabei hilft die Physiotherapie (früher: Krankengymnastik), wenn Patienten gut mitarbeiten – und das Gesundheitssystem es zulässt

Einige Muskel- beziehungsweise Muskel-Nerven-Erkrankungen wie die amyotrophe Lateralsklerose können die Fachärzte meist nur symptomatisch behandeln, das heißt mit Maßnahmen und Medikamenten, die die Beschwerden mildern und den Krankheitsverlauf hinauszögern.

Wadenkrämpfe: Behandlung mit Medikamenten

Magnesium

Bei nachgewiesenem Magnesiummangel (siehe Kapitel "Ursachen: Gestörter Elektrolythaushalt") wird der Arzt eine passende Therapie mit Magnesium und gegebenenfalls weiteren Mineralstoff- und Vitaminpräparaten verordnen. Die Ärzte setzen Magnesium auch häufiger bei idiopathischen Wadenkrämpfen ohne eindeutige Ursache ein. Magnesiumpräparate können zudem Ungleichgewichte ausgleichen, die mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes zusammenhängen. Sie werden darüber hinaus oft in der Schwangerschaft (mehr dazu auf unserem Partnerportal https://www.baby-und-familie.de: Schwangerschaft) angewandt und können älteren Menschen, die verstärkt mit Wadenkrämpfen zu tun haben, Erleichterung bringen.

! Sie sollten Magnesiumpräparate aber immer nur in Absprache mit dem Arzt einnehmen, um Wechselwirkungen und ungünstige Effekte auf andere, gleichzeitig bestehende Krankheiten zu vermeiden.  

Chininsulfat

Der Einsatz dieses Wirkstoffes bei wiederholten heftigen nächtlichen Wadenkrämpfen kann unter bestimmten Voraussetzungen zeitlich begrenzt infrage kommen. Dies sollten Sie aber grundsätzlich mit Ihrem Arzt besprechen. Auch in der Apotheke können Sie sich dazu weiter beraten lassen.

Nach Ansicht auch deutscher Experten sollte Chininsulfat wegen vereinzelt schwere Nebenwirkungen nur in besonderen Fällen und nur unter strenger ärztlicher Kontrolle zum Einsatz kommen.

Die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Schwangerschaft sind nicht mit einer Chininbehandlung vereinbar. Auch müssen vor einer Therapie mit Chininsulfat mögliche Grunderkrankungen, die gesondert behandelt werden können, vom Arzt ausgeschlossen und alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft worden sein, unter anderem eine Physiotherapie mit Dehnungsübungen.

Vielen Betroffenen, die unter nicht krankhaften Wadenkrämpfen leiden, hilft es in der Tat meist schon, wenn sie ihre Muskeln regelmäßig dehnen, sich ausreichend körperlich bewegen und sich ausgewogen ernähren (zu magnesiumreichen Nahrungsmitteln siehe Tipps unten).

Dehnungsübungen während eines akuten Krampfes und zur Vorbeugung sind die Grundlage der Therapie.

Was gegen Wadenkrämpfe bei sportlichen Aktivitäten hilft

Vorbeugen

Wer viel Sport treibt und dabei immer wieder einmal von Wadenkrämpfen gebremst wird, der sollte sein Trainingsverhalten unter die Lupe nehmen. Einen Gang runterschalten, Pausen einlegen, die Trainingsintensität nur langsam steigern, Ausgleichsübungen einbauen, die Waden gezielt dehnen – all das kann sinnvoll sein.

Vorsicht auch vor Temperaturreizen, wenn Sie etwa in kaltem Wasser schwimmen. Wadenkrämpfe können Sie dann in gefährliche Situationen bringen. Kühlen Sie Ihren Körper vorher sanft ab, zum Beispiel mit einer Dusche oder im seichten Wasser.

Bereiten Sie sich mit Gymnastik und Stretching auf einen Ausdauersport wie Schwimmen oder Joggen vor.

Beobachten Sie auch, ob Sie viel schwitzen, und kontrollieren Sie Ihre Trinkgewohnheiten. Die Flüssigkeit und damit die Mineralstoffe, die Sie während Ihrer sportlichen Aktivitäten verlieren, gilt es auszugleichen.

Trinken Sie mindestens einen Liter pro Sportstunde, einen Teil davon schon vor dem Training. Dann während Ihrer Aktivität in regelmäßigen Abständen etwa alle 15 bis 20 Minuten einen Achtel- bis einen Viertelliter. Und danach natürlich. Wenn es heiß ist, entsprechend mehr.

Am besten eignen sich stilles, natriumreiches Mineralwasser oder Saftschorlen mit etwa einem Drittel Saftanteil. Nicht ideal sind Getränke, die viel Zucker und Kohlensäure enthalten.

Mehr Tipps, wie Sie sich als Sportler richtig ernähren, sodass Ihre Muskeln gut versorgt sind, finden Sie im Artikel "Die ideale Ernährung für Freizeitsportler". Hilfreiche Trainingsanleitungen gibt es in unserer Rubrik "Sport":

Gemeinsam laufen

Sport: Gesund und fit in jedem Alter

Sport und Bewegung wirken sich positiv auf Körper und Psyche aus. Regelmäßiges Training ist also wichtig – wie oft und wie intensiv, hängt unter anderem von Alter und Vorerkrankungen ab

! Achtung: Wer Herzprobleme oder ein Nierenleiden hat, sollte mit seinem Arzt besprechen, wie viel er trinken darf und soll.

Wichtig für Sport(wieder)einsteiger

Wenn Sie über 35 Jahre alt sind und  länger nicht mehr sportlich aktiv waren oder wenn Sie Probleme mit dem  Herzen und den Gelenken haben, lassen Sie sich zuerst von Ihrem Arzt   untersuchen. Er muss gesundheitliche Risiken ausschließen. Besprechen   Sie mit ihm, welche Sportart für Sie geeignet ist.

Dehnen 1: In Schrittstellung die krampfende Wade nach hinten durchstrecken, Ferse auf den Boden drücken, das vordere Bein leicht anbeugen. Mit den Armen an einer Wand abstützen

Dehnen 1: In Schrittstellung die krampfende Wade nach hinten durchstrecken, Ferse auf den Boden drücken, das vordere Bein leicht anbeugen. Mit den Armen an einer Wand abstützen

Wenn ein  Krampf beim Sport auftritt

  • Bleiben Sie stehen und dehnen Sie den  Unterschenkel (siehe nebenstehende Übungen im Bild). Massieren Sie die  Wade leicht, lockern Sie den Fuß.
  • Überprüfen Sie, ob Ihr Sportschuh gut  sitzt, ob Sie Ihre Sportkleidung einengt.
  • Gehen Sie einige Schritte,  trinken Sie etwas und legen Sie eine Trainingspause ein.
  • Wenn es zu kühl  ist, ziehen Sie sich Strümpfe oder wärmende Hosen an.

Nächtliche Wadenkrämpfe mildern

Vorbeugen

Dehnen 2: Die Zehen in Richtung Knie ziehen, die Ferse nach vorne schieben

Dehnen 2: Die Zehen in Richtung Knie ziehen, die Ferse nach vorne schieben

Gehen Sie am  Abend noch eine Runde spazieren und trinken Sie  ausreichend (eineinhalb bis zwei Liter sollte ein  gesunder Mensch  täglich aufnehmen). Regelmäßige Gymnastik, Stretching  und Ausdauersport wie Walking, Radfahren und Schwimmen halten allgemein  Ihre Muskeln fit und beugen Krämpfen vor.

Spezielle Tipps:

  • Dehnen Sie Ihre Muskeln mit einfachen Dehnübungen vor dem Zubettgehen (siehe  Bilder im Text und das Video "Stretching").
  • Wenn Sie mit unten am Fußende eingeschlagenen Decken schlafen,  lockern Sie diese, damit die Füße Bewegungsfreiheit haben. Vermeiden Sie  schwere Decken, die nachts auf Ihren Füßen lasten und sie einengen.
  • Eventuell lohnt sich ein Versuch mit einem Kissen unter den Knien: Durch die leichte Beugestellung entspannen sich die Beinmuskeln 
  • Ein warmes Bad oder eine warme Dusche für Füße und Waden entspannen.
Dehnen im Bett: Mit durchgestrecktem oder leicht angewinkeltem Bein

Dehnen im Bett: Mit durchgestrecktem oder leicht angewinkeltem Bein

Wenn ein Krampf im Bett auftritt

Ziehen Sie im  Liegen die Fußspitze nach oben in Richtung Knie, treten Sie mit der Ferse weg vom  Körper (siehe Bilder). Vielen hilft es, die Wade dabei  noch sanft zu massieren. Andere müssen aufstehen und einige Schritte  gehen, damit der Krampf sich legt.

Oft tut dann Wärme gut, etwa  eine kurze warme Fuß- und Wadendusche. Manchen von Krämpfen Geplagten helfen dagegen eher kalte  Auflagen auf den harten Muskeln.

Gute Tipps gegen Wadenkrämpfe allgemein

  • Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Gezielte Dehnübungen, mehrmals in der  Woche durchgeführt, halten die Muskeln fit und beugen Verkürzungen vor.
  • Wenn Sie längere Zeit körperlich nicht aktiv waren, beginnen Sie  langsam, Ihre Muskelkraft wieder aufzubauen. Lassen Sie sich von Ihrem  Arzt und in Gesundheits- und Sportzentren beraten. Vielen Menschen in  der zweiten Lebenshälfte hilft Krafttraining, die Muskeln bis ins hohe Alter aktiv zu halten.
  • Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt. Vor allem im Sommer  ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.  Reich an Magnesium sind Obst, grünes Gemüse, Hülsenfrüchte und  Vollkornprodukte, zum Beispiel: Bananen (sie enthalten zudem viel Kalium und B-Vitamine), Haferflocken, Vollkornbrot, Spinat, Erbsen, Sojabohnen, Sesamsamen, Nüsse wie Cashew-Nüsse, Sonnenblumenkerne.
  • Und: Sparen Sie beim Verzehr von Salz: Zu viel davon kann ein  Absinken des Kaliumspiegels begünstigen und so Wadenkrämpfen  Vorschub leisten. Fertignahrungsmittel – Wurstwaren und Pizza sind nur zwei Beispiele – enthalten oft relativ viel Salz. Frische, selbst zubereitete Kost sollte die erste Wahl sein. Aber auch hier gilt natürlich: Vorsicht beim Würzen mit Speisesalz.

Obst

Vitaminlexikon

Was sind überhaupt Vitamine, welche gibt es und in welchen Lebensmitteln kommen sie vor? Wie hoch ist der Tagesbedarf und wie äußert sich ein Vitaminmangel? Unser Lexikon informiert Sie