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Stimmt etwas mit meinem Insulin nicht?

Eigenartig: Sie haben die passende Insulindosis gespritzt. Doch der Blutzucker schießt hoch und weigert sich, wieder in einen akzeptablen Bereich zu fallen. „Das ist eher selten der Grund dafür, dass das Hormon den Blutzucker kaum mehr senkt“, sagt Dr. Andreas Liebl, Chefarzt am Zentrum für Diabetes- und Stoffwechselerkrankungen der m&i-Fachklinik Bad Heilbrunn.

Was alles dahinterstecken kann, lesen Sie weiter unten. Wichtig, laut Liebl: „War der Blutzucker ein paar Stunden zu hoch, sprechen die Zellen vorübergehend schlechter auf Insulin an. Das bedeutet, dass kurzfristig mehr Insulin nötig ist, um den Blutzucker runterzubekommen.“ Wer Typ-1-Diabetes hat, sollte bei erhöhten Werten, die sich nicht senken lassen, immer auch an eine mögliche Ketoazidose denken.

Stimmt meine Spritztechnik nicht?

Das ist eine wichtige Frage, wenn Insulin nicht wirkt: Ist die Nadel korrekt gesetzt, so dass es im Fett unter der Haut landet? Nur von dort gelangt es zuverlässig ins Blut und kann seine Wirkung entfalten. „Wenn Sie eine zu kurze Pen-Nadel verwenden, zu flach einstechen oder durch die Kleidung spritzen, landet das Insulin vielleicht in den oberen Hautschichten und wird nicht richtig aufgenommen“, sagt Diabetesberaterin Wiebke Kurzawa aus München.

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Ziehen Sie die Nadel nach dem Spritzen sofort heraus, hat der Pen noch nicht die gesamte Dosis abgegeben. „Falls Sie den Dosierknopf des Pens beim Spritzen drehen, statt zu drücken, wird gar kein Insulin abgegeben“, sagt Kurzawa. Ihr Rat: Pen mit zum Arzt nehmen und dort Spritztechnik und Nadellänge prüfen lassen. Stechen Sie die Nadel ohne Hautfalte senkrecht ein, genügt oft eine fünf Millimeter lange Nadel. „Vier-Millimeter-Nadeln können für Erwachsene zu kurz sein. Wer ein wenig schräg einsticht, verfehlt vielleicht das Unterhautfettgewebe“, sagt Kurzawa.

Bermerke ich Veränderungen an den Einstichstellen?

Das ist eine häufige Ursache für eine unzuverlässige Insulinwirkung: Sie spritzen Insulin oder legen die Pumpen-Kanüle oft in dieselbe Stelle. Oder wechseln die Pen-Nadel zu selten. Das kann Verdickungen oder Verhärtungen des Fettgewebes – Lipohypertrophien, kurz Lipos – auslösen. Aus ihnen gelangt Insulin ungleichmäßig ins Blut. Dann kann der Blutzucker stark schwanken, der Insulinbedarf steigen. „Lassen Sie die Spritzbereiche beim Arzt kontrollieren“, rät Kurzawa. Meiden Sie Lipos so lange für Injektionen, bis sich diese zurückgebildet haben.

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Um vorzubeugen: Wechseln Sie beim Spritzen oder Legen der Kanüle jedes Mal die Einstichstelle. Nehmen Sie für jede Injektion eine neue Nadel. Kanüle nicht länger liegen lassen als empfohlen. „Wegen der Entzündungsgefahr und weil sich die Insulinaufnahme kritisch verändern kann“, so Liebl. Bei hohen Werten prüfen: Ist Insulin aus der Einstichstelle gelaufen, erkennbar am feuchten Pflaster? Oder die Kanüle herausgerutscht? Teflonkanülen können abknicken, was die Insulinzufuhr unterbricht. Im Zweifel sofort Kanüle wechseln.

Ist mein Insulin zu heiß geworden?

Es verträgt keine extreme Hitze. „Lassen Sie den Pen etwa in der prallen Sonne im Auto liegen, kann es einen Teil seiner Wirkung verlieren“, sagt Liebl. Insulin in Gebrauch muss nicht gekühlt werden. Transportieren Sie es an heißen Tagen trotzdem besser in einer Kühltasche aus der Apotheke. Für einige Insulinpens gibt es zudem eine Temperaturschutzkappe.

Ihre Pumpe bitte samt Schlauchunter der Kleidung tragen. Direkt am Körper ist es bei Hitze am kühlsten. Eine Pumpenkühltasche bietet Extra-Schutz an sehr heißen Tagen.

Ist mein Insulin zu kalt geworden?

Auch Minusgrade schaden dem Insulin. Gefriert es einmal, wird es unbrauchbar. Egal ob Pen oder Pumpe (samt Schlauch): Beides ist an kalten Tagen nah am Körper am sichersten aufgehoben. Insulinvorräte lagern Sie am besten im Gemüsefach des Kühlschranks. Bitte nicht nahe an Hinterwand, Gefrierfach oder in einer 0-Grad-Zone. Für Flüge gehört Insulin ins Handgepäck. Aufgegebene Koffer stehen zum Verladen vielleicht eine Weile in der Hitze oder Kälte. Bei Verdacht, dass Ihr Insulin kaputt ist: neue Packung nehmen.

Ist mein Insulin zu alt?

Angebrochenes Insulin hält bei Raumtemperatur und vor Licht geschützt bis zu vier Wochen. Manche Insuline auch länger. Beachten Sie die Herstellerangaben und auch das Haltbarkeitsdatum.

Stimmt etwas mit meiner Pumpe oder dem Pen nicht?

Überprüfen Sie die Geräte. Ist Insulin aus der Patrone oder dem Schlauch ausgetreten? Sind diese voller Luft? Gibt der Pen Insulin ab? Lassen Sie ihn im Zweifel in der Apotheke prüfen. Dort erhalten Sie, falls nötig, rasch Ersatz. Meldet die Pumpe einen Verstopfungsalarm, ist vielleicht seit Stunden kein Insulin mehr in den Körper gelangt. Eine gefährliche Übersäuerung droht. Dann bitte vorgehen wie weiter unten beschrieben. Bei einem Pumpendefekt hilft der Hersteller weiter.

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Geht es mir gerade psychisch nicht so gut?

Stress, Sorgen und Schmerzen erhöhen den Pegel an Stresshormonen. „Diese wirken dem Insulin entgegen und jagen den Blutzucker hoch“, sagt Liebl. Fragen Sie beim Arzt, wie Sie die Insulindosis anpassen können, um dem entgegenzuwir- ken. Und was Sie gegen Probleme wie Schmerzen tun können. Sagen Sie es auch, wenn Sie sich psychisch belastet fühlen. Werden körperliche und seelische Probleme behandelt, brauchen Sie wahrscheinlich wieder weniger Insulin und die Werte bessern sich trotzdem. Auch Fieber und hormonelle Schwankungen vor der Periode können den Insulinbedarf erhöhen.

Habe ich zugenommen?

„Jedes Extra-Kilo macht die Zellen insulinunempfindlicher“, sagt Liebl. Die bisherige Dosis reicht dann nicht mehr, um den Blutzucker ausreichend zu senken. Versuchen Sie, wieder zu einem gesünderen Lebensstil zu finden.

Nehme ich derzeit spezielle Medikamente ein?

Besonders eine Therapie mit Kortisontabletten kann den Insulinbedarf deutlich erhöhen. Daher bitte möglichst vorab den Arzt fragen, wie die Dosis angepasst werden sollte. Ihr Apotheker prüft gerne, ob auch andere Arzneimittel, die Sie nehemn, Ihren Insulinbedarf beeinflussen können.

Die Bauchspeicheldrüse

Bei Typ-2-Diabetes kann die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse mit der Zeit immer stärker nachlassen. Dann ist mehr Insulin nötig, um den Blutzucker ausreichend zu senken. Das lässt sich auch mit einem gesunden Lebensstil nicht immer vermeiden.

Bei Typ-1-Diabetes können sich die insulinproduzierenden Zellen nach Beginn der Insulintherapie vorübergehend erholen, sodass der Insulinbedarf sinkt. Nach Versiegen der Insulinproduktion steigt er wieder.