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Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, Hautkrebs – um diese Krankheiten rechtzeitig zu entdecken oder ihnen zuvor zu kommen, können gesetzlich Versicherte ab einem gewissen Alter Früherkennungs- beziehungsweise Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse. Grundsätzlich kommt diese Möglichkeit gut an. Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes im Oktober 2022. 94 Prozent der etwa 1.500 Befragten gaben an, sie fänden Untersuchungen zum Zweck der Krebsfrüherkennung sinnvoll.

Dennoch mussten so manche Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen in den Jahren 2020 und 2021 teils starke Rückgänge bei den Teilnehmern verzeichnen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Warum gab es weniger Früherkennungsuntersuchungen?

Die Pandemie und die damit verbunden Scheu vor scheinbar unnötigen Arztbesuchen könnte ein Grund für die an vielen Stellen gesunkenen Zahlen in der Früherkennung sein. Prof. Thomas Seufferlein, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), geht aber auch davon aus, dass das Thema Krebsvorsorge für viele generell „unangenehm und schambehaftet“ sei.

Im Rahmen der eingangs erwähnten Forsa-Befragung aus dem Oktober 2022 gab die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, das Ausmachen von Terminen zur Gesundheitsvorsorge zumindest ab und zu aufzuschieben. Ein Viertel der Befragten gab an, wegen anderer Aufgaben keine Zeit und Energie für die Krebsfrüherkennung zu haben. 19 Prozent hatten schon einmal eine Untersuchung zur Früherkennung über den empfohlenen Kontrolltermin hinausgezögert, obwohl rückblickend genug Zeit gewesen wäre.

DKG-Präsident Seufferlein rät davon ab, das Thema Krebsvorsorge vor sich her zu schieben: „Entdecken wir Tumoren bereits in einem frühen Stadium, sind die Heilungschancen für viele Krebsarten besser“. Bei einigen Tumorerkrankungen, etwa bei Darmkrebs, kann man durch die Vorsorge Krebs verhindern, bevor er entsteht. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, rät daher dazu, die in der Pandemie versäumten Untersuchungen nachzuholen.

Sollte ich zur Früherkennungsuntersuchung?

Wann man zur Früherkennung beziehungsweise Vorsorge sollte, richtet sich nach dem Alter und dem Geschlecht. Aber auch andere Faktoren wie erbliche Veranlagungen spielen eine Rolle.

Eine gute Orientierung, ob Sie zur Früherkennung sollten und was die Kasse in Ihrem Fall übernimmt, bekommen Sie mit unserem Rechner:

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Wo ist der Unterschied zwischen Früherkennung und Vorsorge?

Meistens spricht man von Krebsvorsorge. Doch das ist nicht immer ganz korrekt. Vorsorge bedeutet, dass man mit der Untersuchung tatsächlich vorsorgen, also der Enstehung von Krebs entgegenwirken kann. Das ist zum Beispiel bei Darmkrebs möglich. Bei einer Koloskopie im Rahmen der Darmkrebsvorsorge werden bereits Vorstufen von Krebs entdeckt und das entsprechende Gewebe dann üblicherweise entfernt.

Früherkennungsuntersuchungen können das Auftreten von Krebs nicht unbedingt beeinflussen. Durch die Untersuchung soll er aber möglichst zeitig erkannt werden, bevor es zu körperlichen Anzeichen kommt. Früherkennungsuntersuchungen können die Chancen auf Heilung erhöhen, weil hier – wie der Name schon sagt – der Krebs noch in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden kann. Früherkennugsuntersuchungen sind etwa bei Prostata- oder Brustkrebs möglich.

Wie haben sich die Früherkennungszahlen entwickelt?

Besonders stark sanken die Zahlen in der Hautkrebs-Früherkennung. Sie waren 2021 im Vergleich zu 2019 – vor der Pandemie – um knapp zwölf Prozent zurückgegangen. Das geht aus den AOK-Daten von Oktober 2022 hervor. Im ersten Quartal 2022, das durch die Omikron-Welle geprägt war, war der Einbruch mit fast 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 sogar noch größer.

Die Zahl der Früherkennungsuntersuchungen für Gebärmutterhalskrebs lag im vergangenen Jahr 7,4 Prozent unter der Zahl von 2019. Auch hier verschlechterte sich das Früherkennungsverhalten nochmal zum ersten Quartal dieses Jahres. Zu diesem Zeitpunkt gab es knapp zwölf Prozent weniger Untersuchungen als 2019.

Weniger starke Rückgänge gab es bei Früherkennungsuntersuchungen auf Prostatakrebs sowie bei den Mammographie-Screenings auf Brustkrebs. Bei Letzteren hatte man zwar zu Beginn der Pandemie einen starken Einbruch feststellen müssen, doch die Zahl der Screening-Besuche hat sich mittlerweile wieder normalisiert.

Ein Anstieg der Inanspruchnahmen war bei Darmspiegelungen (Koloskopien) zur Darmkrebsfrüherkennung zu erkennen. Im Jahr 2021 gab es knapp fünf Prozent mehr als 2019. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es sogar gut 17 Prozent mehr als 2019. Die AOK führt das unter anderem auf die Tatsache zurück, dass Anspruchsberechtigte explizit zu dieser Untersuchung eingeladen werden. Gleichzeitig verringerte sich zuletzt allerdings die Zahl diagnostischer Darmspiegelungen stark.

Rückläufige Krebs-Behandlungen

Auch die Zahlen der Krebs-Behandlungen waren zuletzt rückläufig. Insgesamt wurden 2021 knapp 1,44 Millionen Menschen wegen einer Krebs-Diagnose stationär versorgt. Damit sank die Zahl der stationären Krebsbehandlungen im zweiten Corona-Jahr „auf einen neuen Tiefstand der vergangenen 20 Jahre“, wie das Statistische Bundesamt am Anfang Februar anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar 2023 berichtete.