Knochenkrebs (Osteosarkom)
Was ist ein Osteosarkom?
Osteosarkome sind eine seltene Form von Knochenkrebs, sie sind jedoch die häufigsten bösartigen Knochentumoren im Kindes- und Jugendalter. Sie gehören zu den primären Knochentumoren, da sie sich direkt aus im Knochen vorkommenden Zellen entwickeln. Die Tumorzellen bilden im Gegensatz zu gesunden Knochenzellen unreife Knochengrundsubstanz ohne Kalkeinlagerung, so genanntes Osteoid.
Ein Osteosarkom kann zwar prinzipiell an jedem Knochen auftreten, am häufigsten betroffen sind jedoch die gelenknahen Abschnitte der langen Röhrenknochen. Zum Beispiel die Oberschenkel-Knochen oberhalb des Kniegelenks. Etwas seltener entwickeln sich Osteosarkome im Bereich von Schienbein- und Oberarm-Knochen. Der Tumor kann nur den Knochen selbst betreffen, meist ist jedoch auch das benachbarte Weichteilgewebe wie zum Beispiel Binde- und Muskelgewebe mitbetroffen.
Die feingeweblichen Eigenschaften des Osteosarkoms sind sehr vielfältig und damit auch das Verhalten des Tumors. In 80 bis 90 Prozent der Fälle liegen sogenannte konventionelle Osteosarkome vor. Es werden noch einige weitere Formen des Osteosarkoms unterschieden, diese kommen aber selten vor.
Diese Knochenkrebsart tritt insgesamt selten auf: Besonders betroffen sind jedoch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, da ein Osteosarkom vor allem während der Wachstumsphase in der Pubertät auftritt. Der Häufigkeitsgipfel liegt bei Mädchen bei 14 Jahren, bei Jungen bei 16 Jahren. Etwa zwei bis drei von einer Million Kinder unter 15 Jahren erkranken jährlich daran. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für Osteosarkome sind noch nicht geklärt. Sie treten aber vornehmlich in der Wachstumsperiode eines jungen Menschen auf, also in der Kindheit und Pubertät, weshalb wachstumsbedingte Ursachen in Erwägung gezogen werden.
Auch eine genetische Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen. Zudem ist das Risiko, an einem Osteosarkom zu erkranken, bei bestimmten erblichen Krankheiten (Retinoblastom, Li-Fraumeni-Syndrom, Bloom-Syndrom) erhöht. Ebenfalls scheint eine vorausgegangeneStrahlen- oder Chemotherpie das Risiko zu erhöhen. Auch chronische Knochenerkrankungen wie zum Beispiel ein Morbus Paget können einem Osteosarkom vorausgegangen sein.
Für die Mehrheit der Patienten (90 Prozent) findet man jedoch keine der oben genannten Risikofaktoren.
Symptome
Treten Schmerzen im Bereich eines Knochens auf, kann dies auf ein Osteosarkom hinweisen. Die Umgebung des Tumors ist oft druckempfindlich, geschwollen oder gerötet. Befindet sich die Geschwulst in der Nähe des Gelenks, kann es eventuell zu einer schmerzhaften oder eingeschränkten Beweglichkeit kommen. Normalerweise passt sich der Knochen in seiner Struktur den Belastungen des Alltags an. Ein Osteosarkom zerstört jedoch den normalen Aufbau des Knochens, er wird instabiler. Daher kann es zu Knochenbrüchen kommen, ohne dass eine entsprechende Gewalteinwirkung vorlag (Spontanfrakturen).
Allgemeine Krankheitssymptome machen sich meist erst bemerkbar, wenn der Tumor fortgeschritten ist und bereits in andere Organe gestreut hat. Dann kann es unter anderem zu Abgeschlagenheit, verminderter Leistungsfähigkeit und Fieber kommen.
Diagnose eines Osteosarkoms
Die Verdachtsdiagnose lässt sich meist schon anhand einer Röntgenaufnahme erhärten. Die Röntgenuntersuchung gehört daher zu den primären Diagnoseverfahren.
Die genaue Lage und Größe des Tumors sowie seine Abgrenzung zu benachbarten Strukturen wie Muskeln, Sehnen oder Gelenkkapsel lässt sich durch die Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) bildlich darstellen. Da sich Weichteile und Knochenmarkanteile mit einer MRT besser darstellen lassen, wird dieses Verfahren bei der Erstdiagnose des Tumors bevorzugt eingesetzt.
Da eine Metastasierung des Tumors meist in die Lunge und/oder die Knochen erfolgt, werden weitere Untersuchungen angeschlossen: Tochtergeschwülste (Metastasen) im Knochen werden mit Hilfe der Skelett-Szintigrafie gesucht. Dazu verabreicht der Arzt eine radioaktive Substanz, die sich bevorzugt in Knochenbereichen mit hoher Stoffwechselaktivität (wie zum Beispiel Tumoren) anreichert. Um Absiedelungen (Metastasen) in der Lunge auszuschließen, muss sich der Patient einer Röntgenuntersuchung sowie einer Computertomografie der Lunge unterziehen.
Des Weiteren wird das Blut untersucht. In einigen Fällen können beim Osteosarkom beispielsweise bestimmte Enzyme wie die alkalische Phosphatase (AP) und Laktatdehydrogenase (LDH) erhöht sein. Ist die Laktatdehydrogenase deutlich erhöht, gilt dies als Zeichen für einen ungünstigen Krankheitsverlauf. Meist finden sich jedoch keine auffälligen Blutwerte.
Um die Diagnose zu sichern, muss eine Probe aus dem verdächtigen Gewebe entnommen werden (Biopsie). Das entnommene Gewebe wird dann von Spezialisten untersucht. Unter dem Mikroskop lassen sich die Tumorzellen erkennen und genau klassifizieren. Diese Probenentnahme und die Gewebeuntersuchung sollten unbedingt in einem auf Knochentumoren spezialisierten Zentrum erfolgen. Gleiches gilt dann auch für die anschließende Behandlung einschließlich der Operation.
Therapie
Nachdem die Diagnose feststeht, erfolgt eine individuelle Planung der Behandlung/Therapie. In der Regel müssen sich Patienten zunächst einer Chemotherapie unterziehen. Dabei werden meist mehrere Zytostatika miteinander kombiniert. Die Chemotherapie soll den Tumor verkleinern und eventuell vorhandene verstreute Tumorzellen zerstören. Daran schließt sich ein chirurgischer Eingriff an, um das Osteosarkom zu entfernen. Liegen bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) vor, müssen diese – soweit möglich – ebenfalls operativ beseitigt werden. An die Operation schließt sich wieder eine Chemotherapie an.
Nur in Einzelfällen kommt eine Strahlentherapie zum Einsatz. Zum Beispiel dann, wenn der Tumor und/oder Metastasen trotz vorangegangener Chemotherapie bei der Operation nicht vollständig entfernt werden konnte.
Prognose
Insgesamt haben sich die Überlebenschancen für Patienten mit Osteosarkom in den letzten Jahren deutlich verbessert. Allerdings hängen die Heilungschancen von mehreren Faktoren ab. Zum einen von der Art und Lage des Tumors, zum anderen von der Größe des Tumors zum Zeitpunkt der Diagnose. Es spielt auch eine Rolle, ob der Tumor auf die Chemotherapie vor der Operation anspricht und wie gut es gelingt, den Tumor ganz zu entfernen. Daher lässt sich keine einheitliche Aussage über die Prognose machen. Die Prognose ist günstiger, wenn der Tumor gut auf die Chemotherapie anspricht und durch einen Operation vollständig entfernt werden kann. Sind Metastasen vorhanden, spielt für die Prognose vor allem eine Rolle, wo die Metastasen liegen und ob sie gut vollständig zu entfernen sind.
Nachsorge eines Osteosarkoms
Nach Therapieende haben Patienten regelmäßige Termine zur Nachsorge. Bei diesen Untersuchungen achten Ärzte nicht nur auf Anzeichen eines Rückfalls, sondern können auch möglicherweise bestehende Funktionseinschränkungen oder Spätfolgen der Chemotherapie erkennen und behandeln.
Mehr Informationen finden Sie auch beim Krebsinformationsdienst oder auf kinderkrebsinfo.de.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.