Skidaumen (Seitenbandriss des Daumens)
Was ist ein Skidaumen und wodurch entsteht er?
Ein Skidaumen entsteht häufig bei einem Sportunfall – wenn der Daumen "nach außen" hin stark überdehnt, also übermäßig von der Hand abgespreizt wird. Dabei reißt das innere (ulnare) Seitenband des Daumens. Dieses Band stabilisiert das Daumen-Grundgelenk auf der "Innenseite" des Daumens, also der Seite, die dem Zeigefinger benachbart ist. Nach dem Namen des verletzten Bandes heißt der Skidaumen medizinisch "Ruptur (also Riss) des ulnaren Kollateralbandes".
Skifahrer trifft es besonders leicht: Wenn sie stürzen, verfangen sie sich mit ihrer Hand oft ungünstig in der Schlaufe ihres Skistocks. Aber zum Skidaumen – der Seitenbandruptur des Daumen – kommt es nicht nur beim Skifahren. Unfälle bei anderen Sportarten, bei denen die Finger einer besonderen Belastung ausgesetzt sind, können einen Skidaumen verursachen. Dazu gehören zum Beispiel Ballsportarten, Geräteturnen, Bodengymnastik oder Kampfsportarten. Auch Unfälle im Alltag können die Ursache sein.

Hier befindet sich das Daumen-Grundgelenk sowie das Daumen-Sattelgelenk. Für die Vergrößerung auf die Lupe oben links klicken
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Ursache: Das passiert bei einem Skidaumen
Bei einem Skidaumen liegt ein Bänderriss (Ruptur) des inneren Seitenbandes vor, welches das Daumen-Grundgelenk (siehe Hintergrundinformation) führt. Ursache dafür ist eine starke Überdehnung des Seitenbandes nach außen, indem der Daumen beispielsweise durch einen Sturz oder direkten Ballkontakt zu stark nach außen abgespreizt wird. In Folge dieser direkten Gewalteinwirkung wird das Band deutlich überbelastet und es kann teilweise oder vollständig reißen.
Symptome: Welche Beschwerden bereitet ein Skidaumen?
Ein Skidaumen ist das Ergebnis eines Risses im inneren Seitenband des Daumen-Grundgelenks. Der eigentliche Bänderriss ist unter Umständen als ein Knacklaut zu hören. Folgende Symptome können außerdem auftreten:
- Schwellung, Bluterguss: Im Bereich der Verletzung, also im Daumengrundgelenk, schwillt das Gewebe an und es können Blutergüsse (Hämatome) entstehen.
- Schmerzen: Meist treten unmittelbar nach dem An- oder Abreißen des Seitenbands Schmerzen im Daumengrundgelenk auf. Sie verstärken sich bei Druck auf die entsprechende Stelle, bei Belastung und Bewegung des Fingers.
- Kraftverlust, Instabilität: Ist das Seitenband angerissen oder vollständig durchtrennt, wird das Daumengrundgelenk nicht mehr richtig geführt – der Daumen knickt bei Belastungen oder Gegendruck seitlich weg. Infolgedessen sind bestimmte Bewegungen bei einem Skidaumen nur noch eingeschränkt möglich, etwa kraftvolles Greifen oder Drücken.
- Abnorme Beweglichkeit: Ein vollständig abgerissenes Seitenband ist daran erkennbar, dass sich der Daumen seitlich "aufklappen" lässt.
Diagnose: Wie wird ein Skidaumen festgestellt?
- Anamnese und klinische Untersuchung
Erster Ansprechpartner ist oft der Hausarzt. Er überweist bei Bedarf zum Facharzt, meist einem Orthopäden, Chirurgen oder gleich zum Handchirurgen.
Der Arzt erkundigt sich zunächst nach den Beschwerden und dem Unfallhergang. Sie geben erste Hinweise auf einen Skidaumen. Es folgt eine klinische Untersuchung des Daumens. Hierbei können zum Beispiel Schwellungen, Blutergüsse oder Bewegungsschmerzen auffallen. Der Arzt prüft die Beweglichkeit des Daumen-Grundgelenks mithilfe verschiedener Übungen, die eine Instabilität des Daumen-Grundgelenks anzeigen. Hierzu bewegt der Arzt den betroffenen Daumen in mehrere Richtungen. Treten dabei Bewegungsschmerzen oder Druckschmerzen auf und lässt sich der Daumen auffällig weit seitlich abknicken, handelt es sich bei der Verletzung höchstwahrscheinlich um einen Skidaumen. Je nachdem, wie stark der Arzt den Daumen des Patienten abwinkeln kann, liegt entweder ein Bänderanriss oder ein vollständiger Bänderabriss vor. Die Untersuchung erfolgt sehr vorsichtig, um ein angerissenes Band nicht weiter zu schädigen.
- Röntgenuntersuchung
Da ein Skidaumen auch mit knöchernen Ausrissen einhergehen kann, ist es wichtig, den Befund mit einer Röntgen-Aufnahme abzusichern. Auf der Röntgenaufnahme kann der Arzt erkennen, ob begleitend ein Knochenbruch vorliegt. Das Ergebnis der Röntgen-Untersuchung hat maßgeblich Einfluss darauf, welche Methoden für die anschließende Therapie des Skidaumens infrage kommen.
Therapie: Wie wird ein Skidaumen behandelt?
Beim Verdacht auf einen Skidaumen sollte zügig ein Arzt aufgesucht werden. Bis dahin gelten die üblichen Regeln der Ersten Hilfe: Die verletzte Hand hoch lagern und ruhig halten, die Stelle kühlen – zum Beispiel mit Kühlkompressen aus der Apotheke. Eis und Kühlkompressen nicht direkt auf die Haut legen, sonst drohen Erfrierungen!
Steht die Diagnose Skidaumen fest, richtet sich die Therapie nach den Befunden. Bei der Behandlung unterscheidet der Arzt zwischen konservativer (also ohne Operation) oder operativer Versorgung.
- konservative Versorgung
Eine konservative Therapie kommt bei einer Überdehnung des Seitenbandes oder einem Teilriss des Bandes infrage.
Damit der Bänderanriss oder Bänderabriss wieder vollständig verheilen kann, muss das Daumen-Grundgelenk ruhiggestellt werden. Dazu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, beispielsweise eine Daumenschiene (Orthese) oder feste Tape-Verbände. Unterstützend kann eine Lymphdrainage erfolgen. Sie soll den Bluterguss und die Schwellungen im Gewebe rings um den Bänderriss lindern.
Nach etwa vier bis sechs Wochen kann der Betroffene dazu übergehen, den Daumen unter Anleitung eines Physiotherapeuten wieder langsam zu bewegen. Mit dieser Bewegungstherapie erhält der Daumen wieder seine ursprüngliche Stabilität und Beweglichkeit.
- operative Versorgung
Eine Aufklappbarkeit des Gelenkes über 20 Grad sowie vollständige Bänderrisse mit zusätzlichen knöchernen Ausrissen und / oder Brüchen müssen üblicherweise operiert werden. Ziel ist es, die Struktur des Seitenbands wiederherzustellen, um den Daumen langfristig zu stabilisieren.
Während der Operation vernäht der Chirurg die verbleibenden Bandstümpfe miteinander oder rekonstruiert das Band mithilfe eines Sehnenstücks. Wenn zusätzlich knöcherne Strukturen verletzt sind, werden diese durch Drähte oder Schrauben fixiert.
Nach der OP des Skidaumens wird das Daumen-Grundgelenk ebenfalls für mehrere Wochen ruhiggestellt, bevor mit einer Bewegungstherapie (Physiotherapie) begonnen wird.
Vorbeugung: Kann man einem Skidaumen vorbeugen?
Einem Skidaumen lässt sich nur bedingt vorbeugen. Bei Sportarten, die ein erhöhtes Risiko für Fingerverletzungen bergen, ist ein Tape-Verband um das Daumen-Grundgelenk eine sinnvolle Maßnahme, um Überdehnungen des inneren Seitenbands abzumildern. Auch gibt es Skistöcke mit einer Sicherheitsauslösung, wodurch das Hängenbleiben in der Schlaufe bei einem Sturz vermieden wird. Hierdurch kann das Verletzungsrisiko reduziert werden.
Prognose: Wie sind die Heilungschancen?
Bei früher Therapie und regelmäßiger Nachsorge sind die Heilungsaussichten bei einem Skidaumen sehr günstig. Wird die Verletzung jedoch nicht richtig behandelt, können Komplikationen und Spätfolgen auftreten. Manchmal entwickelt sich dann eine Fehlstellung des Daumen-Grundgelenks oder der Daumen bleibt dauerhaft instabil. Auch eine Arthrose (Gelenkverschleiß) im Grundgelenk kann auftreten. Daher ist die richtige Versorgung des Skidaumens besonders wichtig.

Dr. Michael Ruggaber
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Unser beratender Experte:
Dr. Michael Ruggaber ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie. Er ist Leiter dieser Bereiche am Campus Bodensee - Friedrichshafen und Tettnang.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.