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Ein Ohr tut weh. Das kennen viele Menschen aus ihrer Kindheit, wenn das Mittelohr entzündet ist. Aber auch eine Entzündung des Gehörgangs kann sehr schmerzhaft und bei Diabetes sogar gefährlich werden.

Diese Menschen sind besonders betroffen

Ausgelöst wird die Infektion meist durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze. Typische Beschwerden sind Juckreiz und Schmerzen, manchmal tritt Flüssigkeit aus dem Gehörgang. Schwillt das Gewebe stark an, hört der Patient schlecht. Drückt man auf den Knorpel am Ohreingang oder zieht am Ohr, tut das weh.

Jeder Zehnte leidet im Lauf seines Lebens an einer Gehörgangsentzündung. Aber manche trifft es häufiger: Schwimmer, Taucherinnen, Hörgeräteträger, Menschen, die häufig Ohrstöpsel tragen oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte haben. Und Menschen mit schlecht eingestelltem Diabetes, weil sich ihr Körper nicht so gut gegen Infektionen wehren kann.

Wenn der Diabetes feinste Nervenenden geschädigt hat, nehmen die Betroffenen manchmal Schmerzen nicht wahr. Die Entzündung fällt dann nicht unbedingt auf.

Dauerhafte Beschwerden gehören in ärztliche Behandlung

Professorin Susanne Wiegand, leitende Oberärztin an der HNO-Klinik der Universität Leipzig, rät: „Gehen Sie bei Beschwerden, vor allem, wenn sie nicht nach wenigen Tagen verschwinden, zum Arzt, damit er die Ursache klärt.“ Ist der Gehörgang entzündet, helfen desinfizierende und gegebenenfalls antibiotische Ohrentropfen. „Bei starker Schwellung verordne ich zusätzlich Kortisontropfen“, sagt Wiegand, „damit die Betroffenen wieder besser hören. Manchmal sind auch Schmerzmittel notwendig. Bei Diabetes sprechen Sie bitte mit Ihrer Ärztin oder ihrem Arzt, welche Schmerzmittel sich eignen.

Bei Patientinnen und Patienten, die mit der Anwendung von Ohrentropfen Schwierigkeiten haben, kann der Arzt auch mit Antibiotika-Salbe getränkte Mullstreifen in den Gehörgang legen. Sie werden alle zwei Tage gewechselt.

Antibiotika in Tablettenform sollten anfangs nur zum Einsatz kommen, wenn die Betroffenen die Ohrentropfen nicht anwenden können sowie bei einem schlecht eingestellten Diabetes. Auch bei einer Krebserkrankung, wenn das Immunsystem unterdrückt ist, ist eine Behandlung mit Antibiotika-Tabletten manchmal notwendig, um die Erreger wirksam zu bekämpfen.

Wenn die Therapie nicht anschlägt

In der Regel heilt die Infektion mit der richtigen Behandlung rasch ab, und die Patientinnen und Patienten fühlen sich nach zwei bis drei Tagen deutlich besser. In den ersten drei Wochen soll der betroffene Gehörgang möglichst trocken bleiben und zum Beispiel beim Duschen mit einer Haube vor Feuchtigkeit geschützt werden.

Schlägt die Therapie nicht an, kann in der Arztpraxis ein Abstrich gemacht werden, um die Erreger zu bestimmen. Das ist manchmal nötig, um eine sehr seltene, aber gefährliche Komplikation früh zu erkennen. Dabei breitet sich die Entzündung zum Beispiel auf den Schädelknochen aus. „Weil diese Komplikation so selten ist, erkennen auch HNO-Ärzte sie manchmal nicht“, sagt Susanne Wiegand. Betroffen sind vor allem ältere Männer mit schlecht eingestelltem Diabetes.

Die Behandlung erfolgt in der Regel im Krankenhaus mit Antibiotika-Infusionen über mindestens vier bis sechs Wochen. Ebenfalls wichtig ist, die Diabetestherapie zu verbessern. Regelmäßige Nachkontrollen bei der HNO-Ärztin oder dem Arzt helfen einen Rückfall rechtzeitig zu bemerken.

Diese Symptome treten bei einr chronischn Gehörgangsentzündung auf

Wenn sich der Gehörgang mindestens viermal im Jahr entzündet oder die der Infekt länger als drei Monate anhält, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer chronischen Gehörgangsentzündung. Sie ist nicht lebensgefährlich, aber sehr unangenehm. Bei Diabetes und Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte tritt sie häufiger auf. Oft sind beide Ohren betroffen.

Typische Symptome sind Juckreiz und Schwerhörigkeit durch die Schwellung, nur selten Schmerzen. Alkoholhaltige Mullstreifen im Gehörgang helfen das Ohr trocken zu halten, Ohrentropfen mit Kortison lassen die Schleimhaut abschwellen. Langfristig muss aber die Grunderkrankung behandelt und zum Beispiel der Blutzucker optimal eingestellt werden. Die Entzündung kann trotz Therapie sehr hartnäckig sein. Der Patient muss den Gehörgang trocken und frei von jeglichen Reizstoffen wie Shampoos halten.

Wegen der Verletzungsgefahr sind Wattestäbchen tabu. Ein gesundes Ohr reinigt sich von selbst. Wer zu Gehörgangsentzündungen neigt, sollte Feuchtigkeit etwa nach dem Baden durch Kosmetiktücher aufsaugen, damit das Ohr trocknen kann. Falls das nicht reicht: Ohren regelmäßig vom Arzt reinigen lassen.

So wenden Sie Ohrentropfen richtig an

– Legen Sie sich am besten auf die Gegenseite

– Tropfen Sie mit der Pipette einen Tropfen in das erkrankte Ohr

– Bleiben Sie anschließend ein paar Minuten auf der Seite liegen

– Bewegen Sie das Ohr sanft hin und her, dann verteilt sich das Medikament besser im Gehörgang