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Die Lyme-Borreliose kann mehrere Organe betreffen und verläuft von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Am häufigsten zeigt sich die Infektion mit Borrelien an der Haut, es können aber auch Nervensystem und Gelenke sowie selten das Herz betroffen sein. Die verschiedenen Beschwerden können einzeln, gleichzeitig oder nacheinander auftreten.

Zwischen dem Zeckenstich und den ersten Krankheitszeichen vergehen mindestens Tage bis mehrere Wochen. In seltenen Fällen, wenn die Borrelien unbehandelt im Körper überdauern, treten Monate bis Jahre nach der Infektion Beschwerden auf.

Schwere Verläufe der Lyme-Borreliose sind selten. Nur jeder dritte oder vierte Infizierte entwickelt überhaupt Krankheitszeichen.

Ringförmige Hautentzündung (Wanderröte, Erythema migrans)

Erkennungszeichen der Lyme-Borreliose ist die typische Hautentzündung: Um den Zeckenstich bildet sich eine kreisrunde, scharf abgegrenzte Rötung, die sich ringförmig ausbreitet, bis sie einen Durchmesser von mindestens fünf Zentimetern erreicht hat. Weil sie sich in dieser charakteristischen Form ausbreitet, heißt sie auch Wanderröte (Erythema migrans).

Die Rötung bildet sich wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich aus und ist in ihrer klassischen Ausprägung für den Arzt in der Regel auf den ersten Blick erkennbar. Abzugrenzen ist die unmittelbar nach dem Stich auftretende unspezifische Reaktion auf den Zeckenstich. Diese häufig leicht geschwollene Rötung wird meist nicht größer als drei bis vier Zentimeter und bildet sich innerhalb einiger Tage von selbst zurück.

Die Wanderröte ist das häufigste Symptom der Lyme-Borreliose und tritt bei 80 bis 90 von hundert Erkrankten auf. Da sie sehr unauffällig ausfallen kann und nur geringe Symptome verursacht, also zum Beispiel nicht juckt, kann sie leicht übersehen werden.

Typische Rötung bei Borreliose: das Erythema migrans

Typische Rötung bei Borreliose: das Erythema migrans

Hautveränderungen in Zusammenhang mit einem Zeckenstich sollten immer Anlass für einen Arztbesuch sein. Auch wenn die Rötung anders aussieht als die klassische Wanderröte oder nicht wandert kann eine Borrelien-Infektion dahinter stecken. Bei einem Teil der Borreliose-Patienten treten an mehreren Stellen der Haut gleichzeitig runde oder ovale Rötungen auf (Multiple Erythemata migrantia).

Allgemeines Krankheitsgefühl

Innerhalb der ersten Wochen nach einem Zeckenstich können grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, erhöhte Temperatur oder Nachtschweiß ebenfalls auf Borreliose hinweisen. Sie können zusammen mit der Wanderröte oder unabhängig davon auftreten und Zeichen dafür sein, dass sich Borrelien mit dem Blut im Körper ausbreiten.

Blaurote Hautknoten (Borrelien-Lymphozytom)

Ein selteneres Anzeichen der Lyme-Borreliose ist ein meist einzelnes blaurotes Knötchen in der Haut. Das sogenannte Borrelien-Lymphozytom entsteht als Reaktion auf die Bakterien durch Ansammlungen bestimmter Zellen der Körperabwehr (Lymphozyten) in der Haut. Die schmerzlosen weichen Knötchen können an jeder Körperstelle auftreten, finden sich aber vor allem am Ohr, an den Brustwarzen oder im Genitalbereich, seltener an der Nase. Sie treten in den ersten Wochen nach der Infektion auf und sind bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen. Etwa sieben von hundert Kindern und zwei von hundert Erwachsenen mit Lyme-Borreliose haben ein Borrelien-Lymphozytom.

Nervenschmerzen und neurologische Symptome (Neuroborreliose)

Bei 3 bis 15 von hundert Erkrankten befallen die Borrelien das Nervensystem. Häufigstes Zeichen der Neuroborreliose sind brennende und stechende Schmerzen, die vor allem nachts auftreten. Die Nervenschmerzen sind oft gürtelförmig verteilt, können den Ort wechseln und sprechen typischerweise schlecht auf Schmerzmittel an. Durch entzündliche Nervenreizungen können Taubheitsgefühle, Seh- und Hörstörungen auftreten. Auch Lähmungen kommen vor, vor allem der Gesichtsnerven, der Arme und der Beine. Darüber hinaus sind noch weitere neurologische Symptome möglich. Extrem selten sind Schlaganfälle infolge eines Befalls der Gehirngefäße.

Bei Kindern äußert sich die Neuroborreliose am häufigsten mit einer plötzlichen Gesichtsnervenlähmung (Fazialisparese) oder starken Kopfschmerzen, eventuell mit Nackensteifigkeit, Lichtscheu, Übelkeit, Erbrechen oder Müdigkeit, durch eine Hirnhautentzündung (lymphozytäre Meningitis).

Zwischen dem Zeckenstich und dem Auftreten der Neuroborreliose können Wochen, aber auch Monate liegen. Manche Betroffenen haben vorher eine Wanderröte beobachtet. Die neurologischen Symptome können aber auch gleichzeitig mit der Wanderröte oder ohne bemerkte Hautveränderungen auftreten.

Herzentzündung (Karditis)

Selten führt der Befall mit Borrelien zu einer Entzündung des Herzens (Karditis), die sich vor allem mit Herzrhythmusstörungen bemerkbar machen kann.

Späte Borreliose: chronische Entzündungen der Gelenke, der Haut und des Nervensystems

Wird die Borreliose nicht mit Antibiotika behandelt, können die Erreger im Körper überdauern und nach Monaten bis Jahren späte Symptome verursachen. Späte Stadien der Borreliose sind selten und betreffen vor allem Gelenke, Haut und Nervensystem. Typischerweise entzünden sich einzelne oder wenige große Gelenke – am häufigsten die Kniegelenke, seltener Sprung- und Ellenbogengelenke – mit typischerweise massiver Schwellung (Lyme-Arthritis). Die Beschwerden können anhalten oder in Schüben auftreten.

Vor allem an Armen und Beinen verändert sich manchmal die Haut. Sie schwillt zunächst an und wird dann dünner und verfärbt sich bläulich. Häufig kommen Zeichen einer Nervenschädigung dazu wie Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen oder gesteigerte Schmerzempfindlichkeit. Diese sogenannte Akrodermatitis chronica atrophicans betrifft vor allem Frauen im fortgeschrittenen Lebensalter.

Auch eine chronische Gehirn- und Rückenmarkentzündung ist ein mögliches Spätsymptom der Borreliose. Zeichen der späten Neuroborreliose sind vielfältig, häufig kommen spastische Lähmungen mit Gangstörung und Blasenstörung vor.

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