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So wenden Sie Patchpumpen richtig an

Patchpumpen bleiben drei Tage auf der Haut. Dann entsorgt man die Einmalpumpe mit eingebautem Insulinreservoir, Batterien und Teflonkanüle. Bevor der Nutzer eine Pflasterpumpe etwa auf dem Oberarm oder am Bauch aufklebt, füllt er das für den Tragezeitraum von drei Tagen benötigte Insulin (mindestens 85, maximal 200 Einheiten) mit einer Umfüllhilfe aus einem Insulinfläschchen in das Reservoir der Pumpe. Diese wird mit einem handyähnlichen Steuergerät bedient.

Die Teflonkanüle setzt man sich per Fernsteuerung und mithilfe einer Führungsnadel unter die Haut. Derzeit (Stand Februar 2023) bietet in Deutschland nur ein Hersteller eine Patchpumpe an.

Patchpumpen ohne Schlauch

Manche Menschen, die viel Sport treiben oder körperlich arbeiten, bevorzugen Patchpumpen. Sie sind kleiner und leichter als Pumpen mit Schlauch. Man muss sich nicht überlegen, wo man das Gerät verstaut und nichts kann sich verheddern. Hängen bleiben kann man allerdings auch mit Patchpumpe, etwa am Türrahmen. Auch für Badefans bieten sich Klebepumpen an.

Insulinpumpe

Patch-Pumpe

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Insulinpumpe

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Das derzeit in Deutschland erhältliche Modell darf für eine Stunde und bis zu 7,6 Meter tief ins Wasser. Bei Schlauchpumpen ist es sicherer, diese zum Baden abzulegen. Denn selbst im Gehäuse von Modellen, die als wasserdicht ausgeliefert werden, können sich unbemerkt feine Risse bilden, durch die Wasser eindringt. Alle Patchpumpen haben eine Fernbedienung. Diese ermöglicht es, diskret Insulin abzurufen, etwa vor dem Essen.

Patchpumpen mit Schlauch

Auch für eine klassische Insulinpumpe spricht einiges. Sie lässt sich jederzeit an einer anderen Stelle tragen und abkoppeln. Stört sie zum Beispiel nachts am Körper, legt man sie neben sich. Zur Bedienung ist kein Extragerät nötig. Manche kommunizieren mit einem Glukosesensor und steuern die Insulinabgabe abhängig von den Zuckerwerten. Das kann Blutzuckerschwankungen verringern. Patchpumpen bieten diese Möglichkeit noch nicht.

Wer die Kanüle nach spätestens zwei Tagen wechseln muss oder Stahlkanülen bevorzugt, sollte eine Schlauchpumpe wählen. Denn Patchpumpen haben Teflonkanülen, während es für herkömmliche Pumpen beide Kanülen­varianten gibt. Das Pflaster dafür bedeckt weniger Haut als bei einer Patchpumpe — was bei Hautproblemen wichtig sein kann.

Bei hohem Insulinbedarf von mehr als 200 Einheiten in drei Tagen reicht eine Patchpumpe nicht für die vorgesehene Tragezeit. Liegt der Bedarf unter der Mindestfüllmenge von 85 Einheiten, wird das restliche Insulin vergeudet. Ein Kriterium bei sehr niedrigem Insulinbedarf: Mit manchen Schlauchpumpen lässt sich Insulin feiner dosieren als mit Patchpumpen.

Das sollen zukünftige Modelle leisten

Weitere Patchpumpen sollen dieses Jahr auf den deutschen Markt kommen. Bei einer lassen sich die Bestandteile einzeln entsorgen: Das Insulinreservoir mit Batterie sobald es leer ist— spätestens nach vier Tagen — und die Kanülen­einheit, wenn man die Stelle wechseln muss: spätestens nach drei Tagen. Die Basis hält sechs Monate. Insulin lässt sich per Steuergerät oder direkt an der Pumpe abrufen. Die Kanüle wird mit einer Setzhilfe per Knopfdruck unter die Haut gelegt.

Das System ist nicht wasserdicht, Pumpenbasis samt Insulinreservoir lassen sich aber vorübergehend abnehmen. Ein weiteres Modell kombiniert Patch- und Schlauchpumpe. Es lässt sich mit einem fünf oder 30 Zentimeter langen Schlauch tragen und wird entweder auf die Haut geklebt oder wie eine Schlauchpumpe gehandhabt, etwa in der Hosentasche. Nutzer erhalten zwei Pumpen. Während sie die eine tragen, lädt die andere auf. Bedient wird auch hier mit einem handyähnlichen Steuergerät. Bald soll es erste Patchpumpen geben, die mit einem Glukosesensor zusammenarbeiten und Insulin abhängig vom Zuckerspiegel abgeben.

Wann zahlt die Krankenkasse?

Die Krankenkasse zahlt eine Pumpentherapie vor allem bei Typ-1-Diabetes, wenn man trotz optimierter intensivierter Insulintherapie (ICT) die Therapieziele nicht erreicht. Welches Modell sich eignet und welche Unterlagen für den Antrag bei der Kasse nötig sind, bespricht man mit seinem Diabetologen. Oft wird die Pumpe zunächst für drei Monate bewilligt und vor der endgültigen Genehmigung der Therapieerfolg geprüft. Erhältlich sind Pumpen bei Herstellern, Diabetes-Fach- und Versandhändlern. Viele Kassen haben Versorgungsverträge mit Lieferanten geschlossen. Darin enthalten ist eine bestimmte Menge Patchpumpen bzw. Infusionssets (für Schlauchpumpen).

Weniger Müll?

Seit zunehmend mehr Patienten moderne Diabetestechnik nutzen, wachsen die Müllberge durch die Therapie. Experten fordern von den Herstellern, nachhaltigere Produkte zu entwickeln: etwa lange haltbare oder gut recycelbare Geräte mit weniger Verpackung. Menschen mit Diabetes sollten auch nach solchen Kriterien auswählen und von den Firmen entsprechende Infos erfragen: etwa, wie sich der Diabetesabfall umweltfreundlich entsorgen lässt, ob man gebrauchte Patchpumpen zurücksenden kann und — falls ja — ob und wie sie recycelt werden.

Fachliche Beratung: Dr. Sandra Schlüter und Prof. Lutz Heinemann, Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie (AGDT) der Deutschen Diabetes Gesellschaft

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Quellen: