Fersensporn: Schmerzen beim Auftreten

Die Grafik zeigt, wo der Fersensporn entsteht. Um das komplette Bild zu sehen, bitte auf die Lupe oben links klicken
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Was ist ein Fersensporn?
Ein Fersensporn (Kalkaneussporn) ist ein dornenförmiger, knöcherner Fortsatz, der sich am Fersenknochen – dem Fersenbein (Calcaneus) – bildet. Dabei gibt es zwei Varianten: Den unteren und den oberen Fersensporn (siehe Grafik). Beide entstehen im Bereich von Sehnenansätzen:
- Der untere (sohlenseitige, plantare) Fersensporn ist der weitaus häufigere. Er bildet sich an der Unterseite des Fersenknochens. Der Dorn liegt dabei am Ansatz der Sehnenplatte der Fußsohle (Plantarfaszie, Plantaraponeurose) und zeigt in Richtung der Zehen. Die Plantarfaszie ist ein dicker platter Strang aus sehr festem Bindegewebe, der das Fußlängsgewölbe passiv hält. Diese Sehnenplatte erstreckt sich zwischen Ferse und den Zehengrundgelenken.
- Der obere (dorsale oder kraniale) Fersensporn ist seltener. Dabei bildet sich der knöcherne Fortsatz an der Rückseite des Fersenbeins – am Ansatz der Achillessehne. Durch eine Überbelastung des Fußes kommt es am Sehnenansatz zu kleinen Einrissen (Mikrotraumen) und einer Entzündungsreaktion, welche die Beschwerden verursachen.
Der dornförmige Knochenauswuchs findet sich bei etwa zehn Prozent der Erwachsenen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Das Durchschnittsalter liegt um das 50. bis 60. Lebensjahr.
Nicht immer bereitet der Dorn Probleme, sondern findet sich als Zufallsbefund im Röntgenbild (siehe unten). Erst, wenn sich das Gewebe um den Fersensporn entzündet, zum Beispiel durch eine Überbelastung des Fußes, kommt es zu Schmerzen.

Ungedämpftes Schuhwerk kann zu einer ungünstigen Druckverteilung am Fuß führen
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Ursachen
Warum entsteht der Fersensporn?
Über Jahrzehnte flacht das Längsgewölbe des Fußes ab, dadurch gerät die Plantarfaszie unter Zug und es kann zur Reizung am Ursprung der Faszie kommen.
Der übermäßigen Belastung versucht der Körper gegenzusteuern: Er lagert Kalk an den betroffenen Sehnenansätzen ein, um für mehr Stabilität zu sorgen. Der Fersensporn ist also eigentlich eine Art Notfallmaßname unseres Organismus. Hält die Fehlbelastung jedoch weiter an, kann sich das Gewebe um den Knochenauswuchs herum entzünden und Schmerzen bereiten.
Was belastet die Füße?
Übergewicht: Beim Gehen und vor allem beim schnellen Laufen werden die Füße mit einem Vielfachen des Körpergewichts belastet. Die Füße übergewichtiger Menschen sind einer höheren Belastung ausgesetzt als solche Normalgewichtiger.
Muskelschwäche, Fehlstellungen: Sind die Muskeln zu schwach, zum Beispiel durch Bewegungsmangel, kommt es schneller zur Überbeanspruchung der Füße. Eine verkürzte Wadenmuskulatur kann die Sehnen des Fußes ebenfalls ungünstig unter Spannung setzen und einen Fersensporn provozieren. Auch Wirbelsäulenfehlstellungen und ein Beckenschiefstand müssen als Ursache in Betracht gezogen werden. Ebenso manche angeborene oder erworbene Fehlstellung der Füße. Beim Senkfuß wird die Sohlen-Sehnenplatte überdehnt und übt einen hohen Zug am Fersenbeinansatz aus. Ebenfalls diskutiert wird die "Abnutzung" des Fettpolsters der Ferse als Ursache für Beschwerden in diesem Bereich. Eindeutig nachgewiesen ist das allerdings noch nicht.
Auslöser der Probleme ist also weniger der neue, zusätzliche Knochendorn, sondern vielmehr eine anhaltende Überbelastung des Fußes. Je häufiger er übermäßig gefordert wird, desto größer kann der Fersensporn werden, und desto häufiger kann es zu Entzündungen und Schmerzen kommen. Die Größe eines Fersensporns lässt jedoch keine Rückschlüsse auf das Ausmaß der Beschwerden zu.
Falsches Schuhwerk kann zu einer ungünstigen Druckverteilung im Fuß führen. Tatsächlich bekommen Patienten häufig nach dem Tragen von Schuhen ohne Absatz mit dünner Ledersohle (zum Beispiel Mokassins) ganz plötzlich Fersenschmerzen. Aber auch zu kleine Schuhe oder besonders eine nicht ausreichende Dämpfung der Schuhsohle führen schnell zur Überbelastung der Ferse.
Beim Sport oder durch langes Stehen und Gehen werden die Füße stark beansprucht und es kann sich ein Fersensporn bilden – vor allem dann, wenn zusätzlich die Schuhe schlecht dämpfen, Aufwärmübungen vor dem Sport vernachlässigt werden oder die (Lauf-)Technik nicht stimmt.

Bei einem Fersensporn treten die Schmerzen im Bereich der Überlastung auf
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Symptome
Fersenschmerzen beim Auftreten sind das Hauptsymptom einer Entzündung im Bereich des Fersensporns. Art, Intensität und Häufigkeit können sehr unterschiedlich sein. Meistens sind die Schmerzen stechend oder brennend – als ob man in einen Nagel getreten wäre.
Oft haben die Betroffenen den Fuß zuvor längere Zeit durch Stehen, Gehen oder Laufen belastet und anschließend eine Ruhephase eingelegt. Im typischen Fall schmerzen besonders die ersten Schritte am Morgen, nach dem Aufstehen aus dem Bett. Nach einer gewissen Zeit der Belastung lassen die Schmerzen dann wieder etwas nach.
Auch der Druck auf die betroffene Stelle kann schmerzhaft sein: Beim unteren Fersensporn sitzt dieser Druckschmerz typischerweise an der Fußsohle direkt unterhalb der Ferse. Beim oberen Fersensporn schmerzt der Druck auf den Ansatz der Achillessehne – also im hinteren oberen Bereich der Ferse. Die Stelle kann außerdem geschwollen und gerötet sein.
Ist die Entzündung bereits chronisch, verursacht der Fersensporn unter Umständen dauerhafte Fersenschmerzen.
Nicht immer bereitet ein Fersensporn Probleme. Manchmal wird der knöcherne Sporn auch zufällig auf einem Röntgenbild entdeckt und bleibt ansonsten symptomlos.

Röntgenaufnahme des Fußes: Der Fersensporn ist am Fersenbein erkennbar
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Diagnose
Am Anfang steht ein Arztgespräch in welchem erfragt wird, wann und wobei die Schmerzen auftreten. Bei der Untersuchung des betroffenen Fußes wird geprüft, ob und an welchen Stellen der Fuß druckschmerzhaft ist. Ein sehr großer Fersensporn lässt sich durch den Druckschmerz genau lokalisieren. Ein Schmerz an der Innenseite des Fersenknochens bei ausgestreckten Zehen kann auf einen entzündeten Fersensporn hindeuten. Der Schmerz wird in diesem Fall zu den Zehnen fortgeleitet.
Um einen Fersensporn sicher nachzuweisen, ist eine Röntgen-Untersuchung erforderlich. Auf dem Röntgenbild ist ein Fersensporn deutlich sichtbar. Er zeigt sich als dornenförmiger Knochenfortsatz, der entweder von der Unterseite des Fersenbeins in Richtung Fußspitze nach vorn ragt (unterer, plantarer Fersensporn) oder er befindet sich am hinteren Rand des Fersenbeins (dorsaler Fersensporn).
Bei leichten Fersenschmerzen und wenn keine Hinweise auf andere Ursachen für die Beschwerden vorliegen, ist eine Röntgen-Untersuchung aber oft entbehrlich. Stattdessen kann direkt mit der Therapie begonnen werden.
Besteht der Verdacht auf andere Auslöser der Fersenschmerzen, kann – je nach Vermutung des Arztes – das Röntgenbild, eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) Klarheit bringen. Vermutet der Arzt eine entzündliche Grunderkrankung wie eine Ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) mit Sehnenansatzschmerzen (Enthesopathie) kann er eventuell eine Blutprobe untersuchen.
Manchmal wird ein Fersensporn rein zufällig auf einem Röntgenbild entdeckt. Solange er keine Beschwerden oder Entzündungen verursacht, muss er nicht behandelt werden.

Bei einem Fersensporn helfen oft maßgefertigte Einlagen. Hier wird dazu ein Fußabdruck angefertigt
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Therapie
Der Arzt wird dem Patienten zunächst raten, den betroffenen Fuß vorübergehend zu entlasten. Bis eine Besserung eingetreten ist, sollten die Patienten zum Beispiel allzu intensiven Sport oder lange Fußmärsche mit ungepolsterten Schuhen vermeiden.
Fersensporn: Das hilft kurzfristig
Gepolsterte Fersenkissen verringern den Druck auf die Ferse ebenso wie eine leichte Absatzerhöhung und lassen die Schmerzen beim Gehen geringer werden. Das Gewebe um den Fersensporn kann abschwellen und die Entzündung allmählich abklingen.
Halten sich die Schmerzen hartnäckig, helfen eventuell schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente oder Salben. Bei der Auswahl geeigneter Präparate beraten Arzt oder Apotheker. Der Arzt kann im akuten Stadium außerdem entzündungshemmende Wirkstoffe wie Kortison und örtliche Betäubungsmittel um den Fersensporn herum spritzen, wodurch für eine bestimmte Zeit Beschwerdefreiheit erreicht wird. Als Dauertherapie eignen sich diese Maßnahmen jedoch eher nicht.
Das hilft auf längere Sicht bei einem Fersensporn
Einlagen: Zur längerfristigen Behandlung haben sich individuell angepasste Schuheinlagen bewährt. Sie unterstützen den Fuß gezielt und reduzieren die Belastung im Bereich des Fersensporns durch Schaumgummi-Unterfütterung oder Hohllegung (eine Art genau geplante Aussparung in der Einlagenbettung). So sorgen sie für eine optimale Druckverteilung.
Entlastung: Der Abbau von Übergewicht ist sinnvoll, um die Belastung auf die Füße weiter zu verringern. Einseitige Belastungen sind nach Möglichkeit zu vermeiden, eine Wirbelsäulen- und Beckenfehlstellungen müssen zuvor ausgeschlossen werden. Sportler sollten sich vor dem Training stets mit ein paar Übungen aufwärmen. Die Füße brauchen außerdem immer wieder ausreichende Ruhepausen.
Geeignete Schuhe: Wer viel Sport treibt, sollte sich am besten in Sachen optimales Schuhwerk und Lauftechnik beraten lassen. Hat die Ferse schon einmal Probleme bereitet, ist es besonders wichtig, nicht nur zum Training, sondern möglichst oft bequeme, gut gepolsterte Schuhe zu tragen. Das gilt insbesondere auf hartem Untergrund. Flache Schuhe mit harter Sohle bleiben besser die Ausnahme.
Physiotherapie kann die Entlastungsmaßnahmen beim Fersensporn ergänzen. Die Muskeln und Sehnen an der Fußsohle werden mit bestimmten Übungen gedehnt und gekräftigt. Diese Übungen sollten am besten unter Anleitung eines Physiotherapeuten erlernt und regelmäßig zuhause fortgesetzt werden.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) lenkt der Arzt Stoßwellen auf die betroffene Stelle, wodurch es zu zu einer Verminderung bis zum völligem Verschwinden der Schmerzen kommen kann. Die Behandlung ist nur wenig schmerzhaft, Schwellungen treten gelegentlich auf. Die Stoßwellentherapie erfordert einige Sitzungen im Abstand von einigen Tagen oder Wochen. Seit 30. Juli 2018 ist die extrakorporale Stoßwellentherapie eine Kassenleistung und wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Vorraussetzung zur Kostenübernahme ist ein fortbestehender Schmerz über mindestens sechs Monate und eine unzureichende Besserung durch andere Therapiemaßnahmen, Dehnübungen, Schuheinlagen oder eventueller Absatzerhöhung. Wenn Fehlbelastungen nicht korrigiert werden, kann es aber sein, dass der Fersensporn wieder schmerzt. Daher sind weiterhin Entlastungen durch Einlagen sowie physikalische Übungen sinnvoll. Nicht die Größe des Fersensporns, sondern das entstehen beziehungsweise wachsen des Sporns ist häufig mit Beschwerden verbunden. Bei fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung ist bei Röntgenaufnahmen wegen anderer Indikationen ein Fersensporn nachweisbar, ohne dass diese Personen jemals entsprechende Schmerzen gehabt haben müssen.
Röntgenstrahlen: Ein weiterer Therapieansatz ist eine niedrigdosierte Röntgenbestrahlung. Die Studienlage hierzu ist gering. Infrage kommt die Therapie bei Patienten, welche auch nach Einlagenbehandlung, physikalischer Therapie und Schmerzmitteleinnahme keine deutliche Besserung der Beschwerden zeigten.
Die Operation ist bei einem Fersensporn die Ausnahme, die Beschwerden bessern sich im Anschluss nicht immer. Bei dem Eingriff wird ein Teil der Sehnenplatte des Fußes abgetrennt, um die Spannung auf die Sehnen zu reduzieren. Dadurch kann sich allerdings langfristig das Längsgewölbe abflachen (Senkfuß). Mögliche Komplikationen wie Nervenschäden, Infektionen oder eine Verletzung von Blutgefäßen, die generell bei Operationen auftreten können, müssen bedacht werden. Im Bereich der Operationsnarbe können außerdem Beschwerden wie beim Fersensporn selbst auftreten.

Dr. med. Martin Talke
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Beratender Experte
Dr. med. Martin Talke ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Rheumatologie mit Zusatzbezeichnungen Sportmedizin und Physikalische Therapie. Von 1980 bis 2012 war er in eigener orthopädischer Praxis in Berlin tätig. Seit 2013 arbeitet er in einem Medizinischen Versorgungszentrum in Berlin.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.